Sarkozy-Herausforderer Hollande gekürt
Der Herausforderer von Präsident Nicolas Sarkozy steht fest - nun wartet Frankreich auf eine Reaktion des konservativen Staatschefs.
Nach der Ernennung von François Hollande zum sozialistischen Präsidentschaftskandidaten für die Wahl im kommenden Frühjahr gab sich Sarkozy am Montag bedeckt.
Sarkozy muss zwar noch seine Kandidatur offiziell erklären, gilt in seiner Partei aber als "natürlicher Kandidat" für eine weitere Amtszeit. Während die Parti Socialiste (PS) erstmals ihren Kandidaten von allen linksgerichteten Franzosen unabhängig von einer Mitgliedschaft in der Partei wählen ließ, verbrachte der Präsident den Sonntag mit seiner hochschwangeren Frau Carla Bruni-Sarkozy. Der Präsident befindet sich in Umfragen mit rund 30 Prozent Zustimmung im Popularitätstief. Er plant nach Medienberichten, seinen eigenen Wahlkampf für eine Wiederwahl so kurz wie möglich zu halten.
Der 57 Jahre alte Hollande hatte die Wahl zum sozialistischen Kandidaten mit offiziell 56,6 Prozent der Stimmen gewonnen und anschließend zur Geschlossenheit aufgerufen. Die Vorwahl sei nur eine Etappe auf dem Weg zum Machtwechsel im Elysée-Palast, betonte er. "Ich will unserer Nation wieder Vertrauen geben", versprach der als "Mann der Mitte" geltende langjährige Parteichef seinen Anhängern.
Er hatte sich bei einer Stichwahl gegen seine Rivalin Martine Aubry abgesetzt. "Von nun an verkörpert er die Hoffnungen", sagte sie. Öffentlich nicht in Erscheinung trat bisher der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn, der noch vor Monaten als aussichtsreichster Kandidat für die Sozialisten gegolten hatte. Er stolperte über eine Sex-Affäre in einem New Yorker Hotel.
Der schon in der ersten Vorwahl-Runde ausgeschiedene Kandidat Manuel Valls betonte am Montag vor allem die große demokratische Legitimation des nun gefundenen Kandidaten durch die Vorwahl. Sie hatte in der zweiten Runde mit 2,86 Millionen Links-Wählern sieben Prozent mehr Menschen mobilisiert als noch im ersten Wahlgang. Interims-Parteichef Harlem Désir wertete die erste offene Abstimmung von Frankreichs größter Oppositionspartei nach US-Vorbild als Erfolg. Er wird sein Amt nun an Aubry zurückgeben, die ihr Parteiamt für die Vorwahl hatte ruhen lassen.
Der am 12. August 1954 in Rouen/Normandie geborene Arztsohn Hollande hatte nach einem Jura- und Politikwissenschaften-Studium die Elite-Hochschule Ecole Nationale d'Administration (ENA) absolviert. 1979 trat er in die Sozialistische Partei ein, schloss sich aber im Richtungsstreit keinem der Flügel an. Im Kampf um ein Mandat für die Nationalversammlung unterlag er 1981 dem späteren Präsidenten Jacques Chirac in dessen Heimat-Departement Corrèze, wo er diesmal in der Stichwahl seiner Partei knapp 95 Prozent der Stimmen errang.
Zur Abstimmung aufgerufen waren alle linksgerichteten Franzosen unabhängig davon, ob sie der PS angehören. Auf das konservativ-rechte Regierungslager übt der Erfolg der Vorwahlen Druck aus, selbst ein ähnliches Verfahren zu organisieren. Sämtliche Spitzenpolitiker haben aber betont, dass man erst bei den übernächsten Wahlen 2017 darüber nachdenken werde. (dpa)
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