Nach Hungerstreik: Timoschenko trinkt wieder Saft
Wenn Julia Timoschenko sich ihre Frisur flechtet, ist wieder zurück im Leben. Nachrichten aus der ukrainischen Klinik verheißen, dass es aufwärts geht.
Julia Timoschenko hat man schon lange nicht mehr mit ihrer typischen Frisur gesehen. Seit ihrem Hungerstreik ist die inhaftierte Ukrainische Ex-Regierungschefin nur noch ein Schatten ihrer selbst. Seit Julia Timoschenko vom Gefängnis in eine Klinik in Charkow gebracht wurde, isst sie wieder. Der deutsche Neurologe Lutz Harms behandelt dort ihren Bandscheibenvorfall.
Ob sich Timoschenko bald wieder mit ihrer Frisur zeigt?
Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko muss nach ihrem dreiwöchigen Hungerstreik von den Ärzten zunächst aufgepäppelt werden. Die geschwächte Oppositionsführerin werde mit Wasser und Säften behutsam an Nahrung gewöhnt, sagte der Neurologe Harms von der Berliner Klinik Charité am Mittwoch in Charkow. Die Behandlung von Timoschenko werde etwa zwei Monate dauern. An diesem Donnerstag beginne er mit einer leichten Physiotherapie. Für Medikamente sei es zu früh.
Arzt aus Deutschland behandelt Timoschenko
Harms steht an der Spitze eines Teams der Klinik und wird Timoschenko mit Medikamenten aus Berlin behandeln. Das sagte Vize-Gesundheitsministerin Raissa Moissejenko. Timoschenko teile sich im neunten Stock der Klinik drei Räume mit einer weiteren Patientin. "Wir werden Herrn Harms unterstützen, soweit seine Methoden unserem Verständnis entsprechen", betonte Chefarzt Michail Afanassjew.
Westerwelle sieht Fortschritt im Fall Timoschenko
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach von einem "Fortschritt" dem umstrittenen Fall Timoschenko. "Es ist wichtig, dass es ihr gut geht", sagte Westerwelle beim Europaforum des Westdeutschen Rundfunks in Brüssel. Es gebe aber auch andere inhaftierte Ex-Regierungsmitglieder.
Darum ist Timoschenko eingesperrt und krank
Julia Timoschenko hat angeblich Amtsmissbrauch als Regierungschefin der Ukraine begangen. Sie wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Seit Monaten klagt die Politikerin über einen schweren Bandscheibenvorfall. Nach eigenen Angaben hatte sie seit dem 20. April aus Protest gegen ihre Behandlung durch die Führung der Ex-Sowjetrepublik unter Präsident Wiktor Janukowytsch keine Nahrung zu sich genommen.
Spezialisten der Charité hatten sich vergangene Woche mit Timoschenko auf eine Behandlung in Charkow verständigt. Das Angebot der Bundesregierung, die Führerin der prowestlichen Orangen Revolution von 2004 in Deutschland zu pflegen, lehnt Kiew ab.
EM 2012 in Gefahr?
Wegen des Falls Timoschenko steht das Co-Gastgeberland der Fußball-EM 2012 international in scharfer Kritik. Etliche Größen aus Wirtschaft, Politik und Sport hatten ihr Kommen in Frage gestellt, wenn Timoschenko nicht besser behandelt wird.
In Polen, das die EM ab dem 8. Juni gemeinsam mit der Ukraine veranstaltet, appellierte Präsident Bronislaw Komorowski mit Nachdruck an Regierung und Opposition in Kiew, das Rechtssystem zu ändern. Ohne ein "anachronistisches Gesetz, das im Widerspruch zu europäischen Rechtsstandards die Verurteilung für politische Entscheidungen" ermögliche, wäre es niemals zu den Boykottdrohungen im Fall Timoschenko gekommen, betonte Komorowski.
Treffen der Staatschefs abgesagt
Nach internationalen Protesten gegen die Behandlung der 51-Jährigen hatte die Ukraine am Vortag ein Treffen im Schwarzmeerort Jalta abgesagt. Mindestens zehn europäische Staatschefs, darunter Bundespräsident Joachim Gauck, hatten eine Teilnahme an dem Gipfel verweigert. Für den Freiheitskämpfer Gauck ist die Situation von Timoschenko untragbar. Er würde sie gerne wieder strahlend mit ihrer geflochtenen Frisur sehen. dpa/AZ
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