Roche will mit Roman "Mädchen für alles" wieder Tabu brechen
Bekannt geworden ist sie als Autorin von "Feuchtgebiete". In ihrem neuen Buch "Mädchen für alles" verteidigt Charlotte Roche ihren Ruf als Provokateurin - aber anders als erwartet.
Autorin Charlotte Roche (37) hat ein neues Buch auf den Markt gebracht. Die Hauptfigur heißt Christine und die hat ein "Mädchen für alles" - so der Titel. "Christines Leben ist perfekt. Perfekt langweilig, perfekt einsam", schreibt der Piper-Verlag in München.
"Oh, das ist ja sehr unmoralisch"
Im Stil eines ungebremsten, temporeichen inneren Monologes, erzählt Roche die Geschichte von Christine, einer Frau, die eigentlich alles hat: Mann, Haus - und neuerdings auch ein Kind. Doch sie ist alles andere als glücklich.
Christine ist hin und hergerissen zwischen Verachtung für ihren Mann Jörg und dem unbedingten Willen, ihm zu gefallen. Der einzige Lichtblick in ihrem tristen Dasein sind US-Serien: "Was man alles aus Serien lernen kann. Den perfekten Mord. Wie man jemanden verfolgt, fesselt, psychisch fertigmacht, eigentlich alles, was bei YouTube-Tutorials verboten wäre", heißt es im Buch.
Sie trinkt zuviel, sie kokst, und vergisst schon mal ihr Kind zu Hause. "Als wir wieder zu Hause reinkommen, hören wir Mila schreien. Oh, vergessen." Charlotte Roche selbst dachte beim Schreiben manchmal: "Oh, das ist ja sehr unmoralisch."
Roche wagt sich erneut an Tabu-Thema
Um Christine zu entlasten, stellt das Ehepaar die Studentin Marie als Babysitterin ein, die sich im Aushang eines Bioladens als "Mädchen für alles" anbietet - und als solches schließlich auch tätig wird. Christine setzt alles daran, die junge Frau zu verführen - weil sie ihrem Mann Jörg zuvorkommen und Marie kontrollieren will, die schon nach wenigen Tagen besser mit Tochter Mila klarkommt als diese selbst.
Ihrem Ruf als Provokateurin, vielleicht sogar als "Skandal-Autorin" macht Roche aber aus einem anderen Grund alle Ehre: Sie verarbeitet ein Tabu-Thema, das die israelische Studie "Regretting Motherhood" vor nicht allzu langer Zeit auf die Agenda hob: Mütter, die sagen, wie schwer es ist, Mutter zu sein - und die vielleicht sogar bereuen, Kinder bekommen zu haben.
"Mädchen für alles" ist nach "Feuchtgebiete" und "Schoßgebete" Roches dritter Roman. Ihre ersten beiden Bücher wurden millionenfach verkauft und schnellten auf Platz eins der Bestseller-Listen. Britta Schultejans, dpa/AZ
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