Schauspieler Klaus Maria Brandauer: Ein Selbstdarsteller war 70
Klaus Maria Brandauer verkörperte viele große Rollen – und stets auch seine eigene. Am Samstag wird der Schauspieler 70.
Wäre es nach seiner Mutter gegangen, hätte Klaus Maria Brandauer die Rolle in „Jenseits von Afrika“ nicht spielen sollen – weil seine Figur so gar kein Netter sei. Brandauer sagte dennoch zu und erhielt für seine Interpretation des Lebemanns Bror von Blixen-Finecke 1986 den Golden Globe. Es war die erste internationale Auszeichnung des Österreichers. Inzwischen hat er davon so viele wie kein anderer deutschsprachiger Schauspieler. Heute wird Klaus Maria Brandauer 70 – und anstatt sich in seinem Lebenswerk zu sonnen, fügt er ihm die glanzvollsten Szenen gerade hinzu.
Klaus Maria Brandauer feiert 70. Geburtstag
Den Bösen, den Gar-nicht-Netten, mimte Brandauer oft. Unvergessen seine Darstellung des erfolgsbesessenen Schauspielers Hendrik Höfgen alias Gustaf Gründgens in István Szabós „Mephisto“ (1982), genauso die Rolle von Sean Connerys Gegenspieler in „James Bond – Sag niemals nie“ (1983). Millionen Menschen weltweit sahen den Film im Kino. Und Brandauer? Verglich die Hollywood-Erfahrung lässig mit „einer Art lustigen Operette“. Für dieses gefälligste der Bühnen-Genres bleibt ihm sonst keine Zeit: Er, der die Stuttgarter Schauspielschule ohne Abschluss verlassen hatte, spielt seit vier Jahrzehnten die großen Rollen der Theaterliteratur – vom Hamlet über den Prinzen in Lessings „Emilia Galotti“ bis hin zum Salzburger Jedermann.
Schauspieler Klaus Maria Brandauer wird 70 Jahre alt
Eine Figur aber beherrschte der Mime am besten: die seiner selbst, zumindest in den Augen vieler Kritiker. Brandauer bestreitet es nicht: „Wir spielen immer. Wer’s weiß, ist klug“, bilanzierte er in einer Dokumentation der Filmemacherin Johanna Schickentanz („Der Spieler“, 27. Juni, 22.30 Uhr im BR).
Klaus Maria Brandauer: ganz der „Wallenstein“ und ganz der „Ödipus“
Zuletzt aber fand er einen, der zumindest auf der Bühne den Egomanen zurückdrängte: den Regisseur Peter Stein. Dieser brachte Brandauer dazu, ganz der „Wallenstein“ und ganz der „Ödipus“ zu sein. Er löste sich von sich selbst und zeigt aus Kritikersicht erst jetzt seine Größe. Manche bescheinigen Brandauer sogar ein neues, ein wahres Schauspielerleben.
Auf sein Alter angesprochen, hadert der Teilzeit-Regisseur dennoch mit sich selbst: „Das ganze Leben wird ein bisschen schwerer.“ Elixier für den Schauspieler, der eigentlich Klaus Georg Steng heißt und am Beginn seiner Karriere den Namen der Mutter angenommen hat, ist seine zweite Frau Natalie Krenn: Sie ist mehr als drei Jahrzehnte jünger, mit ihr lebt Brandauer in seinem Heimatdorf Altaussee, in Berlin, New York und Wien. Am Burgtheater wird er heute Abend auf der Bühne stehen: in Samuel Becketts Ein-Personen-Stück „Das letzte Band“. Allein im Mittelpunkt, ganz nach seinem Geschmack.
Die Diskussion ist geschlossen.