Rola El-Halabi: Tiefschläge im Box-Drama
Nach den Schüssen von Berlin ist die Auseinandersetzung zwischen Rola El-Halabis Team und dem Veranstalter voll entbrannt. Man wirft sich gegenseitig vor, Schuld an dem Drama gewesen zu ein.
Drei Tage nach den Schüssen aus der Pistole ihres Stiefvaters Roy in Hand, Knie und die Beine von Rola El-Halabi ist die Auseinandersetzung um die Verantwortung für das Box-Drama von Berlin-Karlshorst voll entbrannt. Das Team der Ulmer Weltmeisterin wirft Eva Rolle und Ahmet Öner (Arena Promotion) vor, die Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt zu haben. Die Veranstalter wiederum behaupten, nicht über die drohende Gefahr informiert worden zu sein. Beobachter erwarten, dass das Thema in einigen Wochen juristisch aufgearbeitet wird.
Bei jedem Musical wir den Leuten in die Taschen geschaut
Tatsache ist, dass Roy El-Halabi unter nach wie vor ungeklärten Umständen mit einer geladenen Pistole in die Halle gelangt ist. Besucher der Veranstaltung haben gegenüber unserer Zeitung ausgesagt, dass am Eingang praktisch nicht kontrolliert wurde. "Das geht ja mal gar nicht. Bei jedem Musical wir den Leuten in die Taschen geschaut und sie werden abgetastet", stellt Rolas Trainer Jürgen Grabosch fest: "Das muss doch erst recht bei einer Veranstaltung von Öner gelten, der ja selber schon angeschossen wurde."
Eva Rolle landet ihrerseits Tiefschläge gegen Rola El-Halabii und ihr Team. Die Weltmeisterin hatte zu ihrem persönlichen Schutz zwei russische Bodyguards angeheuert, von denen einer bei der Schießerei vom vergangenen Freitag ebenfalls schwer verletzt wurde. Der Veranstalter aber sei über den familiären Konflikt im Hause El-Halabi nicht informiert worden und die Berliner Promoterin unterstellt sogar Absicht: "Wir hätten sie dann wahrscheinlich nicht boxen lassen. Rola hat 800 Menschen in der Halle fahrlässig in Gefahr gebracht, sie hätte ihren Egoismus zügeln müssen." Für Grabosch ist das "eine absolute Frechheit. Für die Sicherheit in der Halle ist der Veranstalter und nur der Veranstalter zuständig." Rolas Trainer berichtet von einem Gespräch mit Rolle vor der Halle nur eine knappe halbe Stunde nach den Schüssen in der Kabine der Weltmeisterin. "Es war ihr ganz wichtig, mir zu sagen, dass Rola kein Geld zurück bekommt. Das war eine seltene Taktlosigkeit."
Wichtig ist nur, dass Rola sich wieder erholt
Insgesamt aber überwiegt die Sorge um die Gesundheit der schwer verletzten jungen Frau. "Wichtig ist nur, dass Rola sich wieder erholt"!, sagt auch Eva Rolle. Die Boxerin wurde am Sonntag ein zweites Mal operiert, Grabosch konnte wenig später mit ihr sprechen. "Sie wirkte erschöpft, aber der Eingriff ist gut verlaufen." Noch in dieser Woche soll die Weltmeisterin ans Ulmer Bundeswehrkrankenhaus verlegt werden.
In der Szene sind unterdessen erste Hilfsaktionen für Rola angelaufen, die im Prinzip Ernährerin ihrer Familie ist, zu der noch die Mutter, die jüngere Schwester Katja und ein kleiner Bruder gehören. Ramona Kühne, die ihrerseits am kommenden Samstag in Magdeburg ihre drei WM-Gürtel verteidigt und noch vergangene Woche mit Rola trainiert hat, wird jeden Spender namentlich auf ihrem Mantel nennen. Das Management der schwer verletzten Ulmerin hofft außerdem, dass auch Weltstars wie die Klitschko-Brüder sich solidarisch mit ihrer Berufskollegin zeigen.
Nach wie vor fraglich ist, ob Rola körperlich und psychisch jemals wieder in der Lage sein wird, in einen Boxring zu steigen. Etwa seit Jahresbeginn verfolgt und drangsaliert der Stiefvater die junge Frau. Roy El-Halabi soll außerdem Rolas Freund verprügelt und mehrfach angekündigt haben, ihrer Karriere ein Ende zu setzen. Dieses Ziel hat er möglicherweise auch nach der blutigen Eskalation vom vergangenen Freitag nicht aus den Augen verloren. "Ich werde lange und ausführlich mit Rola darüber reden", kündigt ihr Trainer an: "Wichtig ist, dass sie irgendwann ein lebenswertes Leben führen kann. Ob mit oder ohne Boxen."
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