FC Augsburg: Der Mann im Hintergrund
Markus Gellhaus ist der Mann im Hintergrung beim FC Augsburg. Doch der Westfale, der als akribischer Arbeiter gilt, fühlt sich wohl in seiner Rolle als Co-Trainer. Von Herbert Schmoll
Wenn Jos Luhukay während eines Punktspiels einen Wechsel in seinem Team vornimmt, dann tritt Markus Gellhaus in Erscheinung.
Schnellen Schrittes, meist einen Notizblock in der Hand, eilt er zu den Auswechselspielern, die sich gerade warm laufen, holt den Akteur, der beim FC Augsburg ins Team kommen soll, zur Spielfeldmitte und gibt ihm letzte Anweisungen. Markus Gellhaus zählt neben Rob Reekers und Torwartcoach Zdenko Miletic zu den Männern an der Seite von Cheftrainer Jos Luhukay.
Der 39-jährige Gellhaus gehört nicht zu den Typen, die das Licht der Öffentlichkeit suchen. Er sitzt gerne in der zweiten Reihe, hält sich im Hintergrund auf, dort wo der Co-Trainer eines Fußballklubs meist auch seinen Platz hat. Sein Hauptbetätigungsfeld ist der Trainingsplatz, den Großteil seiner akribischen Arbeit bekommt die Öffentlichkeit gar nicht mit. Auf dem Übungsfeld ist Gellhaus zusammen mit seinen Kollegen meist der Erste, stellt Hütchen und Hürden auf, bereitet die Einheiten für seinen Chef und die Mannschaft vor.
Eigentlich ist Markus Gellhaus in Augsburg ein unbeschriebenes Blatt. Als sich der Zweitligist im April des vergangenen Jahres von seinem Trainer Holger Fach trennte und nur wenige Tage danach Jos Luhukay als neuen Coach präsentierte, da brachte der Niederländer seinen Co-Trainer Gellhaus mit. Wie das so üblich ist in diesem Geschäft. Denn die beiden schätzen sich. Beim SC Paderborn haben sich der Niederländer und der Westfale kennengelernt. Acht Jahre arbeitete Gellhaus in Paderborn, nicht nur als Co-Trainer, sondern auch als Coach der zweiten Mannschaft. Als Luhukay 2006 seinen Sessel beim Zweitligisten räumte, da saß er für drei Spiele auf diesem Stuhl, holte mit dem Team vier Punkte und war auf ein Mal der Wunschkandidat der Paderborner Führungsriege.
Doch Gellhaus lehnte ab, folgte nach acht Jahren in der Domstadt Jos Luhukay nach Mönchengladbach. Mit den Borussen stieg das Duo in die Bundesliga auf. Ein toller Erfolg, "das war eine Riesensaison", schwärmt Gellhaus. Doch nach einem Fehlstart in der Beletage des deutschen Fußballs verloren die Verantwortlichen des Traditionsklubs am Niederrhein die Nerven. Die Konsequenz: Luhukay bekam den blauen Brief, drei Tage später folgte ihm der Co-Trainer.
Seit April 2009 arbeitet das Duo nun in Augsburg zusammen. Die Kompetenzen sind klar abgesteckt. "Jos ist der Chef" sagt Gellhaus, wohl wissend, dass Luhukay auf seinen Rat hört. Denn Luhukay ist kein Trainer vom Typ "General", eher kommunikativ, "natürlich hat sich bei uns im Laufe der vielen Jahre ein Vertrauensverhältnis entwickelt". Man unterhält sich nicht nur intensiv über die Trainingsinhalte, sondern auch über die Mannschaftsaufstellung. "Doch auch da hat Jos das letzte Wort", fügt Gellhaus an.
Freilich, der Trainerjob hat auch Nachteile, denn Fußballtrainer leben beinahe wie Nomaden. Geht ein Engagement zu Ende, werden dort die Zelte abgebrochen und es geht weiter. Gellhaus' Familie (seine Frau und der achtjährige Sohn) lebt in der Nähe von Paderborn. In einem kleineren Ort, "dort ist meine Frau sozial sehr eingebunden", ein Wohnortwechsel würde keinen Sinn machen. Doch die Familie kommt immer wieder nach Augsburg, "hier gefällt es auch meiner Frau sehr gut, ich fühle mich wohl", an freien Tagen düst Gellhaus nach Hause.
Dass er selbst auch Anteil am sportlichen Höhenflug des Augsburger Traditionsvereins besitzt, das freut den Westfalen zwar, doch wenn es um das Thema Aufstieg des Vereins geht, dann hält auch Gellhaus den Ball sehr flach. Mit dieser Marschroute sei man bisher sehr gut gefahren, "Druck üben wir auf das Team in dieser Hinsicht nicht aus, wir denken ganz einfach von Spiel zu Spiel".
Seine "Weihen" zum Fußball-Lehrer erhielt Markus Gellhaus im Jahre 2005 beim 50. DFB-Lehrgang an der Sporthochschule Köln. Zu den Teilnehmern gehörten damals auch Robin Dutt und Heiko Herrlich, heute Chefs in der Ersten Bundesliga. Auch für ihn ein Ziel? "Natürlich" sagt Gellhaus, allerdings nicht im Moment. Als "Assi" an der Seite von Jos Luhukay fühlt sich Gellhaus anscheinend sehr wohl. Man spürt dies, wenn man sich mit ihm unterhält. Herbert Schmoll
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