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11.07.2006

Was hat Brecht uns heute noch zu sagen?

Bertolt Brecht ist ein Exportschlager. Sein Leben und sein Werk haben nicht nur gewaltigen Einfluss auf das Augsburger Kulturleben, sondern nach wie vor auch auf die internationale Film- und Theaterszene. "Die gesamte Ästhetik in Film und Theater ist heute sehr brechtisch. Das ist bloß niemandem mehr bewusst", meint Helmut Gier, Leiter der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek. Was Brecht zu unseren sozialen Verhältnissen und zum Internet sagen würde, lesen Sie hier im Interview.

Bertolt Brecht ist ein Exportschlager. Sein Leben und sein Werk haben nicht nur gewaltigen Einfluss auf das Augsburger Kulturleben, sondern nach wie vor auch auf die internationale Film- und Theaterszene. "Die gesamte Ästhetik in Film und Theater ist heute sehr brechtisch. Das ist bloß niemandem mehr bewusst", meint Helmut Gier, Leiter der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek. Was Brecht zu unseren sozialen Verhältnissen und zum Internet sagen würde, lesen Sie hier im Interview.



 Er hat wie kein anderer deutscher Autor seit Goethe in unterschiedlichen Gattungen Großartiges und Formvollendetes geleistet. Es gab im 20. Jahrhundert drei überragende und weltweit berühmte deutsche Dichter und Schriftsteller: Thomas Mann, Franz Kafka und Bertolt Brecht. Aber Brecht ragt durch die Breite seines Schaffens und die Vielfalt der Ausdrucksformen selbst neben ihnen heraus. Er ist ein großartiger Theaterautor oder "Stückeschreiber", wie er selbst sagt. Aber mittlerweile wird er als Lyriker mindestens genauso hoch geschätzt. Und natürlich ist er ein wunderbarer Erzähler. Seine Geschichten stehen heute in jedem Schulbuch. Zudem ist er ein bedeutender Theoeretiker, sowohl was das Theater als auch was die neuen Medien angeht.



Die Verfahren, die er zu seiner Zeit im Theater eingeführt hat, sind heute so weit verbreitet, dass gar keiner mehr weiß, dass sie von Brecht stammen. Nehmen wir als Beispiel den Verfremdungseffekt. Es gibt heute kaum ein Stück mehr, das im Stile einer konventionellen Klassikeraufführung inszeniert wird. Shakespeare wird mit Rockmusik gespielt, es gibt Filme in Aufführungen klassischer Stücke sowie distanzierende, erzählerische Momente mit der Verwendung von Songs. Heute ist es völlig normal, dass die Zuschauer Umbauten auf der Bühne sehen. Auch das ist seit Brecht erst gängig und wird gemacht. Sein Einfluss geht hinein bis in die heutige Machart der Videoclips. Die gesamte Ästhetik in Film und Theater ist heute sehr brechtisch. Das ist bloß niemandem mehr bewusst.



Ich gehe davon aus, dass er jedes neue Medium, auch das Internet, auf hohem Niveau für seine Zwecke genutzt hätte. Er war alles andere als rückwärtsgewandt. Er hat das Neue nicht als Bedrohung empfunden und wäre daher vom Internet sicherlich begeistert gewesen. Thomas Mann und Franz Kafka hatten mit den neuen Erscheinungen der Technik und Massenzivilisation nicht viel im Sinn. Brecht aber hat sich als einer der ersten Autoren intensiv mit dem Film auseinander gesetzt. Er hat auch sofort die Bedeutung des Radios als neues Medium erkannt und Stücke dafür geschrieben. Kein Autor hat so früh, so schnell und so gezielt auf neue Medien reagiert wie Bertolt Brecht.



David Bowie, The Doors und Robbie Williams haben ihn gesungen. Kein deutscher Autor seit hundert Jahren ist so sehr in die populäre Kultur eingedrungen wie Bertolt Brecht. Wer kennt nicht seine "Moritat vom Mackie Messer" oder Gedichte aus der "Hauspostille"? Bei ihm ist für alle Lebensepochen was dabei. Kein anderer Autor bietet so wie er die Möglichkeit, junge Leute anzusprechen. Sie werden sich vor allem bei der "Hauspostille", beim Bürgerschreck und Provokateur oder bei der Stilikone Brecht zu Hause fühlen. Ältere Leute werden sich eher mit dem humanen Gehalt der großen Dramen und den "Buckower Elegien" identifizieren. Man muss nur die richtigen Stücke und Gedichte auswählen.



Ja natürlich, nehmen Sie als Beispiel die Heuschrecken-Debatte. Brecht hat sich mit den Auswüchsen einer Gesellschaftsordnung auseinander gesetzt, die ganz ausschließlich vom ökonomischen Denken beherrscht wird. Diese Themen sind unverändert aktuell. Die Frage ist nur, welche Schlüsse man daraus zieht. Brecht wird heute in vielen Entwicklungsländern viel gespielt. Gerade dort werden seine Analysen gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse als außerordentlich stimmig empfunden. Brechts Gedichte treffen nach wie vor den Nagel auf den Kopf. Aussagen wie "Und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht" liest man heute auch in Prospekten karitativer Organisationen. Das ist völlig unabhängig von ideologischen Voreingenommenheiten.



Er ist mit Abstand die berühmteste Persönlichkeit, die hier geboren und aufgewachsen ist. Alle anderen wie die Fugger, Leopold Mozart, Peutinger oder Holbein erreichen bei Weitem nicht seinen Bekanntheitsgrad. Er ist nicht nur hier geboren, sondern hat länger hier gelebt als an irgendeinem anderen Ort. Er ist ein Sohn der Stadt, ein wirklicher Augsburger. Man kann der Stadt nur raten, dieses Potential zu nutzen. Darüber herrscht ja auch in allen gesellschaftlichen und politischen Sphären Einigkeit. Die Frage ist nur, wie stark man dieses Potential nutzt. Den einen ist es nie genug, den anderen schon zu viel. Ich bin der festen Überzeugung, dass viele Menschen etwa in Indien, Brasilien oder Korea nur auf den Namen Augsburg stoßen, weil dort in den entsprechenden Theaterprogrammen immer steht, dass Brecht in Augsburg geboren ist. In französischen Kommunikationslexika zum Beispiel ist der Eintrag zu Brecht sogar länger als der zu Augsburg selbst. Das ist eben die Sicht der weiten Welt.

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