Der FC Augsburg ist plötzlich ein Vorzeigeklub
Eine andere Wahrnehmung: Vor dem Spiel in Bremen gilt der FC Augsburg plötzlich als Vorzeigeklub im Abstiegskampf.
Im Treppenhaus der Geschäftsstelle des FC Augsburg ist gleich rechts an der Wand eine große Tafel montiert. Täglich werden dort Kopien der Zeitungsartikel mit Tesafilm befestigt, die sich mit dem FCA beschäftigen. Jahrelang war da die Auswahl sehr übersichtlich.
Doch nach dem Aufstieg stieg der Platzbedarf spürbar an. Nun interessierten sich auch überregionale Medien für den Neuling. Die erklärten zu Beginn der Saison, als es schien, als wäre die Bundesliga eine Nummer zu groß für den FCA, gerne, warum das erste Bundesligajahr zugleich auch das letzte sein werde.
Doch seit einigen Wochen hat sich der Tenor der Artikel gewandelt. Seit den Punktgewinnen in Hannover (2:2) und gegen Dortmund (0:0) und den Siegen gegen Hertha BSC (3:0) und zuletzt gegen Mainz (2:1) sind die Zeitungen auf der Suche nach dem Augsburger Erfolgsrezept. Plötzlich gilt der Augsburger Weg der ruhigen Hand in den Medien als positiver Gegenpol zu den hektischen Rettungsversuchen in Kaiserslautern oder Berlin. Denn vor dem heutigen Gastspiel bei Werder Bremen hat der FCA durchaus realistische Chancen auf den Klassenerhalt. Ein Korrespondent der Frankfurter Rundschau zieht Vergleiche mit der Puppenkiste und die Deutsche Presse-Agentur (dpa) sieht den FCA auf dem „Kurs der Vernunft“ und mit „großem Selbstvertrauen“ vor dem Gastspiel an der Weser. Trainer Jos Luhukay nimmt die neue Wahrnehmung des FCA mit Wohlwollen, aber auch mit Zurückhaltung zur Kenntnis. „Die Mannschaft hat sich dieses Lob hart erarbeitet, aber wir können gut damit umgehen. Wir werden auch in dieser Erfolgsphase nicht abheben und nüchtern auf das nächste Spiel schauen.“
Und da hat Luhukay Personalsorgen. Ex-Werderaner Torsten Oehrl fällt mit einer Oberschenkelverletzung aus und Matthias Ostrzoleks Einsatz ist wegen einer Entzündung in der Kniekehle fraglich. Luhukay ist also gezwungen, die zuletzt so erfolgreiche Elf umzubauen. Wie er das tun wird, wollte er auf der Pressekonferenz wie immer nicht verraten. Gut möglich, dass Sascha Mölders nach längerer Pause wieder von Anfang an spielen wird. Wahrscheinlich ist es auch, dass der wiedergenese Jan-Ingwer Callsen-Bracker in die Startelf aufrücken wird.
Aber angesichts der Werder-Verletzungsflut sind das nur geringfügige Veränderungen. Thomas Schaaf muss derzeit mehr als ein halbes Dutzend Stammspieler, darunter auch Torhüter Tim Wiese und den gesperrten Torjäger Claudio Pizarro, ersetzen. Damit will sich Luhukay aber gar nicht groß beschäftigen, was man auch als Ausdruck des neuen Selbstbewusstseins werten kann. Er sagt: „Es ist nicht so entscheidend, wer bei Bremen auflaufen wird. Wir müssen versuchen, die Initiative zu ergreifen.“ So wie beim 2:2 in Hannover. „Das war unser bestes Auswärtsspiel der Saison. Wenn wir daran anknüpfen, haben wir eine Chance zu punkten.“
Dass der FCA an einem guten Tag mit Bremen mithalten kann, bewies er zu Hause beim 1:1 (Torschütze Axel Bellinghausen). Damals, in der Vorrunde, war Bremen noch kein Krankenlager und das Unentschieden des Aufsteigers noch eine große Überraschung.
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