Playboy-Gründer Hugh Hefner wird 90: Der Mann mit dem Häschenstall
Hugh Hefner hat als Chef des Männermagazins „Playboy“ Erfolge gefeiert. Nun läuft ihm das Internet mit Sex ohne Ende den Rang ab. Warum das schade ist.
Im Lieblingskiosk liegt er noch immer aus, der Playboy. Selbst noch im April 2016, ganz, ganz unten im Regal. So wie früher – rührend. Als seien Nackedeis etwas Exklusives. Heute überschwemmen weitaus drastischere Bilder, die den Playboy alt aussehen lassen, das Internet. Pubertierende Jungmannen sehen das Print-Produkt heute deshalb eher als eine altbackene Lebenshilfe für den Opa an.
Männermagazin Playboy machte Hugh Hefner zur Legende
Tatsächlich spiegelte das Hochglanzprodukt Nostalgie und Sozialgeschichte, bot wirklich gute Interviews und stützte das männliche Lebensgefühl in der Zeit vor der Frauenbewegung der 70er Jahre. Das alles begann 1953 mit einem gewissen Hugh Hefner, der für ein paar hundert Dollar die Nachdruckrechte für Fotos von Marilyn Monroe kaufte. Damit war im Grunde genommen das Männermagazin Playboy geboren.
Höhepunkt war stets die ausklappbare Hochglanz-Großaufnahme eines meist gar nicht oder nur knapp bekleideten „Playmate des Monats“ in der Heftmitte. Beneidenswert war Hefners Arbeit als Chefredakteur. Er musste sich nicht darum kümmern, ob das Seite-eins-Bild den Leser in das Blatt reinzieht – das tat es sowieso – oder wie es mit unterbezahlten Frauen in den USA aussieht. Lieber suchte er Bilder aus, die Männern Appetit machten. Entschuldigung, aber das war so.
Hefner, der an diesem Sonntag 90 Jahre alt wird, baute ein gewaltiges Firmenimperium auf, das ab 1972 eine deutsche Ausgabe des Playboy ermöglichte. So umstritten wie zeitweise erfolgreich spannte Hefner die Tierwelt in seinen zwei Dutzend „Playboy Clubs“ ein. Leicht bekleidete Mädchen mit Fliege am Hals, Hasenohren und Stummelschwänzchen servierten dort Lunch und Getränke.
"Er hat den Sex in der oft prüden US-Gesellschaft salonfähig gemacht"
Je älter Hefner wurde, desto lächerlicher wirkten seine Auftritte im roten Morgenmantel und die damit verbundene Illusion, noch immer Blondinen im Dreier beglücken zu können. Der drei Mal verheiratete Mogul, dessen Magazin auf Talfahrt ist, scheint nun am Ende seines Ziels angekommen zu sein. Er hat den Sex in der oft prüden US-Gesellschaft salonfähig gemacht. In seiner Familie habe der in Chicago geborene Puritaner nie „Liebe in irgendeiner Form erfahren“. Kein Wunder, dass die erotischen Fotos oft so keimfrei aussahen. Aber Sex mit einem Hauch von Waschmittelwerbung gefiel Hugh Hefner auch als Verleger. Selbst die Ehefrauen akzeptierten es, so die Kinokomödien der 60er Jahre, wenn ihr Mann auf dem Heimweg vom Vorortbahnhof den Playboy kaufte.
Gern wird übersehen, dass Hefner sich in den 60ern stark für die Gleichbehandlung von Schwarzen und Weißen einsetzte. Blonder Schönheit will Hefner dennoch über den Tod hinaus treu bleiben: Er hat auf dem Westwood-Friedhof in Los Angeles den Grabplatz neben Marilyn Monroe gekauft.
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