„Jetzt erst recht“
Nach WM-Aus will Verbandschef Michelmann die Frauen noch stärker fördern
Bei der vorzeitigen Abreise von der Heim-WM wirkten die deutschen Handball-Frauen wie eine Trauergesellschaft. Schock und Enttäuschung über das desaströse Scheitern im Achtelfinale saßen nach dem 17:21 gegen Dänemark tief. „Wir hatten eine sehr emotionale und bewegende Verabschiedung“, berichtete DHB-Präsident Andreas Michelmann am Montag.
Statt mit dem Halbfinale in Hamburg, wo die DHB-Auswahl um die Medaillen mitspielen wollte, endete das WM-Projekt von Bundestrainer Michael Biegler und Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld mit der frühzeitigen Heimreise. „Sie konnten in den 20 Monaten nicht komplett ausgleichen, was wir uns in den vergangenen 15 Jahren eingebrockt haben“, stellte Michelmann fest. „Wir gehen aber davon aus, dass viele Dinge, die angeschoben wurden, nachhaltig wirken“, sagte Sportvorstand Axel Kromer.
Zunächst steht die DHB-Auswahl aber vor einer Zäsur. Biegler übergibt zum 1. Januar das Amt des Bundestrainers an den Niederländer Henk Groener, der viel Arbeit vor sich hat. Biegler hofft, „dass nach der Traurigkeit und ein paar Tagen, an denen alle ein bisschen down sind, alle wieder aus dem Keller gekrabbelt kommen und sich neu formieren.“ Das wird die Aufgabe von Groener sein, dem Michelmann jegliche, auch finanzielle Hilfe zusagte.
Auch das Team wird ein neues Gesicht bekommen. Bisher erklärten Torfrau Clara Woltering und Rückraumspielerin Nadja Mansson ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft, doch weitere Leistungsträger werden in den kommenden Wochen wohl folgen. Zudem verliert der Frauen-Handball seinen Förderstatus, den er sich erst im Vorjahr durch den sechsten EM-Platz erkämpft hatte. Um weiter von den – durch das Bundesinnenministerium bereitgestellten und vom Deutschen Olympischen Sportbund verteilten – Geldern zu profitieren, hätte mindestens WM-Rang acht herausspringen müssen.
Auch die erhoffte Werbung für den Frauen-Handball blieb aus. Sommerfeld räumte ein: „Das Ergebnis macht es noch schwerer, den Frauen-Handball in Deutschland zu etablieren.“ Michelmann versprach: „Jetzt erst recht. Der Frauen-Handball wird bei uns einen höheren Stellenwert einnehmen als in der Vergangenheit.“ Man werde weiter in dem Bereich Prioritäten setzen, so der DHB-Präsident. In zwölf Monaten wird bei der EM in Frankreich abgerechnet. (dpa)
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