Aufgedeckt: Gläubige schlimmer als Ultras
Wir sind scheinheilig. Kriminalisieren Ultras. Jene Fans, die sich komplett ihrem Verein verschrieben haben. Dulden aber eine Parallelgesellschaft mitten unter uns: Gläubige.
Auch hier gibt es Ultra-Bewegungen. Von salafistischen Splittergruppen soll hier aber nicht die Rede sein. Normalo-Katholik langt vollkommen. An Weihnachten wird wieder deutlich, wie sich die Anhänger von Lukas, Matthäus und Co. über bestehende Gesetze hinwegsetzen.
Während Besuchern eines Fußballtempels die Verbannung droht, wenn sie ein Feuerchen zur Stimmungssteigerung entzünden, wird das gleiche Verhalten in Gotteshäusern goutiert. Kerzen erleuchten das Mittelschiff. Weihrauchschwaden rauben den Blick auf das Wesentliche. Was im Stadion zu Wettbewerbssperren führt, gehört hier zum guten Ton.
Kirchgänger entziehen sich der Rechtsstaatlichkeit
Das Vermummungsgebot gilt nicht in Gotteshäusern. Farbenfrohe Kutten und Birette machen eine Identifizierung des Vorsängers unmöglich. Generell entzieht sich der Kirchgänger gerne der Rechtsstaatlichkeit. Immer wieder mit dem Verweis auf das Jüngste Gericht. Gesehen hat das allerdings noch niemand. Zumindest kann es keiner glaubhaft bezeugen.
Die Christen haben einen Vorsprung. Rund 1900 Jahre. Auch hier wurden anfangs die Anhänger gegängelt. Nun muss sich manch Fußballfan dem inquisitorischen Eifer einiger Statthalter (neumodisch: Innenminister) erwehren. Kann aber auch Hoffnung aus der Geschichte ziehen. Es geht immer weiter. Glaube verbindet. Sei es an Stallgeburten oder die nächste Meisterschaft des FC Schalke.
Zuletzt machten die Ultras mit der Aktion 12:12 auf ihre Belange aufmerksam. Versagten ihren Teams 12 Minuten und 12 Sekunden die Unterstützung. Eine Anspielung auf Paulus’ Brief an die Römer (12, 12)? Denn dort steht geschrieben: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“ Eine Anleitung für jeden Fan – sei es von Kirche oder Klub. Ein Fuchs, dieser Paulus.
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