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Nordsee: Explosionsgefahr auf Bohrinsel: Gasleck liegt 4000 Meter tief
Nordsee
28.03.2012
Explosionsgefahr auf Bohrinsel: Gasleck liegt 4000 Meter tief
Das Gasleck an der Bohrinsel "Elgin" in der Nordsee ist gefunden - in 4000 Metern Tiefe. Es herrscht hohe Explosionsgefahr. Eine Funke kann genügen ...
Der Betreiber der leckgeschlagenen Förderplattform in der Nordsee hat offensichtlich die undichte Stelle lokalisiert. "Wir glauben, wir wissen wo es ist", sagte der Sicherheitschef für Großbritannien des französischen Total-Konzerns, David Hainsworth, am Mittwoch in der BBC.
Demnach befindet sich das Leck an einer vor einem Jahr stillgelegten Gasquelle, die 5500 Meter unter den Meeresboden reicht. Die undichte Stelle befinde sich in etwa 4000 Metern Tiefe unter dem Meeresboden.
Schlamm in das Bohrloch pressen
Nach Angaben von Hainsworth will das Unternehmen nun zwei Optionen zur Schließung des Lecks vorantreiben - neben einer Monate dauernden Entlastungsbohrung auch einen so genannten "Kill". Dabei wird Schlamm von oben in das Bohrloch gepresst. Diese Variante ist schneller, gilt aber auch als risikoreicher. Es werde noch einige Tage dauern, bis alle Informationen gesammelt seien und eine Entscheidung getroffen werden könne. Bis dahin sollen beide Optionen vorangetrieben werden.
Kein Mensch, kein Schiff, kein Flugzeug der Plattform nähern. Wer es tut, riskiert mitsamt der ganzen 40.000 Tonnen schweren Bohrinsel in die Luft zu fliegen - ein Funke kann genügen.
Gasleck: Plattform sofort evakuiert
Vier Tage ist es inzwischen her, dass den Arbeitern auf der Förderplattform ein Gasleck aufgefallen ist. Die Betreiberfirma machte das einzig Richtige: Die Plattform wurde sofort heruntergefahren, alle 238 Arbeiter mit Hubschraubern an Land gebracht. Eine menschliche Tragödie wie vor zwei Jahren im Golf von Mexiko, als bei der Explosion der "Deepwater Horizon" elf Arbeiter starben, wurde damit verhindert.
Für die britische Regierung war das Anlass für Lob. "Wir haben die besten Notfallpläne der Welt", sagte Energiestaatssekretär Charles Hendry. Schatzkanzler George Osborne hatte erst in seinem kürzlich vorgestellten Haushalt noch milliardenschwere Steuererleichterungen für die Öl- und Gasindustrie verkündet. Die Branche ist als Steuerquelle für die britische Volkswirtschaft überlebenswichtig.
Der Notfallplan von Total
Die Betreiberfirma, der französische Energiekonzern Total, zündete dann Stufe zwei ihres Notfallplans für den Fall eines Gaslecks: die Einrichtung einer Sperrzone. Danach begann der schwierige Teil der Operation: Das Leck muss nun geschlossen werden. Und dabei zeigten sich die Franzosen anfangs total ratlos. Erst am Tag vier der Havarie wurde allmählich klar, wo das Gas ausströmt.
Die Informationen von Total fließen nur spärlich. Darüber ist die schottische Regionalregierung verärgert: "Maximale Transparenz" forderte Energieminister Richard Lochhead.
Nicht einmal auf die genaue Art und Zusammensetzung des ausströmenden Gases will sich Total festlegen lassen. Es handele sich um eine Kohlenwasserstoffverbindung. Dass da auch giftige Schwefelverbindungen enthalten sind, dementiert Total heftig.
"Das können wir ausschließen", sagte eine Sprecherin. Umweltschützer wie der deutsche WWF-Funktionär Peter Lutter sind sich dagegen sicher. Über die Frage, was das zu bedeuten hat, gehen die Meinungen weit auseinander. Während die Umweltschützer von "Todeszonen" im Meer reden, geht Total davon aus, dass sich das Gas schnell verflüchtigt und keine nennenswerten Umweltschäden anrichten wird.
Einen Anhaltspunkt in diesem spekulativen Umfeld geben möglicherweise diejenigen, die sich mit Spekulation auskennen. Schließlich sackte die Total-Aktie schon am Dienstag um sechs Prozent in den Keller, als die Nachrichten aus Schottland um die Welt gingen. Doch die Ratingagentur Fitch rät zur Ruhe: "Das Potenzial, dass dies eskaliert und die Ausmaße der Deepwater Horizon erreicht, ist aus unserer Sicht gering", erklärte Fitch am Mittwoch in London. dpa/AZ
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