Der Tiefpunkt der Flitzerei ist erreicht
Früher hatten Flitzer noch Unterhaltungswert. Und eine Botschaft. Mit dem Auftritt im Pokalspiel zwischen dem HSV und dem FC Bayern ist nun aber ein neuer Tiefpunkt erreicht.
Es geht bergab mit Deutschland. Immer weiter und weiter. Der Aufprall ist nicht mehr weit. Die Arbeitslosenzahlen entwickeln sich nicht so, wie sie sollten. Hooligans verbrüdern sich mit den Rechtsaußen im Lande, um gemeinsam prügelnd die deutsche Verfassung zu verteidigen. Der Sommer war keiner, und wann bitte wird endlich mal wieder ein katholischer westdeutscher Mann Kanzler?
Als hätte es noch eines letzten Beweises für die Talfahrt einer kompletten Gesellschaft bedurft, hat ein Fan des Hamburger SV eine ganze Interessengruppe binnen weniger Sekunden in Misskredit gebracht.
Flitzer attackiert Franck Ribéry
Als sich die Hanseaten am Ende des bayerischen Trainingsspiels schon auf eine heiße Dusche freuten, stürmte der geistig sichtlich verwirrte Mann (er trug ein HSV-Trikot) auf das Spielfeld und schwang seinen Schal wie einen Morgenstern. Nur mit viel Glück entging Franck Ribéry einer Verletzung durch herumfliegende Flusen. Weil der Flitzer dem Franzosen anschließend auch noch beidhändig den Stinkefinger zeigte, haben es die Flitzer in Zukunft schwerer, als sie es jetzt schon haben.
Dabei waren die Nackedeis vor wenigen Jahren noch ein anerkanntes Stilmittel, um fade Fußballspiele aufzupeppen. Im Lauf der Zeit – so ehrlich muss man sein – haben die Flitzer aber auch ziemlich an Klasse verloren. Früher, ja früher, da sind bebierbauchte Männer nackt über das Spielfeld gesaust. Und weil das Sicherheitspersonal ähnliche Umfänge vorwies, ergaben sich Verfolgungsjagden mit hohem Unterhaltungswert.
Die Security wurde fitter, die Flitzerei erschwert. Weil sich zudem die Fußballverbände das Spaßmonopol sichern wollten, wurde den Fernsehanstalten verboten, Bilder der Nackedeis zu senden. Zensur! Die Flitzer verschwanden aus dem allgemeinen Bewusstsein. Was aber auch an der eigenen Ideenträgheit lag.
Flitzer warben für Porno-Seiten und die Freiheitsbewegung in Tibet
Wenn sie auf ihren Körpern für die Freiheitsbewegung in Tibet warben, musste man das als aufgeklärter Westeuropäer noch gut finden. Dann setzte die Kommerzialisierung ein. Als flitzende Litfaßsäulen warben sie für Porno-Seiten im Internet. Weil sie das zumeist nackt taten, war das wahlweise wenigstens noch schauderlich, sexy oder lustig. Seit einiger Zeit aber bahnen sich Subjekte den Weg über das Spielfeld, die ihr Adamskostüm gegen Jeans und Pulli getauscht haben. Ein Symbol für die Einfallslosigkeit einer ganzen Gesellschaft!
Und jetzt der Tiefpunkt der Flitzerei. Angezogen. Ohne politische Botschaft. Bayern-Hasser. Offenbar ein Mann aus der Mitte der Gesellschaft. Wo soll das noch hinführen? Armes Deutschland.
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