"Absolute Mehrheit": Kann Raab etwa doch nicht alles?
Stefan Raab hat mit "Absolute Mehrheit" am Sonntagabend Premiere gefeiert. Der Verdacht nach der ersten Ausgabe: Raab kann vielleicht doch nicht alles.
Stefan Raab versucht seit Sonntagabend, mit "Absolute Mehrheit" den bedeutsamen Polit-Talk wieder im privaten Fernsehen heimisch zu machen, nachdem die "wichtigen" TV-Diskussionen über die große Politik in den vergangenen Jahren wieder klar ins öffentlich-rechtliche TV zurückgekehrt waren, Jauch lässt grüßen. Dafür hat ProSieben-Multitalent Raab den Polit-Talk "revolutioniert" und ihn in eine Show verwandelt. Die simplen Zutaten: Plakative Themen, Zuschauerabstimmungen und natürlich eine Gewinnsumme. Jede Menge geschickte PR samt lautstarker Absage von Umweltminister Peter Altmaier durften vor der Premiere auch nicht fehlen.
"Absolute Mehrheit": Nicht langweilig
Zur Show: Langweilig wird es mit Raab nicht, auch nicht beim Polit-Talk. Lockere Sprüche feuerte Raab gleich zu Beginn wie ein schießwütiger Cowboy aus der Hüfte. Es deutete sich aber schon am Anfang an, was Raabs Problem beim Polit-Talk werden könnte: Er redet schlicht zuviel - ganz in Entertainer-Manier. Gäste der ersten Ausgabe von "Absolute Mehrheit" waren der Linke Jan van Aken, Michael Fuchs (CDU), Jung-Unternehmerin Verena Delius, Thomas Oppermann (SPD) und FDP-Rebell Wolfgang Kubicki.
Raabs Talkshow: Drei Themen, kaum Fluss
Die Gäste kamen zu den drei gewählten Themen soziale Gerechtigkeit, Energiewende und Internet zwar ausgiebig zu Wort, wurden aber immer wieder unguterweise von unnötigen Analysen der Zuschauerabstimmung über die Kandidaten unterbrochen - ProSieben-Nachrichtenmann Peter Limbourg fungierte dabei als Herr der Zahlen. Echter Talkshow-Fluss kam so erst gar nicht auf. Das Moderieren der Argumente muss Raab auch noch üben. Die Aussagen der Gäste, allesamt nicht die "Creme de la Creme" des Polit-Zirkus, waren dabei meist populistisch und ausgelutscht.
Stefan Raab: Kann er doch nicht alles?
Aufgeregten Applaus und auffälliges Gejohle aus dem Publikum bekamen die Fünf in der Runde trotzdem serviert. Am Ende war es der FDP-Rebell Kubicki, der in der Gunst der Zuschauer vorne lag. Warum, erschloss sich nicht wirklich, denn Kubicki war ähnlich blass wie die anderen Gäste. Stefan Raab war bemüht, aber nicht überzeugend. Sein heeres Ziel, Politik für junge Leute interessanter zu machen, dürfte er nicht ganz erreicht haben. Dafür war der Talk - besser: die Show - zu flach. Es scheint, als könne Raab doch nicht alles. Zumindest muss er Polit-Talk noch üben. (bs)
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