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  3. Pornfilm-Festival 2014: Festival-Kuratorin: Darum können Pornos inspirierend sein

Pornfilm-Festival 2014
26.10.2014

Festival-Kuratorin: Darum können Pornos inspirierend sein

Sind Pornofilme Kunst oder schädlich für die Gesellschaft. Wir haben mit einer der Kuratorinnen des Pornfilmfestivals Berlin darüber gesprochen. (Symbolbild)
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Sind Pornofilme Kunst oder schädlich für die Gesellschaft. Wir haben mit einer der Kuratorinnen des Pornfilmfestivals Berlin darüber gesprochen. (Symbolbild)
Foto: Hannibal Hanschke

Das Pornfilmfestival in Berlin zeigt: Porno ist mehr, als die Stereotypen verheißen. Wir haben mit einer der Kuratorinnen über Tabus, Kunst und eine sexualisierte Welt gesprochen.

Das 9. Pornfilmfestival in Berlin zeigt vom 22. bis 26. Oktober, dass Pornografie mehr ist, als das Klischee verspricht. Vor allem feministische Filme stehen im Vordergrund. Neben Spielfilmen werden Kurzfilme, Experimente und Dokumentarfilme gezeigt. Zum Programm gehören auch Workshops, Ausstellungen und Partys. Paula Alamillo wirkt seit vier Jahren an der Organisation des Filmfestivals mit und zählt heuer erstmals zum Team der Kuratoren. Wir haben mit ihr über die Kunst in der Pornografie, Tabus und die Wirkung von Pornos auf die Gesellschaft und den einzelnen Menschen gesprochen.

Was ist beim Pornfilmfestival in Berlin geboten?

Alamillo: Ganz allgemein versteht man unter Pornografie die explizite Darstellung von Sex zur Erregung des Publikums. Für uns ist aber alles was mit Sex und Film in einem Zusammenhang steht Pornografie. Deshalb gibt es im Programm des Pornfilmfestivals neben pornographischen Spielfilmen auch eine ganze Reihe von Filmen, in denen keine Genitalien gezeigt werden. Zum Beispiel ein Dokumentarfilm über Sex im Alter. Da erzählen ältere Menschen ganz schamlos von ihrem Sexualleben. Wir haben auch ein Rahmenprogramm mit Workshops und Partys.

Das Pornfilmfestival Berlin geht in die neunte Runde. Welchen Schwierigkeiten sind Sie bislang begegnet?

Alamillo: Die größte Schwierigkeit besteht darin, dass man zum Beispiel sehr viele Stunden auch ziemlich schlechte Filme sichten muss (lacht). Es werden aber insgesamt mehr und mehr gute Filme eingereicht. Vor allem im künstlerischen Bereich hat sich die Qualität der Filme und die Vielfalt der Themen verbessert. Inzwischen haben wir auch Stammgäste unter den Filmemachern.

Der kommerzielle Markt ist sehr von Männern dominiert

Welche Idee steckt hinter dem Festival?

Alamillo: Unser Ziel ist es, die Verbreitung der Vielfalt anspruchsvoller Pornofilme zu unterstützen. Im Mainstream-Bereich gibt es feste Normen. Wir wollen Künstlern, die ungewöhnliche Wege auf diesem Gebiet beschreiten, einen Raum bieten. Viele Beiträge sind daher aus dem Bereich des Schwul-Lesbischen oder Queer-Pornos, also alles, was von der Norm abweicht, bis hin zur Asexualität. Und wir wollen Berührungsängste abbauen. Deshalb ist es uns auch wichtig, dass sehr viele Schauspieler und Filmemacher mit im Publikum sitzen.

Was fasziniert Sie an Pornofilmen?

Alamillo: Ich glaube, Film ist generell ein sehr starkes Medium. Ich bin selbst von pornographischen Bildern beeinflusst und ich bin sehr neugierig. Ich versuche mich selbst durch Pornos neu zu entdecken, mich inspirieren zu lassen und zu experimentieren.

Ist der Pornofilm eine Männerdomäne?

Alamillo: Der kommerzielle Markt ist sehr von Männern dominiert. Wir sind deshalb sehr stolz darauf, dass 50 Prozent der Filme, die auf dem Festival gezeigt werden, von weiblichen Regisseuren stammen. Das ist auch ein großer Unterschied zu konventionellen Filmfestivals, die meist sehr von Männern dominiert sind. Die Pornofilmbranche sollte keine Männerdomäne bleiben. Frauen gucken ebenso Pornos, sie drehen Pornos und sie spielen in Pornos. Wir haben auch sehr viele Frauen im Publikum. Das sind meist sehr selbstbewusste Frauen, die genau wissen, was sie wollen.

Sind Pornos Kunst?

Alamillo: Diese Frage muss nicht unbedingt beantwortet werden – das ist dem Betrachter, dem Regisseur und den Darstellern überlassen. Der Übergang ist fließend. Das was der Durchschnitt unter Pornographie versteht ist nicht das, was wir zeigen. Die konventionellen Pornos haben oft eine Art Katalog, der abgearbeitet werden muss. Da muss dann zum Beispiel auf jeden Fall eine Nahaufnahme der Geschlechtsteile drin sein und am Schluss ein Cumshot stehen.

Sex ist überall präsent aber immer noch ein Tabuthema

Brauchen Pornos überhaupt eine Story?

Alamillo: Also die Spielfilme, die wir auf dem Festival zeigen, brauchen auf jeden Fall eine Story. 90 Minuten ohne Inhalt zu füllen, wird schwierig. Eine Fünf-Minuten-Wichsvorlage braucht keine Story.

Haben Pornofilme einen schlechten Einfluss auf die Gesellschaft?

Alamillo: Ich denke nicht. Meine persönliche Meinung ist, dass Pornografie ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Ist Pornografie frauenverachtend, dann liegt das daran, dass unsere Gesellschaft frauenverachtend ist. Wir wollen mit den Pornos, die auf dem Festival gezeigt werden, auch die Normen dieser Gesellschaft in Frage stellen. Denn in unserer Gesellschaft  herrscht eine Doppelmoral. Auf der einen Seite ist die Welt absolut übersexualisiert. Sex ist überall. Auf der anderen Seite ist Sex noch immer sehr tabuisiert. Unsere Kultur ist sehr feindlich gegenüber der weiblichen Sexualität und jeder Art von Sexualität, die nicht monogam ist.

Woran liegt das?

Alamillo: Das ist ein Erbe der monotheistischen Religionen, die versucht, über die Bestimmung der Sexualität Herrschaft über die Menschen auszuüben. Die Kontrolle des Sexuallebens hat auch etwas mit der Angst vor der Freiheit der Menschen zu tun. Die Tabuisierung und Verheimlichung der Sexualität kann man nur mit einem offenen, respektvollen Umgang mit der eigenen und fremden Sexualität durchbrechen. Das ändert sich allmählich. Es gibt mehr Menschen, die offener darüber sprechen. Wir stellen fest, dass von Jahr zu Jahr mehr Zuschauer zum Pornfilmfestival nach Berlin kommen.

Wie finanzieren sich die Macher von Pornofilmen – zahlt in Zeiten von Youporn noch jemand für Pornos?

Alamillo: Es gibt einen Überschuss an Gratis-Pornos im Internet. Aber nicht alle Menschen wollen diese Art von Pornografie sehen. Für hochwertige Pornos sind sie auch bereit, Geld auszugeben. Geld aus Filmförderfonds erhalten wir in der Pornobranche aber nicht. Man sollte die Richtlinien für die Filmförderung einmal überdenken. Denn es wird immer schwieriger, eine Grenze zwischen Pornographie und „normalen“ Filmen zu ziehen.

Kritiker sagen, Frauen würden in Pornofilmen zum Lustobjekt degradiert – ist das so?

Alamillo: Zum Teil ist das so. Unsere Gesellschaft ist frauenfeindlich und sexistisch, deshalb sind es zum großen Teil auch die Pornos. Generell ist die Pornoindustrie aber keine frauenfeindliche Branche. Es gibt hier sehr viele selbstbewusste Frauen – nicht nur vor der Kamera, auch dahinter. Die Antwort auf den frauenfeindlichen Sexismus liegt ja gerade in der Ausweitung der Vielfalt des Pornofilms. In Europa werden zum Beispiel immer mehr Pornos von Frauen für Frauen gemacht. Da stehen das weibliche Lustempfinden und der weibliche Orgasmus im Vordergrund. Inzwischen gibt es auch filmisch sehr anspruchsvolle Pornofilme im Mainstream. Das ist die Antwort auf die billigen Amateurpornos im Internet. 

Sorgen Pornos für eine sexuelle Abstumpfung?

Alamillo: Das würde ich nicht sagen. Klar, Pornos machen etwas mit Dir. Das führt aber nicht zu einer Desensibilisierung. Pornofilme ermöglichen, Neues zu entdecken – das kann sich auch positiv auswirken. Negativ auf die Psyche wirken sich vielmehr die Verheimlichung und die Stigmatisierung aus. Die Menschen sollten sich nicht schämen müssen für ihre Sexualität. Vor allem Frauen nicht.

Pornos können sehr inspirierend sein

Haben Pornos auch eine entlastende Funktion für die Psyche – weil hier vielleicht Fantasien möglich sind, die in der Realität nicht ausgelebt werden können?

Alamillo: Da würde ich sofort zustimmen. Über Pornofilme können tatsächlich Fantasien ausgelebt werden, die sich sonst nicht realisieren lassen. Das ist gesund. Man muss aber Fantasie und Realität trennen können. Film ist Fiktion, eine gestellte Wirklichkeit. Das muss einem erwachsenen Menschen bewusst sein.

Wirken sich Pornofilme negativ auf ein „normales“ Sexual- und Beziehungsleben aus?

Alamillo: Auf keinen Fall. Pornos können sehr inspirierend sein. Es wäre  auch besser, wenn man die Pornos nicht allein, sondern zu zweit anschauen könnte. Das kann eine Beziehung sexuell unglaublich bereichern. Die negativen Folgen gibt es dann, wenn Pornos zu gucken verheimlicht werden muss. Wenn Scham im Spiel ist und wenn sich Menschen nicht trauen, offen über ihre Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen. Je mehr man darüber redet, desto eher kann man einen Weg finden, mit dem beide Seiten leben können.

Ist das nicht eine Art virtuelles Fremdgehen, wenn Männer in festen Beziehungen Pornos gucken?

Alamillo: Nein überhaupt nicht. Das ist ja eine bescheuerte Frage.

Viele Eltern machen sich Sorgen um ihre Kinder, die im Internet heimlich Pornos gucken – sind Pornos schädlich für Jugendliche?

Alamillo: Schädlich für Jugendliche ist, in dieser übersexualisierten Welt keine Aufklärung zu erfahren. Die Kinder und Jugendlichen leben in einer Welt, in der Sex ständig präsent ist. Ihre Eltern wissen dagegen oft nicht einmal, wie sie mit ihren Kindern über Sex sprechen sollen. Was mir mehr Angst macht, ist die brutale Verherrlichung von Gewalt und Krieg im Film.

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