Sensation! Ein Hoch auf Katrin Müller-Hohenstein
Katrin Müller-Hohenstein hat das bemerkenswerteste Sportler-Interview der vergangenen Jahre geführt. Ihre Kritiker wird sie damit trotzdem nicht besänftigen. Warum eigentlich nicht?
Über wen sagt das eigentlich mehr aus? Den Feuilleton, der sich in regelmäßigen Abständen an Katrin Müller-Hohenstein abarbeitet? Oder KMH herself, die einfach immer weiter macht, als würde sie die Kritiken gar nicht lesen.
Wenn Müller-Hohenstein das Aktuelle Sportstudio ab und an moderiert, passiert das aufgrund der Uhrzeit ja annähernd unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Alle zwei Jahre aber versammelt sich die Fernsehnation vor den Bildschirmen und glotzt zusammen die deutsche Nationalmannschaft. Zum guten Ton gehört es, sich bei EM und WM eine Fahne ans Auto zu knallen, das Gesicht schwarzrotgelbig einzufärben und sich alles reinzuziehen, was irgendwie irgendwas mit Jogis Jungs zu tun hat.
Für Sportreporter und Medienschreiberlinge gehört es turnusmäßig außerdem dazu, sich über sämtliche TV-Kommentatoren und -Moderatoren zu echauffieren. Es gibt nirgendwo mehr Nattern als bei besagten Berufsgruppen (den Autor dieser Zeilen eingeschlossen). Zum Feindbild Nummer eins hat es Katrin Müller-Hohenstein gebracht.
Die versucht in ihren Interviews gar nicht erst, sportlich tiefgründig zu werden. Sie ist die Spezialistin für das Seichte. Und könnte damit möglicherweise den Geschmack eines Großteils der Zuschauer treffen. Nicht aber den der Fußball- und/oder Twitterexperten. Denen können es aber Reifgottlobsimonundco auch nicht wirklich recht machen.
Ausgerechnet Katrin Müller-Hohenstein ...
Es entbehrt nicht einer fetten Portion Ironie, dass nun ausgerechnet Katrin Müller-Hohenstein das aufsehenerregendste Sportler-Interview der näheren Vergangenheit geführt hat. Hakan Calhanoglu öffnete sich willfährig der Moderatorin und lieferte gleich mehrere spektakuläre Aussagen. Wie er seiner Meinung nach von Oliver Kreuzer beim HSV gelinkt wurde, er sich in psychologische Behandlung begeben hat und bei der türkischen Nationalmannschaft mit einer Waffe bedroht wurde.
Vielleicht hätte Calhanoglu dies alles auch jedem anderen Interviewpartner erzählt. Vielleicht hätten die aber auch mit ihm lieber über das Leverkusener Umschaltspiel oder Angriffspressing reden wollen. Ja, vielleicht waren die Aussagen des Spielers sogar der geschickten Gesprächsführung KMHs zu verdanken. Die harmlos anfing und harmlos blieb und so ihren Gegenüber einfach zum Reden brachte. So wie sie es auch bei der WM beispielsweise mit Hansi Flick gemacht ha. Sich dafür aber noch Häme anhören musste.
Ein Blick auf die Quoten aber zeigt, dass Müller-Hohenstein vielleicht als eine der ganz wenigen verstanden hat, worum es dem Zuschauer geht. Unterhaltung. Warum schauen wir Bauer sucht Frau und nicht den Weltspiegel? Weil wir unterhalten werden wollen. (Zwischen-)Menschliches unterhält eher als Diskussionen über die Doppel-Sechs.
Natürlich muss informativen Inhalten auch Platz eingeräumt werden. Aber genauso hat eben auch Katrin Müller-Hohenstein ihren Raum verdient.
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