Geistig Behinderter wird mit Tierbetäubungmittel hingerichtet
Trotz internationaler Proteste wurde in Texas ein geistig Behinderter hingerichtet. Einem zweiten Gefangenen in Georgia steht das selbe Schicksal noch bevor.
Gleich zwei Hinrichtungen von Behinderten in den US-Bundesstaaten Texas und Georgia sorgen international für Aufruhr. In Texas ist trotz internationaler Proteste ein geistig behinderter Mann hingerichtet worden. Das Todesurteil an dem wegen Mordes verurteilten 34-jährigen Yokamon Hearn sei am Mittwoch (Ortszeit) durch eine Giftspritze vollstreckt worden, teilten die Gefängnisbehörden mit. Ungeachtet der Proteste lehnte der Oberste Gerichtshof einen Aufschub des Urteils kurz vor der Hinrichtung ab.
Verurteilter wurde mit Tierbetäubungsmittel hingerichtet
Der Afroamerikaner war 1998 für schuldig befunden worden, im Alter von 19 Jahren einen 26-Jährigen entführt und mit zwölf Schüssen getötet zu haben. Nach Angaben der US-Aktivistengruppe gegen die Todesstrafe Standdown wurde bei Hearn schon als Kind eine geistige Behinderung festgestellt, die auf den Alkoholkonsum seiner Mutter und schwere Vernachlässigung zurückzuführen sei. Laut Gefängnisbehörden wurde zum ersten Mal in Texas ein Gefangener mit dem Tierbetäubungsmittel Pentobarbital hingerichtet. Mehrere Staaten greifen inzwischen auf dieses Mittel zurück, seit einer der Wirkstoffe in der sonst üblichen Mischung aus drei Giftstoffen knapp geworden ist.
Der Oberste Gerichtshof lehnte am Mittwoch einen Aufschub der Hinrichtung ab, nachdem ein Appellationsgericht in Texas bereits am Montag Hearns Berufung wegen "unwirksamer Unterstützung" durch den Rechtsbeistand abgelehnt hatte. Hearns Anwälte hatten es nach Ansicht der Richter nicht geschafft, genügend Beweise für dessen Behinderung zu liefern.
Linke fordert schärfere Kontrolle beim Export
Die Linken-Fraktion im Bundestag forderte indes eine schärfere Kontrolle beim Export von Betäubungsmitteln, damit Wirkstoffe "aus deutscher Produktion nicht für Hinrichtungen verwendet werden". Die Bundesregierung solle sich innerhalb der EU dafür einsetzen, dass der Wirkstoff Propofol auf die Liste der Anti-Folter-Verordnung aufgenommen werde, erklärte Linken-Abgeordnete Kathrin Vogler, die auch stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses ist. Einige Bundesstaaten überlegten derzeit, auf diesen Wirkstoff auszuweichen, da die bisher bei Todesstrafen verwendeten Giftstoffe knapp würden, erklärte Vogler.
Auch Georgia plant Hinrichtung eines geistig Behinderten
Das UN-Menschenrechtskommissariat in Genf hatte sowohl Texas als auch den US-Bundestaat Georgia aufgefordert, die Hinrichtunge geistig Behinderter zu stoppen. In Georgia wurde die Vollstreckung des Todesurteils gegen den ebenfalls geistig behinderten Warren Hill wegen Änderung der Injektion von Mittwoch auf Montag verschoben. Der 52-jährige soll nun ebenfalls durch einen statt drei Giftstoffe sterben.
Frankreich verurteilte die Hinrichtung Hearns scharf und forderte eine sofortige Aussetzung der Todesstrafe in den USA. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte am Donnerstag vor Journalisten in Paris, dass diese Hinrichtung gegen international anerkannte Standards verstoße, wonach die Todesstrafe bei behinderten Menschen nicht angewendet werden dürfe. AFP/AZ
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