Für den Gründergeist: "Die Höhle der Löwen" kommt ins Fernsehen
In der VOX-Show können Jungunternehmer Investoren von ihren Ideen überzeugen. Sie hoffen auf deren Unterstützung - und den damit einhergehenden Durchbruch.
Die Aufregung ist Marvin Metzke ins Gesicht geschrieben. Nervös zwinkert er mit den Augen. Sein Freund und Geschäftspartner David Hagenkötter wischt sich fahrig durchs Haar. Die beiden Firmengründer versuchen, eine fünfköpfige Jury von ihrem Produkt zu überzeugen: Ein Geldbeutel aus einer wiederverwertbaren Kunstfaser – leicht und wasserfest. Die Szene ist Teil der neuen Show des Privatsenders Vox, „Die Höhle der Löwen“.
Jungunternehmer werben für Geschäftsmodell
In acht Folgen präsentieren Jungunternehmer den Jurymitgliedern – den „Löwen“ – ihr Geschäftsmodell und werben um Geld. Metzke und Hagenkötter etwa brauchen 100000 Euro. Im Gegenzug bieten sie den Löwen Anteile ihres Unternehmens an. Will ein Löwe nicht die gesamte Summe investieren, kann der Unternehmer einen weiteren Löwen ins Boot holen.
Hochrangige Unternehmer-Jury
Zu den Löwen, die die Ideen der Gründer entweder zerfleischen oder ihnen mit ihrem Geld den nötigen Auftrieb verleihen, gehört der 72-jährige Vural Öger, ein deutsch-türkischer Touristik-Unternehmer. Der millionenschwere Sohn eines türkischen Generals und einer Deutschen verkaufte 2010 seine Öger Tours an den Touristikkonzern Thomas Cook und gründete 2014 die Vural Öger Touristik GmbH. Daneben Jochen Schweizer, ehemaliger Stuntman und Gründer der Jochen Schweizer Unternehmensgruppe. Schweizer hält mehrere Weltrekorde im Bungeespringen. Zu ihnen gesellen sich Judith Williams, Teleshopping-Queen und Geschäftsführerin der „Judith Williams Markenwelt“ sowie Lencke Wischhusen, Geschäftsführerin der Verpackungsfirma W-Pack und Vorsitzende des Wirtschaftsverbands „Die jungen Unternehmer“.
Förderung des Gründergeistes in Deutschland
Als fünftes Mitglied sitzt Frank Thelen in der Jury. Der einzige echte Start-up-Gründer der Runde hat die Höhen und Tiefen des Gründer-Daseins bereits am eigenen Leib erfahren. Mit seiner ersten Firma landete der damals 18-Jährige auf der Nase. Ihm blieben Schulden in Höhe von rund einer Million Euro. Doch sein nächstes Projekt Ip.labs, ein Anbieter für digitalen Fotoservice, katapultierte ihn wieder nach oben und bescherte ihm Millionengewinne. Er wolle die Sendung dazu nutzen, den Gründergeist in Deutschland zu fördern, sagt er.
Verhandlungen statt Casting
„Die Höhle der Löwen“ ist keine Castingshow im klassischen Sinne. Die Jungunternehmer treten der Jury auf Augenhöhe entgegen und verhandeln ein tragfähiges Geschäftsmodell. Öger prophezeite im Spiegel: „Der Lerneffekt für den Zuschauer wird groß sein.“ Trotzdem werden die gängigen Klischees bedient. Es gibt Spannung, Tränen, Trottel und Happy Ends. Dazwischen auch harte Worte. „Wenn ich mir das hier anschaue, dann ist das totaler Mist“, entfährt es Wischhusen etwa, als sie den Geldbeutel von Metzke und Hagenkötter in der Hand hält. Wenn es gut läuft, investieren die Löwen aber tatsächlich in die vorgestellten Konzepte, und zwar mit ihrem eigenen Geld – zusammen rund zwei Millionen Euro. Die Sendung macht aus Sternchen keine Stars. Sie will Firmengründern mit Expertise und Geld zum Durchbruch verhelfen. Dadurch bringt sie einen neuen, ernsthafteren Anspruch in das recht ausgelutschte Castingformat.
Keine neue Idee
Das Konzept ist nicht neu. Vorbild ist die US-Fernsehshow „Shark Tank“. Rund 23 Millionen Dollar wurden hier bereits investiert. In Großbritannien machte die Show unter dem Namen „Dragon’s Den“ die Sportuhren „Pride Watch“ oder das „Magic Whiteboard“, ein modernes Flipchart, zu Verkaufsschlagern. Auch in Deutschland versuchte sich RTL 2004 mit „Big Boss“ an einem ähnlichen Format. Reiner Callmund trimmte in der Sendung zwölf Bewerber auf Erfolgskurs. Die Sendung floppte.
Ausgestrahlt wird „Die Höhle der Löwen“ ab dem 19. August immer dienstags um 20.15 Uhr auf Vox.
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