Schlammlawine in Oberstdorf: Entwarnung für die Skisprunganlage
Nach der Schlammlawine gibt es Entwarnung für die Skisprunganlage in Oberstdorf. Dort findet das Auftaktspringen der Vierschanzentournee statt. Der Schaden hält sich in Grenzen.
Traditionell im bescheidenen Rahmen sollten die Vereinsmeister vom Skiclub Oberstdorf am Sonntagabend geehrt werden. Schon nachmittags war für die um 18 Uhr angesetzte Feier im Ski-Museum in der Erdinger Arena alles angerichtet. Eine Stunde vor dem Startschuss aber stürzten die Wasser-, Schlamm- und Geröllmassen, die der Faltenbach in Richtung Tal spülte, die Vorbereitungen ins Chaos. "Es herrschte zwischenzeitlich Weltuntergangs-Stimmung. Die Lage war total unübersichtlich", sagt Stefan Huber, Geschäftsführer der Erdinger Arena. "Zum Glück waren wir alle im Einsatz und deshalb vor Ort. Diese Szenarien kann man mit allen Helfern noch so oft durchproben. Im Ernstfall kommt alles anders."
Von den Oberstdorfer Sportstätten haben die Auswirkungen des Unwetters die Anlage an der Schattenbergschanze am heftigsten getroffen - auch wenn die Schäden sich vergleichsweise in Grenzen halten. "Es sah am Anfang alles unheimlich dramatisch aus. Aber wir haben die Lage im Griff", sagt Huber. "Von einer verwüsteten Arena kann überhaupt keine Rede sein."
Im Außenbereich hat sich die Natur ausgetobt
In der Auslaufzone der Schanze habe sich ein wenig Wasser gesammelt, große Schäden seien aber ausgeblieben. Im Gegensatz zur Straße, die im Außenbereich unter den Tribünen verläuft: "Da hat sich der Faltenbach in seiner ganzen Gewalt ausgetobt. Mit einem Wasserstand von 30 Zentimeter mehr wäre uns die gesamte Schüssel in der Arena vollgelaufen. So sind an den Verbauungen und an der Straße die größten Schäden entstanden", sagt Huber. Bereits am Montagmittag hatten Gutachter die Fundamente und Teile der Tribüne unter die Lupe genommen und bis auf die deutlich sichtbaren Spuren keine größeren Mängel festgestellt. Huber: "Wir sind mit einem dunkelblauen Auge davon gekommen. Im Gegensatz zu vielen Anwohnern, die es sehr heftig erwischt hat." Auch deshalb ist Huber bemüht, dass der Alltag rund um die Arena schnell wieder einkehrt. Trainings- und Tourismus-Betrieb liefen schon am Montag "ganz normal".
Auf dem Weg ins Tal hatten die Wassermassen am Sonntagnachmittag bereits gehörig an Wucht verloren. Entsprechend geringer sind die Schäden am Eissportzentrum beim EC Oberstdorf. "Im Erdgeschoss war bei uns immer alles im grünen Bereich, nur die Tiefgarage ist zehn Zentimeter hoch mit Schlamm vollgelaufen", sagt der ECO-Vorsitzende Harald Löffler. Auch die Eisfläche sei nicht betroffen - schon um 7 Uhr morgens trainierten die ersten Shorttracker. "Wir haben großes Glück gehabt: drei Zentimeter mehr, dann wären unsere Büroräume vollgelaufen", sagte Löffler. So allerdings ist ein noch größeres Unglück ausgeblieben - auch wenn es um Haaresbreite eine "echte Naturkatastrophe" gegeben hätte, wie Urban Kutschenreuter, Technischer Leiter der Oberstdorfer Sportstätten, erklärt: "Die größte Gefahr ging von der Kälteanlage aus. Dort befinden sich zwölf Tonnen Ammoniak. Wenn der Faltenbach komplett rausgegangen wäre, hätte es zu Defekten kommen und der Ammoniak austreten können."
Fußballplatz wurde überspült
Auch den in unmittelbarer Nähe zum Eiszentrum liegenden Fußballplatz vom FC Oberstdorf haben die Wassermassen überspült. "Das Wasser ist vom Oybele her über den Fußballplatz und bei den Sportstätten über einen Schacht in die Tiefgarage gelaufen", sagt Kutschenreuter. Die Tribüne im Stadion sei unterspült, aber nicht einsturzgefährdet. Auf dem Rasen selbst lag noch am Montagnachmittag Schlamm. "Der Vorplatz zwischen dem Rasen und dem Funktionsgebäude macht uns am meisten Sorgen. Der Sportplatz selbst ist gar nicht so sehr betroffen", sagte der FCO-Vorsitzende Hansjörg Donderer. Die Kreisklasse-Kicker befinden sich noch drei Wochen in der Sommerpause - bis die Aufräumarbeiten abgeschlossen sind, finden die Trainingseinheiten der Jugend am Sportplatz des Gymnasiums Gertrud von le Fort statt. "Unser Stadion wäre für Renovierungsarbeiten ohnehin vier Wochen gesperrt gewesen", sagt Donderer.
Der 52-Jährige selbst konnte sich am Sonntagabend erst um 21.30 Uhr ein Bild von der Lage am Stadion machen - davor war er bei seinen Eltern im Einsatz und räumte deren verwüsteten Keller aus. "Das sind Schicksale von einer ganz anderen Größenordnung. Da können wir uns glücklich schätzen."
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