Friedensnobelpreis für EU auch als Appell gedacht
Heute erhält die EU den Friedensnobelpreis. Der Leiter des Nobel-Komitees weist die Kritik an der EU-Auszeichnung zurück. Er sieht den Preis auch als Appell.
Die diesjährigen Nobelpreise werden heute in Stockholm und Oslo überreicht. Der Friedensnobelpreis geht in Norwegens Hauptstadt Oslo an die Europäische Union. Sie wird für ihr Wirken über sechs Jahzehnte als erfolgreiches Friedensprojekt in Europa geehrt.
Kritik am Friedensnobelpreis für EU
Kritik an der Auszeichnung der Europäischen Union mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis hat der Generalsekretär des Europarats und Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland, zurückgewiesen. Die EU habe maßgeblich zur "unglaublichen Aussöhnung" in Europa nach zwei Weltkriegen beigetragen, sagte der Norweger in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.
Appell an die Europäische Union
Der Preis sei aber auch als Appell an die politisch Verantwortlichen in der EU gedacht, sagte Jagland. "Wir wollen an das erinnern, was mit der EU aufgebaut wurde und auf die Gefahr hinweisen, dass dies wieder verloren gehen könnte." Es habe 60 Jahre gedauert, um die EU aufzubauen. Eine Auflösung könne viel rascher geschehen, warnte Jagland. Wenn dieser Prozess erst einmal begonnen habe, sei er nur "schwer zu kontrollieren".
Einwanderung als große Herausforderung
Wenn der Euro an der gegenwärtigen Krise zerbreche, gefährde dies auch den gemeinsamen Binnenmarkt, sagte Jagland weiter. Die Folge wäre eine Rückkehr zu Protektionismus und Nationalismus. Entsprechende Tendenzen seien in den meisten EU-Staaten zu beobachten. Fast überall gebe es Kräfte, die auf eine Auflösung der EU hinarbeiteten. "Und diese Kräfte werden stärker." Die Einwanderung etwa, die durch die weltweite Wirtschaftskrise noch verstärkt werde, sei eine "riesige Herausforderung" für die Gemeinschaft. "Dies öffnet die Tore für populistische und extremistische Kräfte."
Helmut Kohl gewürdigt
Der Norweger würdigte auch die Rolle des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) bei der deutschen Wiedervereinigung. "Ohne diese Wiedervereinigung, für die die Deutschen einen hohen Preis gezahlt haben, wäre die EU nicht, was sie heute ist."
Mit dem Friedensnobelpreis ermahne das Nobelkomitee die EU zur Solidarität, betonte Jagland. Die Gemeinschaft müsse die wirtschaftlichen Probleme lösen und den Euro retten. Die in manchen EU-Staaten geäußerte Kritik am Krisenmanagment Deutschlands nannte Jagland "ein bisschen unfair". Deutschland habe bereits viel zur Bewältigung der Euro-Krise beigetragen. afp/AZ
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