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Sex
01.12.2016

Warum der Mann die Treue erfand

Vater, Mutter, Kind, Kind …: Die fest umrissene Familie als Keimzelle der Gesellschaft ist eine kulturelle Erfindung.
Foto: Christian Charisius/dpa

Neue Forschungsergebnisse sagen: Der Mensch lebte von Natur aus in viel freieren Formen der Liebe. Was heißt das für die heute zunehmenden Zweifel an Beziehungen?

Die Frage rührt tief an unsere Wurzeln, an die Prinzipien unseres Zusammenlebens, an unsere Vorstellung von Glück in der Partnerschaft und von Partnerschaft in der Gesellschaft – bis heute. Die Frage lautet: Wie hielten’s unsere Vorfahren mit der Liebe und dem Sex?

Denn das ursprüngliche Verhältnis des Menschen zu Lust und Zuneigung, der Umgang von Mann und Frau mit ihrem Körper in der Gemeinschaft – das alles zeugt womöglich von einer natürlichen Ordnung, mit der oder gegen die wir heute leben, ohne es zu wissen. Und wenn Geschichte und kulturelle Werte uns von dieser womöglich noch immer in unseren Instinkten wirkenden Prägung entfremdet haben: Muss uns das nicht zu schaffen machen? Und drückt sich das Missverständnis womöglich in aktuellen Krisen der Paarbeziehung aus?

Sind wir ursprünglich monogame Wesen, mit einem Partner fest und treu lebend, eine Familie gründend und in diesem Verbund bleibend – und denken jetzt, in einer reizüberfluteten, lustfixierten Moderne, das reicht nicht mehr zum Glücklichsein? Oder sind wir ursprünglich uns viel freier paarende Geschöpfe und spüren jetzt, da die Gesellschaft freier wird, dass wir bloß durch die moralischen Vorschriften der Zivilisation in ein Korsett gezwungen werden, das unserer Natur eigentlich nicht entspricht?

Auf welcher Seite des Sexlebens steht der Mensch?

Übersetzt in die Erforschung der Frühzeit des Menschen sind diese Frage eine Wahl zwischen zwei Affenarten. Einerseits die Gibbons, die zurückgezogen in der Kleinfamilie auf ihrem jeweiligen Baum leben, sehr treu und sehr fortpflanzungsorientiert in ihrer Leidenschaft. Andererseits die Bonobos, die in Herden leben und quasi unentwegt kopulieren, wie und mit wem auch immer, bei jeder Reizung, Hauptsache Höhepunkt und Triebabfuhr. Die beiden Affenarten sind dem Menschen in der Genetik zugleich die nächsten. Auf welcher der beiden gegensätzlichen Seiten aber steht das ursprüngliche Sexual- und Partnerschaftsleben des Homo Sapiens?

Die Antwort schien lange klar: Wir sind den Gibbons ähnlich. Unsere Natur ist die Monogamie, die Kleinfamilie. Und zugleich sind wir im Sozialen der dritten, uns ebenso nahen Affenart ähnlich, den Schimpansen – und damit eine von Natur aus eher kriegerische als kooperative Spezies, die sich im Lauf der Evolution aus Vernunftsgründen in Gesellschaftsverträgen zu bändigen versucht. Nach aktuellen Veröffentlichungen aber ist beides falsch.

„Sex – Die wahre Geschichte“ (Klett-Cotta, 430 S., 24,95 Euro) heißt das Buch des Forscherehepaars Christopher Ryan und Cecilia Jethá reißerisch – und bietet doch eine unterhaltsame, fundierte und spannende Alternativerzählung an. Er Psychologe, sie Psychiaterin, haben sich die beiden in die bisherigen Befunde aus der Frühzeit vertieft und dabei festgestellt: Nicht nur die ganzen sozialen Strukturen, in denen die Urmenschen mit ihren nomadischen Gemeinschaften gelebt haben, sind denen der lustbetonten und poly-amourösen Bonobos viel ähnlicher. Auch die körperlichen Eigenschaften weisen uns viel mehr als deren Verwandte aus – denn als Verwandte der treuen Gibbons. Das geht von der Größe und Gestalt der männlichen Geschlechtsmerkmale bis zu den Fähigkeiten der primären weiblichen. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Vieles weißt darauf hin, dass Männer für vergleichsweise häufige und schnelle Kopulationen gebaut sind (etwa im Gegensatz zum großen und sehr treuen Gorilla mit seinem Drei-Zentimeter-Penis), während die Frauen zu länger anhaltendem Sex fähig sind und ihr Körper dann den gesünderen und stärkeren Samen auszuwählen versteht.

Ryan und Jethá sprechen hier wohlgemerkt nicht von wahllosen Exzessen, sondern von weiter verbreitetem Sex, der enge Vertrautheit voraussetzt. Und was bei der Untersuchung erst spät entdeckter Menschenvölker vorgefunden wurde: In den kleinen Gemeinschaften kümmern sich stets viele Erwachsene gleichrangig um den Nachwuchs – weil keiner sicher sein kann, von wem welches Kind ist, und weil jederzeit einer der Männer etwa bei der Jagd sterben kann und damit die Betreuung des Nachwuchses unabhängig davon geregelt ist. Und um die Mischung des Erbgutes in Takt zu halten, sei es zudem durchaus üblich gewesen, sich auch mit Nachbarstämmen auszutauschen. Die Vorstellung von der fortwährenden Konkurrenz der Gemeinschaften sei ohnehin eine Erfindung aus missgedeuteten Experimenten mit Schimpansen und völlig unnötig gewesen gerade in der Zeit des Nomadentums mit reichlich vorhandenen Jagdgründen.

Weil man nichts aufbewahren konnte, hätten die Stämme sogar immer miteinander gefeiert, wenn eine Jagd besonders erfolgreich war – und die sehr variable Ernährung von allen Früchten und Kräutern bis hin zu Insekten und Maden habe für eine gesunde Vielfalt gesorgt. Dass wir heute denken, unsere Vorfahren seien sehr früh gestorben und sehr klein geblieben, liege lediglich daran, dass sehr viele Funde tote Kinder zeigten – die wurden eben auch schnell und zahlreich aussortiert, weil der Nomadenstamm nicht zu groß hätte werden dürfen.

Monogamie eine Erfindung der Männer

Die Probleme beginnen erst durch das Sesshaftwerden des Menschen – mit den von nun an gehüteten Tieren und ihren Krankheiten, mit der einseitigeren Ernährung und dem Anwachsen der Gemeinschaften. Auch die Probleme in den Partnerschaften. Denn die Monogamie, so das Forscher-Paar, sei eine Erfindung der Männer. In den nun entstanden Siedlungen sei nämlich auch der individuelle Besitz entstanden – und während die Herren sich ums Vieh kümmerten, wollten sie sich nicht um die Unversehrtheit ihres Hausstands sorgen müssen, auf den die Frau achtete und zu dem sie bald auch zählte. Es entstand das Gebot und die Moral der Treue – und damit eine Knechtung der Körperlichkeit der Frau und ein Schaden für die Fortpflanzung. Denn bis heute gelte, dass die fehlende Auswahl des gesünderen und stärkeren Samens zu einer Schwächung des Nachwuchses führe. Und zusätzlich sorge die Pille dafür, dass sich nicht einmal mehr die Partner des zueinander passenden Immunsystems sicher sein könnten, weil die richtungsweisenden Instinkte durch die hormonellen Verschiebungen fast komplett eingeebnet würden.

Ryan und Jethá wollen damit nicht zurück in Urzustände. Die Versuche der Hippie-Kommunen hätten zur Genüge gezeigt, dass der moderne Mensch für solche Modelle in aller Regel nicht gemacht ist – aber zum Verständnis unserer heutigen Schwierigkeit könne das Bewusstsein unserer natürlichen Prägung doch wichtig sein. Vor allem um das Missverständnis des eben nur vermeintlich natürlichen Glücks der Monogamie zu brechen.

Und damit ist sich das Paar aus Barcelona mit dem wesentlich weniger süffig präsentierten Befund des Tübinger Biologiegeschichtlers Thomas Juncker einig. In „Die verborgene Natur der Liebe“ (C. H. Beck, 272 S., 19,95 Euro) analysiert dieser „Sex und Leidenschaft und wie wir die Richtigen finden“ und beschreibt den Menschen auch als Geschöpf, dessen Trieb von Natur aus in einer Zweierbeziehung auf Dauer nicht restlos aufgehen kann. Aber nach Juncker ändert das nichts daran, dass wir in Partnerschaft und Familie etwas zutiefst Sinnspendendes für unser Leben sehen. Im Laufe der Kulturgeschichte habe sich diese Form der Bindung nicht deshalb als die zentrale etabliert, weil sie moralisch überlegen wäre, sondern weil es die zweckmäßigste sei. Erfunden von den Männern, zur „Vaterschaftssicherheit“, aber stabilisiert durch das Wachstum der Gesellschaften, das einen Kontrast der Geborgenheit in der gesicherten Basis brauche: Familie. Auch hier geht die Geschichte auf Kosten der Frau, die mit ihrer im Vergleich komplexeren Lust eine lange Zeit der lustfeindlichen Prägung erlebt habe.

Bloß, so der Biologe, dürfe man das nicht missverstehen, dass die absolute Treue der absolute Nachweis für die Liebe sei. Aus diesen Grundlagen ein eigenes Modell für die gelingende Liebe zu entwickeln, das sei die große Kunst in der Freiheit unserer heutigen Zeit. Und so endet Juncker auch: „Ist das nicht alles verwirrend, kompliziert und vielleicht sogar undurchführbar? Ja. Aber genau so ist die Liebe. Wäre alles ganz einfach, dann müssten wir uns keine Gedanken machen.“

Immer wieder jedenfalls stellen Forscher auch fest, dass Menschen heute, die in stabilen Beziehungen leben, im Durchschnitt gesünder, glücklicher und länger leben.

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