Warum Paare bei der Hochzeit immer älter sind
Paare in Deutschland warten immer länger, bis sie heiraten. Dabei würden mit dem Bund der Ehe viele Vorteile auf sie warten.
Hat’s Schiller geahnt? Schließlich war er es, der im „Lied von der Glocke“ vor einer verfrühten Hochzeit gewarnt hat. Sein Vers klingt bis heute nicht nur in den Reden der Trauzeugen zwischen Hochzeitsbuffet und Etagentorte nach: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“
Ehepaare leben länger, werden aber schneller dick
Die deutschen Paare prüfen mittlerweile genau und lange, bevor sie sich das Jawort geben. Lag das Erstheiratsalter 1975 durchschnittlich bei etwas mehr als 22 Jahren, waren Männer im Jahr 2012 gut zehn Jahre älter, als sie vorm Standesbeamten standen. Frauen sind im Schnitt 29,9 Jahre alt, berechnete das Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). In Ostdeutschland wuchs das Durchschnittsalter seit der Wiedervereinigung um sieben Jahre. Deutschlandweit um viereinhalb.
Und das, obwohl Eheforscher auf der ganzen Welt viele gute Nachrichten für Verheiratete vermeldeten. Ehepaare leben länger, leiden seltener unter Depressionen, sind im Alter glücklicher und gesünder, wenn auch der Körperumfang schneller als bei Unverheirateten wächst. Dass der Kontakt zu Freunden abnimmt, kompensieren verheiratete Frauen mit einem Gläschen mehr. Ehemänner trinken nach der Hochzeit weniger Alkohol. Auch das haben Forscher berechnet.
Wilde Ehe ist gesellschaftlich anerkannt
Warum also so lange warten bis zum Ringetausch? Die Gründe sind vielseitig und gar nicht romantisch, erklärt Evelyn Grünheid von der BiB. Der Mann hat die Versorger-, die Frau die Hausfrauenrolle abgelegt. Die wilde Ehe ist gesellschaftlich anerkannt. Der Bildungsstand wächst bundesweit. Das Fernsehen spielt uns Tag für Tag den Traum der ewigen Liebe vor. Die Deutschen prüfen also genau, denn: „Der Wahn ist kurz, die Reu’ ist lang.“ Das hat auch schon Schiller gesagt.
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