Explosion in Chemiepark: Vermisster für tot erklärt
Nach der Explosion in einem Chemiepark in Marl hat ein Notarzt den letzten noch nicht geborgenen Arbeiter für tot erklärt.
Das sagte der Standortleiter des Chemieparks, Klaus-Dieter Juszak, am Samstagabend, nachdem ein Notarzt den Arbeiter kurz in Augenschein nehmen konnte. Der Mann war leblos in der Anlage entdeckt worden, konnte wegen der hohen Temperaturen am Unglücksort aber noch nicht geborgen werden.
Zunächst drei vermisste Arbeiter
Zunächst wurden nach dem schweren Unfall drei Personen vermisst. Wie die Marler Zeitung jedoch bereits am Nachmittag berichtete, seien zwei der Mitarbeiter während des Unfalls zu Hause gewesen und demnach unverletzt. Vor Ort hätten die Rettungskräfte unterdessen eine leblose Person gefunden, hieß es im Bericht der Onlineausgabe weiter. Dies wurde nun auch von offizieller Seite bestätigt. Eines der Opfer liege noch "bewegungslos in der Anlage und konnte noch nicht geborgen werden", teilte der Betreiber des Chemieparks, Infracor, am Samstagabend mit. Die beiden anderen, zunächst vermissten Mitarbeiter, hielten sich einem Polizeisprecher zufolge zu Hause auf und konnten telefonisch kontaktiert werden.
Am Nachmittag waren zwei weitere Menschen schwer verletzt aus der Anlage geborgen in ein Krankenhaus gebracht worden. Das bestätigte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Recklinghausen. Einer der Schwerverletzten wurde mit Verbrennungen der Haut per Hubschrauber in eine Klinik geflogen.
100 Meter hohe Rauchwolke über Marl
Über Marl stand nach der Explosion eine zeitweise 100 Meter hohe Rauchwolke, die vom Wind in südliche Richtung getrieben wurde. Wie ein Sprecher des Chemieparks mitteilte, ereignete sich die Explosion um 13.40 Uhr in einer Anlage der Firma Evonik Degussa. Dort seien Vorprodukte für Kunststoffe hergestellt worden. Der Brand ließ sich den Angaben des Chemieparks zufolge nicht mit Wasser löschen, sondern nur mit Schaum. Die Ursachen des Unglücks sind bislang unklar. Wegen der Rauchwolke wurde die Bevölkerung von Marl aufgerufen, Fenster und Türen vorerst geschlossen zu halten. Im Internet gibt es beriets mehrere Videos, die das Ausmaß der Rauchwolke zeigen.
Messungen an drei Stellen ergaben aber den Angaben des Chemiepark-Sprechers zufolge keine Gefahrenwerte. Die Polizei teilte mit, die Wolke enthalte offenbar keine Schadstoffe in einer Konzentration, die Menschen oder Umwelt gefährden würden. Alle Grenzwerte würden den Messungen zufolge eingehalten. Auch ein Feuerwehr-Sprecher sagte dem WDR, es seien "keine bedenklichen Werte festgestellt worden".
Einer der größten Industrieparks Deutschlands
Der Chemiepark Marl ist nach Angaben der Betreibergesellschaft Infracor einer der größten Industriegebiete dieser Art in Deutschland. An dem Standort sind 10 000 Mitarbeiter beschäftigt. Das Gelände erstreckt sich über eine Fläche von 6,5 Quadratkilometern - so groß wie eine Kleinstadt. Die dort ansässigen 30 Unternehmen produzieren in etwa 100 Anlagen. Der Standort verfügt laut Infracor über 55 Kilometer Straßen und mehr als 100 Kilometer Gleise. Den letzten größeren Zwischenfall hatte es - bis Samstag - im Jahr 2006 gegeben. Damals kam es zu einer Verpuffung in einem Gebäude zur Produktion von Kunststoff-Vorprodukten.
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