Nach der Wende wurde er zum Kultauto
Er wurde geliebt und verflucht - der Trabant. Drei Millionen Stück des kleinen Autos wurden in der DDR gebaut. Spätestens 1989 wurde die "Rennpappe" zum Symbol für den Niedergang des Landes, als die ersten Trabis kurz nach der Maueröffnung durchs Brandenburger Tor nach Westberlin knatterten.
"Was den Trabant damals so einzigartig und innovativ machte, war seine leichte und selbsttragende Kunststoff-Karosserie", sagt der inzwischen 86-jährige Trabi-Chefkonstrukteur Werner Lang. Das berühmte Duroplast-Gehäuse, eine Mischung aus gepressten Baumwollfasern, Kunstharzen und Lumpen, umzog wie ein Mantel das Metallgerippe des Wagens. Wenn der Trabant auch an einigen Stellen durchrostete, eine Rostlaube wurde er nie. Die innovative Idee wurde aus der Not geboren, denn das für eine Autoproduktion notwendige Blech war in der DDR Mangelware.
Entwickelt wurde das Auto im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau, einem Nachfolgebetrieb der Auto Union AG aus Audi, Horch, Wanderer und DKW. Herzstück des ersten Trabant P 50 war der Zeit seines Lebens knatternde Zweitakt-Ottomotor. 18 Pferdestärken beschleunigten den Wagen in 38 Sekunden auf Tempo 80. Damals eine ordentliche Leistung. Auch in Sachen Design und Ausstattung konnte der Trabant zunächst mit den westlichen Konkurrenten "Käfer" und "Ente" mithalten, findet Lang. Doch schnell verloren die Zwickauer den Anschluss. Von 1964 an wurde der Trabant 601 gebaut - 26 Jahre lang ohne nennenswerte Modernisierungen. Gute Ideen gab es zwar weiterhin. "In der DDR wurde die Autoindustrie aber nunmal nicht wichtig genommen", sagt Lang.
Trabi-Fahrer der 601er Generation waren Pannen erprobt. Ein defekter Keilriemen etwa konnte durch eine Nylondamenstrumpfhose ersetzt werden. "Ersatzteile waren schwer zu bekommen, aber fast alles ließ sich selbst reparieren, und die Kiste fuhr und fuhr", erinnert sich Michael Schneider vom Trabi-Verein "Ossi-Power" im brandenburgischen Ludwigsfelde. Die Fahrt war Gewöhnungssache. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde vibrierte die Tachonadel nervös, der nunmehr 26 PS starke Motor überdröhnte alles. "Für eine vierköpfige Familie reichte das Auto aber allemal, um zum Camping an die Ostsee oder zum Skiurlaub in die Tschechoslowakei zu reisen", sagt Schneider.
Erst kurz vor dem Zusammenbruch der DDR bauten die Zwickauer einen komfortableren Viertaktmotor gemäß VW-Lizenz ein. Mit 18.900 DDR-Mark war das ansonsten fast unveränderte Vehikel allerdings 6000 Mark teurer als der Vorgänger. Betrug die Wartezeit auf einen Trabant bis dahin im Schnitt zwölf Jahre, fand das Auto nun kaum noch Abnehmer.
Heute ist der Trabi Kult. Laut Kraftfahrzeug-Bundesamt sind noch rund 50.000 Trabant zugelassen, 200 Trabi-Vereine gibt es. "Die meisten Autos sind Liebhaberstücke", erklärt Schneider. Als Alltagsauto ist der einstige DDR-Volkswagen fast ausgestorben. Sehr beliebt ist der "Sachsenporsche" inzwischen auch bei Dieben. 2006 wurden laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft mehr als 100 Trabis geklaut. Gemessen an der Gesamtzahl der Fahrzeuge werden nur echte Porsche häufiger gestohlen.
In Zwickau wächst derweil der Traum von der Trabi-Wiedergeburt. Am kommenden Wochenende präsentiert der fränkische Modellautohersteller herpa den "New Trabi" als Miniatur bei der Geburtstagsfeier des Originals in Zwickau. Laut Unternehmen soll 2008 der erste Prototyp eines richtigen Fahrzeugs gebaut werden. Im Anschluss ist eine Kleinserie von rund 200 Autos geplant. Der Preis für den "New Trabi" soll zwischen 20.000 bis 30.000 Euro liegen. Um die Pläne umzusetzen, sucht das Unternehmen noch Investoren. Am Unikat Trabant ändert der Nachbau freilich nichts: 50 Jahre und kein bisschen leiser.
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