Papandreous kämpft mit der Vergangenheit
Dieser Namen hat die Politik in Griechenland geprägt. Nun droht Papandreous und der Ära der Athener Politikerdynastie das Ende in einem großen Debakel.
Kein Name hat die politische Landschaft Griechenlands in den vergangenen fünfzig Jahren so geprägt wie der der Familie Papandreou. Ein gewisser Giorgos Papandreou regierte das Land, bevor es in den sechziger Jahren unter eine Militärdiktatur fiel, und dieser Giorgos Papandreou versuche nun, den finanziellen Ruin des Landes abzuwenden. Der Ministerpräsident verstand es dabei immer wieder, Freunde und Gegner zu überraschen und mit spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam zu machen. So erst vor wenigen Tagen mit der Ankündigung eines Volksentscheids zum EU-Rettungspaket, die einem Paukenschlag gleichkam.
Und gestern folgte der nächste: Bedrängt von Rücktrittsforderungen und eine Vertrauensabstimmung vor Augen kassierte Papandreou seinen Vorschlag wieder ein und kündigte Verhandlungen mit der Opposition über die Bildung einer Übergangsregierung an. Einen mit Neuwahlen verbundenen Rücktritt lehnte er am frühen Abend noch rundweg ab, später signalisierte er unter bestimmten Umständen seine Bereitschaft zum Rückzug. „Ich klebe nicht an irgendeinem Stuhl“, sagte er. „Ich will nicht unbedingt wieder gewählt werden.“
Konservative Partei fordert Rücktritt
Ob Papandreou heute Abend die Vertrauensfrage im Amt überleben wird, war gestern genauso offen wie die Frage, ob er als Ministerpräsident auch bei der Übergangsregierung an der Spitze stehen wird. Die konservative Partei Nea Dimokratia (Neue Demokratie) forderte ihn vor den Gesprächen über eine Große Koalition zum Rücktritt auf. In einer Koalition müsste die Opposition erstmals Verantwortung für die Sparpakete übernehmen. Auch die konservative ND war es übrigens, die in der Vorgängerregierung die Bücher gefälscht und die Neuverschuldung auf 15 Prozent statt der in den Maastricht-Kriterien erlaubten drei Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung aufgeblasen hatte.
Der Ära droht das Ende
Die Ära der Papandreous aber droht nun in einer der größten griechischen Krisen ihr Ende zu finden. Papandreous gleichnamiger Großvater sowie sein Vater Andreas Papandreou gelten als die Architekten des modernen Griechenlands, aber ebenso als Verantwortliche für den hohen Schuldenberg des Landes. Es war ein schweres Erbe, das Giorgos Papandreou nach dem Wahlsieg mit seiner Panhellenischen Sozialistischen Bewegung Pasok 2009 als Ministerpräsident antrat. Seitdem musste Griechenland unter dem Rettungsschirm von EU und Währungsfonds Zuflucht suchen.
Schwere Zeiten für den Regierungschef
Auch in Papandreous Partei war es zuletzt immer schwieriger für den Regierungschef geworden, die Reihen geschlossen zu halten. Zumal er dort nie unumstritten war. Bereits vor seinem Wahlsieg vor zwei Jahren wurde Papandreou von vielen Beobachtern als unfähig kritisiert. Der 69-Jährige galt als schwaches Abbild seines dynamischen und charismatischen Vaters Andreas, der die Pasok 1974 gegründet und sie mit eiserner Hand von 1981 bis 1993 drei Mal zum Wahlsieg geführt hatte. Sohn Giorgos Papandreou galt dagegen als sympathische, aber kaum respektierte Persönlichkeit, der nur wenige Dinge gelangen.
Sohn distanzierte sich vom Vater
Doch selbst nach seiner zweiten Wahlschlappe gegen die konservative Nea Dimokratia 2007 behauptete Papandreou seinen Führungsanspruch. Und schon als junger Parteivize Mitte der achtziger Jahre schrieb er eine Reihe von Artikeln, in denen er seine Vision einer modernisierten Partei darlegte und sich in einigen Aspekten von der Politik seines Vaters distanzierte.
Mammutvorhaben erschütterte Europa
Als er vor zwei Jahren zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, erklärte Papandreou als Erstes, er werde sein Land mit dem Kampf gegen Korruption und Verschwendung ohne Rücksicht auf die politischen Kosten aus dem Schuldensumpf ziehen. Damals ahnte er wohl nicht, dass sein Mammutvorhaben von Monat zu Monat stärker die Grundfesten Europas erschüttern würde. (ap)
Die Diskussion ist geschlossen.