Ein Hoch auf den Jungen
Monaco feiert die Geburt der Zwillinge. Die Reihe der Thronfolge sorgt nun für Gesprächsstoff. Der kleine Jacques ist Thronfolger, obwohl seine Schwester vor ihm zur Welt kam.
An Schlaf war bei den Monegassen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag lange nicht zu denken. 42 Kanonenschüsse hallten über den „Felsen“, wie der Zwergstaat an der Côte d‘Azur auch genannt wird. 21 für Gabriella Thérèse Marie, 21 für Jacques Honoré Rainier – die am Mittwoch geborenen Zwillinge von Fürstin Charlène und Fürst Albert II. Dabei hätten dem Jungen laut Tradition eigentlich 101 Salven von der früheren Festung Fort Antoine zugestanden. Albert jedoch hatte angeordnet, diesen Brauch auszusetzen – eine Innovation, die im Männerklub Monaco die einzige bleiben dürfte.
Auch wenn unter vielen der 36 000 Einwohner derzeit Festtagsstimmung herrscht und zahlreiche Menschen gestern ihre Häuser und andere Gebäude in den rot-weißen Nationalfarben des Fürstentums schmückten, drangen sofort die Stimmen der Kritiker durch den Jubel durch. Mittelalterlich und antiquiert sei das Haus Grimaldi. Tatsächlich ist die Emanzipation noch nicht in den Gassen von Monte Carlo angekommen.
Prinz Jacques wird einmal seinen Vater als Fürst beerben
Obwohl Prinzessin Gabriella die Erstgeborene ist und ihr Bruder zwei Minuten nach ihr das Licht der Welt erblickte, wird Prinz Jacques einmal seinen Vater als Fürst beerben und dann den Titel Jacques II. tragen. Das Geschlecht sticht bei der seit 700 Jahren herrschenden Grimaldi-Dynastie noch immer das Alter. In der Thronfolge werden auch im 21. Jahrhundert männliche Nachkommen bevorzugt.
So drängte bereits Albert seine ältere Schwester, Prinzessin Caroline, auf Rang zwei. Ist es in Zeiten der Gleichberechtigung noch angemessen, männliche Erben zu bevorzugen? Kritiker des Thronfolgergesetzes in Monaco beschweren sich seit Jahren über diese Praxis, die Diskussion war während Charlènes Schwangerschaft neu entfacht.
Charlène und Albert sind schon seit dreieinhalb Jahren verheiratet
Die Zwillinge sind zwar die ersten gemeinsamen Kinder des Paares, aber nicht die ersten von Albert. Er galt bis zu seiner Heirat vor dreieinhalb Jahren als Lebemann und hat zwei nichteheliche Kinder, die 22-jährige Jazmin Grace Grimaldi und den zehnjährigen Alexander Coste. Sie aber haben keinen Anspruch auf den Thron. Diesen erhält im traditionsbewussten Fürstentum nur Nachwuchs, der aus einer offiziell geschlossenen, katholischen Ehe hervorgeht.
Die pompöse Hochzeit von Charlène und Albert liegt mittlerweile dreieinhalb Jahre zurück, umso größer war die Erwartung auf fürstliche Sprösslinge. „Danken wir Gott für dieses große Glück“, sagte gestern ein sichtlich glücklicher Albert in einer Ansprache an sein Volk.
Jetzt wollen die Untertanen den Prinzen und die Prinzessin sehen. Doch wann die stolzen Eltern ihre Kinder vom Palastbalkon aus präsentieren werden, steht noch offen. Dafür ist bereits bekannt, dass der Fürst an diesem Tag allen Monegassen einen freien Tag schenken wird – damit das ganze Volk den künftigen Fürsten und seine Schwester bejubeln kann.
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