Zu der Ponderosa reiten wir...
Vor 50 Jahren startete die Westernserie „Bonanza“ im deutschen Fernsehen. Mit nachhaltigem Erfolg. Ein nostalgischer Rückblick auf eine verflossene Gattung.
Keine Frage, am schönsten erschließt sich „Bonanza“ gleich zu Beginn der ersten Folge. Ben Cartwright und sein ältester Sohn Adam schauen vom Rücken ihrer Pferde ins Tal. „Das ist ein Anblick, da kommst du doch ins Schwärmen, wenn du das siehst. Das gehört alles uns.“ Meint Adam: „Ein Anblick, der dem Himmel ähnelt, wenn dieser sich uns öffnet.“ Ben nüchtern: „Das steht im Lesebuch.“ Adam gibt zu: „Ich war noch nicht im Himmel.“
Ben ganz väterlich: „Ich finde das mit dem Himmel einen sehr guten Vergleich. Aber der Himmel muss sich anstrengen, wenn er es mit den tausend Quadratmeilen der Ponderosa aufnehmen will.“
Was für ein Einstieg für eine Westernserie, in der ein verwitweter Patriarch fast alttestamentarischer Prägung auch ideologisch seinen Claim absteckt. Drei erwachsene Söhne aus drei Ehen auf den rechten Weg zu bringen, das geht nur mit ein wenig Intuition und großer Autorität.
„Bonanza“, nach „Rauchende Colts“ die langlebigste und erfolgreichste Westernserie, trägt ihren Namen zu Recht. Eine ergiebige Goldader wurde sie für Produzenten und Schauspieler. Bereits im September 1959 in den USA gestartet, feierte die Serie erst gut drei Jahre später ihre Premiere in Deutschland. Am 13. Oktober 1962.
Doch die ARD hielt die Reihe für zu brutal und setzte sie nach einem Dutzend Folgen ab. Das ZDF wagte 1967 überraschend einen neuen Versuch. Die nun in Farbe zu empfangenden Geschichten von der Ponderosa kamen so gut an, dass sogar der die deutsche Landschaft schätzende Heino sich der in diesem Fall wehrlosen Cartwrights bemächtigte und „Zu der Ponderosa reiten wir“ anstimmte. Er scheint dort nicht angekommen zu sein, weil er sich auch einem Polenmädchen widmen musste.
Mit den Mädchen war es bei den Cartwrights so eine Sache. Denn auf dem Riesenareal zwischen Virginia City und Lake Tahoe in Nevada gab es die reine Männerwirtschaft. Fast. Denn der chinesische Koch Hop Sing gab eine formidable „Hausfrau“ ab. Inklusive des Protests, wenn die Viererbande spät heimkam und Ben lautstark nach Essen verlangte. „Sie immel blüllen“, klagte dann Hop Sing. Am Ende war „Schweineblaten tlocken“.
Wie sich die Zeiten ändern: Früher diskutierten „Bonanza“-Fans über die Ernsthaftigkeit des ostküstenerfahrenen Adam (Pernell Roberts) und die jugendliche Unbekümmertheit von Little Joe (Michael Landon). Der Hüne Hoss (Dan Blocker) war in seiner naiv-liebenswürdigen Art außen vor.
Hop Sing auf keinen Fall vergessen!
Aber als es in der Redaktion hieß, man sollte etwas über „Bonanza“ machen, tönte es von allen Seiten: „Hop Sing, großartig, auf keinen Fall vergessen!“ Niemals, obwohl wir heute nie wieder lachen über das „r“, das der gute Ranch-Koch wie ein „l“ aussprach.
Was übrigens ein blöder deutscher Witz ist, denn im amerikanischen Original ist Hop-Sing-Darsteller Victor Sen Yung des ominösen Buchstabens durchaus mächtig. „Bonanza“ spielt mit den Mythen des klassischen Western, mit Landnahme, der Verteidigung persönlicher Freiheit, dem Misstrauen gegenüber staatlichen Autoritäten.
Aber die Serie war in den 430 Folgen bis 1973 auch ein Kind ihrer Zeit. Sie sollte ein TV-Publikum unterhalten und nicht wie manche gute Kinowestern Brüche in einer sich verändernden Gesellschaft herausarbeiten. Gute und böse Indianer, üble Geschäftsmänner, arme Siedler, sündige Saloonsängerinnen mit weichem Herzen.
Aber die Serie hat sich ins Gedächtnis mehrerer Generationen eingebrannt so wie die Flammen in die Landkarte im Vorspann. Und während des Schreibens geht einem das „Tamtatatam-tatatam-tatatam“ der galoppierenden Gitarrenmelodie nicht mehr aus dem Kopf.
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