Dirk Niebel will Diskussion über Sexismus gegen Männer
Die seit Tagen schwelende Sexismus-Debatte ist um ein Kapitel reicher. Entwicklungshilfe-Minister Dirk Niebel fordert eine stärkere Berücksichtigung von Sexismus gegenüber Männern.
FDP-Präsidiumsmitglied Dirk Niebel hat eine Debatte über Sexismus gegen Männer gefordert. Es gebe auch viele Männer, die belästigt werden, sagte der 49 Jahre alte Entwicklungsminister der "Welt" (Montag-Ausgabe). "Darüber wird kaum gesprochen, und dieser Aspekt wird extrem verschämt behandelt. Dass Männer belästigt werden, passt ja nicht zum Mainstream."
Brüderle äußert sich nach wie vor nicht zu den Vorwürfen
In Deutschland wird seit Tagen über Sexismus diskutiert. Auslöser war ein Bericht, in dem die "Stern"-Journalistin Laura Himmelreich eine Begegnung mit dem FDP-Spitzenkandidaten und -Fraktionschef Rainer Brüderle vor gut einem Jahr an einer Hotelbar schildert. Brüderle sei dabei mit anzüglichen Bemerkungen aufgefallen. Der Politiker äußert sich nicht zu dem Bericht.
Niebel zieht persönliche Konsequenzen aus diesen Vorwürfen. Er habe bei einem Interview mit einer Journalistin bereits dafür gesorgt, dass nicht nur sein Pressesprecher, sondern auch eine Mitarbeiterin dabei war. "Ich werde das in Zukunft weiter so handhaben." Ein Interview mit Himmelreich habe er abgesagt.
Niebel hält Entschuldigung Brüderles für unmöglich
Nach Ansicht des Ministers ist eine Entschuldigung des 67-jährigen Brüderle nicht mehr möglich. "Die angeblichen Vorfälle liegen über ein Jahr zurück. Es würde eine unsägliche Debatte nur weiter befeuern. Rainer Brüderle verhält sich genau richtig."
Niebel warnte vor einer "Situation wie in den USA", wo man als Mann einen Fahrstuhl nicht mehr betrete, wenn dort eine Frau allein unterwegs sei. "Und das aus Sorge, es könnte gegen ihn verwendet werden." Der Minister sagte weiter: "Wenn man nicht mehr bei einem Parteitag abends an der Bar ein freies Gespräch mit Journalisten führen dürfe, sondern Konsequenzen fürchten müsse, "weil nicht alles druckreif formuliert wurde und das Gesagte falsch verstanden werden könnte, dann bekommen wir es mit einer anderen Republik zu tun". dpa/AZ
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