So läuft es für "Big Ben" in Cottbus
Der ehemalige FCA-Spieler Roland Benschneider spricht über seine Funktion in der Lausitz und den Augsburger Aufschwung. Außerdem äußert er sich zum Rücktritt von Walther Seinsch
Er ist etwas mehr als zwei Meter groß, die Augsburger Fans verpassten Roland Benschneider wegen seiner Körperlänge den Spitznamen „Big Ben“. Der Abwehrspieler kam 2006 vom 1. FC Köln zum FC Augsburg und wechselte 2010 nach einer schweren Knieverletzung zum SV Sandhausen. Heute arbeitet Benschneider bei Energie Cottbus als sportlicher Leiter. In unserer Serie Sportgespräch unterhielten wir uns mit Roland Benschneider.
Sie sind seit Saisonbeginn sportlicher Leiter bei Energie Cottbus. Wie kam es dazu?
Ich muss Sie ein bisschen korrigieren, ich bin bei Energie Cottbus seit dem 1. Mai tätig. Ich habe mich um die dort vakante Stelle beworben. Ich komme aus der Region, bin in Neuruppin geboren und habe in Cottbus die Sportschule besucht und als A-Jugendlicher hier gespielt.
Ihr Verein spielt in der dritten Liga um den Aufstieg mit. War das so geplant?
Überhaupt nicht. Wir hatten nach dem Abstieg aus der zweiten Liga einen großen personellen Umbruch. Im Sommer war nicht davon auszugehen, dass wir so weit oben dabei sind.
Anscheinend war der Absturz für euch auch eine Chance, sich neu zu orientieren?
So kann man es sehen. Der Abstieg hätte eigentlich nie passieren dürfen, denn die Mannschaft war personell ausgezeichnet besetzt und galt eigentlich als Aufstiegsanwärter. Doch dann hat vieles nicht gepasst und so haben wir das Team völlig neu zusammengestellt. Meine wichtigste Aufgabe war es, zu versuchen, wieder Ruhe in den Verein zu bringen. Das ist uns zumindest bisher gelungen.
Mit Uwe Möhrle ist ein anderer ehemaliger Augsburger Spieler, der einstige Mannschaftskapitän, zu Cottbus gestoßen und hat sich zuletzt auch als Torjäger einen Namen gemacht.
Uwe war in der vergangenen Spielzeit ja auch umstritten. Er hat sich durch die sportliche Talfahrt und andere Dinge mit runterziehen lassen. Doch ich bin heilfroh, dass wir ihn behalten haben. Er spielt in unserer Mannschaft eine unheimlich wichtige Rolle und hat zuletzt als Innenverteidiger auch Tore erzielt.
Was sprach bei Ihrer Bewerbung eigentlich noch für Cottbus?
Die in der Vereinsführung handelnden Personen, die ausgezeichnet arbeiten, sowie die Top-Infrastruktur und eine sehr gute Nachwuchsarbeit.
Vor Ihrem Job in der Lausitz haben Sie bei der SV Elversberg gearbeitet. Sie sind mit der Mannschaft völlig überraschend in die dritte Liga aufgestiegen, waren dann beim sofortigen Abstieg aber nicht mehr dabei.
Das stimmt. Unser Aufstieg war damals eine echte Sensation, wir haben in der Relegation die zweite Mannschaft des TSV 1860 München aus dem Rennen geworfen. In Elversberg haben übrigens mit Timo Wenzel und Angelo Vaccaro auch zwei ehemalige FCA-Profis gespielt. Im vergangenen Herbst hatten Trainer Hirsch und ich unterschiedliche Meinungen. Im Winter wurde ich freigestellt. Im Nachhinein war dies ein Glücksfall.
Sie haben beim 1. FC Köln und dem FCA gespielt. Welche Erinnerungen haben Sie an die beiden Klubs?
In Köln war es insgesamt nicht einfach. In diesem Verein herrschte eigentlich immer Unruhe. Ganz anders als beim FCA. Dort hatte ich insgesamt eine schöne Zeit.
In Köln hat sich aber in den vergangenen Jahren einiges geändert.
Manager Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger arbeiten dort mit Plan und besitzen eine Strategie. Dadurch kam auch Ruhe in den Klub. Ruhe, wie sie auch beim FCA herrscht.
Sie haben Augsburg im Sommer 2010 nach einer schweren Verletzung verlassen.
Ich zog mir ein Jahr zuvor bei einem Pokalspiel in Paderborn eine komplexe Knieverletzung zu und wurde drei Mal operiert. Zweitligafußball war nicht mehr drin, ich habe es dann nochmals beim damaligen Drittligisten SV Sandhausen probiert, doch das machte keinen Sinn mehr.
Wie verfolgen Sie die Entwicklung beim FCA?
Mit großem Interesse natürlich: Dort wird völlig unaufgeregt gearbeitet. Manager Reuter und Trainer Weinzierl passen anscheinend hervorragend zusammen. Weinzierl kann seine Fußball-Idee umsetzen, in der Mannschaft sind gute Jungs.
Am Mittwoch ist Walther Seinsch als Präsident zurückgetreten. Wie haben Sie Ihn kennengelernt?
Ohne ihn wäre der FCA nicht dort, wo er heute steht. Ich habe Seinsch als sympathischen und menschennahen Präsidenten kennengelernt.
Am Samstag gastiert der FCA am Rhein. Wie geht das Duell aus?
Ich tippe auf ein 1:1-Unentschieden.
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