Hängt Donald Trump heute zwei Verfolger ab?
Am Dienstag finden in sechs US-Bundesstaaten Vorwahlen statt. Donald Trump hat erneut beste Chancen. Wer den Milliardär als Kandidat für die Präsidentschaft noch stoppen kann.
Wenn er seine Partei nicht in eine Identitätskrise gestürzt hätte, gälte Donald Trump längst als sicherer Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner. Der heutige Dienstag könnte Entscheidungen bringen – bei Vorwahlen in Florida, Illinois, Missouri, North Carolina, Ohio und auf den Nördlichen Marianen hat Trump die Chance, gleich zwei Verfolger aus dem Rennen zu werfen. Ein Überblick:
Der Immobilienmagnat hat schon mehr als ein Drittel der 1237 Delegierten, die er für eine Nominierung benötigt; 460 Stimmberechtigte konnte Trump erringen, allein heute werden weitere 367 vergeben. Bis zum Ende der Vorwahlen werden danach noch knapp 1000 Delegierte gewählt, zusätzlich fahren im Juli gut 100 frei zum Parteitag nach Cleveland. Mit Ausnahme von Ohio kann Trump in allen US-Bundesstaaten, die heute wählen, auf den Sieg hoffen.
Das „The Winner takes it all“-Prinzip bietet ihm gute Chancen, sich nun endgültig abzusetzen. Ab Mitte März weisen die Republikaner ihre Delegierten in den meisten Staaten nicht mehr proportional zu, sondern gesammelt dem Erstplatzierten. Besonders wichtig sind heute Florida und Ohio: Denn die beiden Staaten vergeben ihre 99 beziehungsweise 66 Delegierten nicht nur en bloc, sie entscheiden auch über das Schicksal zweier Konkurrenten des Milliardärs: Marco Rubio und John Kasich.
Ted Cruz könnte Donald Trump noch aufhalten
Der texanische Senator Ted Cruz hofft, dass Kasich und Rubio noch in dieser Woche aufgeben. Dann wäre er wohl der einzige Rivale, der Trump noch stoppen könnte. Cruz hat bislang die meisten Siege gegen den „Lautsprecher“ errungen und glaubt, dessen Gegner später in einem Zweikampf hinter sich scharen zu können. Mit 370 Delegierten ist es ihm rechnerisch noch möglich, auf die 1237 Stimmberechtigten zu kommen.
Bei seiner Aufholjagd müsste Cruz aber so gut wie alles gewinnen – ein kühner Plan, denn seine bisherigen Erfolge verdankt er Staaten mit einem hohen Anteil evangelikaler Wähler. Davon stehen nicht mehr viele auf der Liste. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, eint Trumps Rivalen vor allem die Hoffnung, dass er bis zum Parteitag die magische Grenze nicht überschreitet: Auf einer „Contested Convention“, bei der kein Kandidat die nötigen 1237 Delegierten hinter sich hat, würden die Karten neu gemischt.
Marco Rubio und John Kasich haben wohl keine Chancen mehr
Marco Rubio ist nicht zu beneiden. Floridas Senator hat seine Heimat zum Schicksalsstaat stilisiert. Das Problem: Gestern lag das abgestürzte Wunderkind dort in den Umfragen fast zwanzig Prozent hinter Trump. Rubio hat kubanische Wurzeln und hofft auf die vielen Latinos im Staat. Gewinnt Rubio Florida, wäre das eine lebensverlängernde Maßnahme. Seine Anhänger in Ohio hat er aufgerufen, für Gouverneur John Kasich zu stimmen – er selbst hat dort keine Chance.
John Kasich hat mit bisher 63 Delegierten noch weniger als Rubio, aber derzeit Zulauf. Er hat von Anfang darauf gesetzt, dass ein Sieg in seiner Heimat seiner Kampagne Aufmerksamkeit bescheren werde; Ohio gilt als Schlüsselstaat. Der Gouverneur hat dort traumhafte Zustimmungswerte – 79 Prozent sind mit Kasichs Arbeit zufrieden.
Ob er sich heute durchsetzt, ist trotzdem nicht so klar: Umfragen bescheinigen ihm ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Trump. Kasich, der Mann mit dem sachlichsten Wahlkampf, hatte lang Schwierigkeiten, im Spektakel der anderen durchzudringen; seit einigen Wochen ändert sich das. Wenn er Ohio gewinnt, könnte er der langersehnte Anti-Trump werden. Wenn nicht, hat er seinen Rückzug angekündigt.
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