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"Wetten, dass...?"
23.02.2014

Wettkönig sitzt im Rollstuhl: Er verrät, wie er Lust am Leben behält

Ein Mann in den besten Jahren: Marcus Grill mit seiner Lebensgefährtin Natascha Hergesell.
Foto: Ralf Lienert

Marcus Grill ließ sich als „Wetten, dass…?“-König feiern, tanzte bei der Love Parade. Dann verunglückte der Kemptener. Seit zehn Jahren sitzt er im Rollstuhl - aber hat Pläne.

Natürlich, gesteht Marcus Grill, mache sich um diese Jahreszeit ein ganz eigenes Gefühl in ihm breit. Es ist die Zeit der Erinnerung, besonders in diesen Tagen. Marcus Grill ist nicht depressiv. Nein, das nicht. Vielleicht ein bisschen melancholisch. In jedem Fall nachdenklich, weil unwillkürlich diese Fragen auftauchen: Weshalb musste gerade ihm dieser Unfall passieren? Warum ist er an diesem Tag nicht lieber zu Hause geblieben? Hatte er schon in der Gondel, die ihn hinauf brachte auf den Breitenberg, eine Ahnung, was Stunden später geschehen würde? Andererseits: Ist das Leben, das er nun führt, wirklich schlechter?

Ein Mann in den besten Jahren

Seit genau zehn Jahren sitzt Marcus Grill aus Kempten im Rollstuhl. Mit 52, was weiß Gott kein Alter ist. Ein Mann in den besten Jahren. Ja, so sage man doch, behauptet Grill im Interview mit unserer Zeitung und muss ein wenig schmunzeln.

Als einen Mann in den besten Jahren würde er sich auch jetzt noch bezeichnen, der mehrmalige „Wetten, dass…“-König, obwohl er im täglichen Leben auf fremde Hilfe angewiesen ist. Obwohl an diesem Vormittag ein Freund die Semmeln und süßen Stückchen zum Frühstück vorbeibringen muss. Obwohl es eine Weile dauert, bis der Rollstuhlfahrer die Türe öffnet, nachdem wir geklingelt haben.

Er liebt die Bewegung und das Risiko

Es geht heute alles ein bisschen langsamer als früher. Mitunter auch ein wenig mühsamer. Aber vieles im Leben von Marcus Grill klappt durchaus noch. Er kann sich trotz des verheerenden Unfalls vor zehn Jahren auch heute Wünsche erfüllen und Glücksmomente genießen, seit einer Weile auch mit seiner Lebensgefährtin Natascha Hergesell. Er kann Tanzstunden geben, singen, erzählen und zuhören.

Zurück zu dem Tag im Winter 2004, der das Leben des Kempteners auf den Kopf stellen sollte: Es ist wie immer, wenn Grill am Morgen aus dem Fenster schaut und Sonne und einen klaren Himmel sieht. Er spürt, wie sich sein Pulsschlag erhöht. Und er hört diese innere Stimme, die ihm ins Ohr flüstert: „Junge, schlüpf’ in deine Jacke und geh’ hinaus in die Natur.“ An diesem Vormittag greift Marcus Grill zum Telefonhörer und verabredet sich mit Freunden zum Snowboardfahren. Er ist gut drauf und freut sich, in nur wenigen Minuten seiner Leidenschaft nachkommen zu können – dem Wintersport. Er liebt die Bewegung, die körperliche Anstrengung und – ja, das muss er zugeben – auch den Nervenkitzel. Zum Beispiel beim Snowboarden im Tiefschnee. Dieser herrliche Tag mit seinem stahlblauen Himmel kann also kommen. Er steigt in die Gondel hinauf zum Breitenberg.

Zwölf Tage liegt er im Koma

Fünf Stunden später liegt er im Koma. Bei der Abfahrt war er ins Straucheln geraten und dann brutal gestürzt. Der Hubschrauber fliegt ihn in die Unfallklinik nach Murnau. Zwölf Tage lang liegt er dort bewusstlos in Bauchlage. Als er aufwacht, wird mitgeteilt: In seinem weiteren Leben werde er auf den Rollstuhl angewiesen sein.

Der sonnige Tag im Winter hat von einer Minute auf die andere sein ganzes Leben verändert. Aus dem Tanzlehrer mit eigener Schule in Kempten, die schon sein Großvater führte, wird ein Rollstuhlfahrer. Snowboarden, Skateboarden, Surfen, Skifahren im Tiefschnee, Stepptanz: All das gehört von nun an der Vergangenheit an.

Um Marcus Grill, wie er vor dem Unfall war, zu charakterisieren, erzählt man am besten die Geschichten von der Love Parade oder von der Show „Wetten, dass…“ Eines Tages hatten Grill und seine Freunde beschlossen: „Lasst uns nach Berlin zur Love Parade fahren.“ Sie packten die wildesten und buntesten Klamotten, die sie finden konnten, in einen Koffer und machten sich auf den Weg in die Bundeshauptstadt. Dort hinterließen sie dann unter all den schrillen Besuchern einen bleibenden Eindruck. Immerhin widmete eine Berliner Zeitung der Truppe aus dem Allgäu eine halbe Seite.

Vier Auftritte bei "Wetten, dass...?"

„Solche Geschichten haben mir gefallen“, sagt Marcus Grill heute und erinnert sich, dass er schon als kleiner Bub liebend gerne auf dem Speicher in den Kisten kramte und alte Kleider herauszog, mit denen er dann vor dem Spiegel posierte.

Dann gibt es noch seine vier Auftritte in der „Wetten, dass…“-Show. Damals noch mit Thomas Gottschalk. Zweimal brachte es der Allgäuer zum Wettkönig ganz oben auf dem Thron. „Ja, da fühle ich mich am wohlsten“, sagt Grill bei sich zu Hause in der Küche. Und wieder kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Die zuständigen Redakteure der ZDF-Show wusste er mit jeder Bewerbung sofort zu begeistern. Zum Beispiel mit dem Wettvorschlag, fünf Minuten, ohne Luft zu holen, unter Wasser zu bleiben. Den nötigen Sauerstoff würden ihm fünf junge Frauen per Mund-zu-Mund-Beatmung zuführen, die in Minutenabständen zu ihm unters Wasser tauchen. „Das klappte auch“, betont Marcus Grill und sagt: „Die Leute im Saal tobten vor Freude.“

Noch immer schwirren die Ideen in seinem Kopf

Der Allgäuer liebt die Bühne und die öffentliche Aufmerksamkeit. Daran hat auch der Unfall nichts geändert. Noch immer schwirren die Ideen in seinem Kopf. Gewiss, sie alle umzusetzen, ist schwerer geworden. Man weiß nicht so recht, ob er den Plan jemals umsetzen wird, ein Buch zu schreiben. Den Text müsste er auf ein Diktiergerät sprechen. Denn schreiben kann er nicht mehr so gut. Das Thema allerdings hat er deutlich vor Augen: Sein eigenes Leben beschreiben, mithilfe einer fiktiven Person. „Das könnte spannend werden“, ist sich Grill sicher. Vielleicht könnte es auch hilfreich sein für andere Menschen, die ein ähnliches Schicksal erleiden mussten wie er.

Auch Grill hat seinen Blick vor geraumer Zeit auf einen „Leidensgenossen“ gerichtet. Auf den ehemaligen Handball-Nationalspieler Joachim Deckarm, der 1979 nach dem Zusammenstoß mit einem anderen Spieler ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt, monatelang im Koma lag und bis heute behindert ist. So wie Grill. Der Kemptener hat zwar keinen Kontakt aufgenommen zu dem ehemaligen Leistungssportler. Aber er hat dessen Biografie genau angeschaut. Und er hat die Gewissheit bekommen, dass auch andere Menschen, Bewegungsfanatiker wie er, Ähnliches erlitten haben.

Ein Ziel, ein Wille, Lebensfreude

Drei Dinge seien ihm wichtig, verrät Marcus Grill: ein Ziel, ein Wille, Lebensfreude. Und dann gebe es ja noch den Rhythmus und die Musik, sagt er. Seine Leidenschaften. Deshalb ist er Tanzlehrer geworden und hat die Schule der Familie weitergeführt, an der allerdings ein wenig der Zahn der Zeit nagt. Selbst heute noch gibt er ab und zu Tanzstunden - als einer der wenigen Rollstuhl-Tanzlehrer, die es in Deutschland gibt.

„Ich glaube“, sagt er, „dass ich heute sogar ein besserer Lehrer bin als früher.“ Da ist sie wieder, die Lebensfreude, die ihn auch nach zehn Jahren der Behinderung nicht verlassen hat. „Das ist meine Fügung, die so kommen musste,“ meint er. Wie sonst sei es zu erklären, dass er immer ein Faible hatte für Krankenwagen? Drei dieser Fahrzeuge hat er sich einst gekauft und umgerüstet. „Am Tag meines Unfalls“, erinnert sich der Allgäuer, „wollte ich auch noch an der Karre herumschrauben.“ Wahrscheinlich, meint er, sei ganz tief in ihm schon immer der Wunsch gewesen, mit einem Krankenwagen in eine Unfallklinik transportiert zu werden. Und wieder dieses Lächeln, das über seine Lippen huscht.

Der Chefarzt der Unfallklinik wird deutlich

Sarkasmus eines desillusionierten Rollstuhlfahrers? Marcus Grill beteuert: „Ich bin froh über meinen jetzigen Zustand.“ Oder: „Natürlich gibt es auch bei mir Höhen und Tiefen. Aber ob ich nun voll funktionsfähig bin oder nicht, ist mir egal. Es belastet mich nicht mehr. Ich lebe mein Leben so wie es ist.“ Der Chefarzt in Murnau hatte vermutlich größere Probleme mit dem Patienten als dieser selbst. „Ich bin doch nicht behindert“, stellte Marcus Grill während seines Aufenthalts öfter fest. Woraufhin der Chefarzt in aller Deutlichkeit antwortete: „Herr Grill, wann checken Sie es: Sie sitzen im Rollstuhl!“

Natürlich hat der Kemptener nach zehn Jahren das alles gecheckt. Natürlich überkommen ihn zu Beginn jeden Jahres besondere Gefühle. Aber er könne damit umgehen, sagt er mit Nachdruck. „Ich kann das alles akzeptieren und dennoch Pläne schmieden.“ Den einen oder anderen wird Marcus Grill vermutlich auch in die Tat umsetzen.

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