Robin Dutt: Er kam, sah und zielte
Leverkusens neuer Trainer Dutt arbeitet akribisch und innovativ. Für einen Titel langt es aber trotzdem wieder mal nicht.
Die Macht am Rhein sind sie längst, eine Macht in Deutschland werden sie wohl nie. Bayer Vizekusen, aus Marketinggründen wurde der Name sogar schon patentiert, versucht es erneut mit einem Angriff auf die Spitze. Diesmal allerdings mit einer anderen Taktik. Nicht mit hochkarätigen Neuzugängen. Es kam kein Michael Ballack, der zwar aufgrund einer verletzungsfreien Vorbereitung und seiner unfreiwillig aufgelösten Partnerschaft mit der Nationalmannschaft fast wie ein Neuer zu behandeln ist, und es kam kein anderer ehemaliger Topstar. Die Mannschaft wurde gezielt verstärkt, mit jungen, hungrigen Spielern, beispielsweise Schürrle, Toprak oder auch Bellarabi. Es kam vor allem einer, der für Hoffnung unterm Bayer-Kreuz sorgt. Es kam Robin Dutt.
Mit dem SC Freiburg erreichte Dutt einen für die Breisgauer sensationellen neunten Platz. Dutt arbeitet akribisch und innovativ. Sein Ehrgeiz und seine strategischen Fähigkeiten etablierte die Badener nach dem gelungenen Aufstieg 2009 mittlerweile in der Bundesliga. Ein Erfolgstrainer also. Ein Charaktertyp, den die Bayer-Verantwortlichen für fähig halten, fähig genug, um endlich einen Titel nach Leverkusen zu holen. „Es macht wenig Sinn, nach Platz zwei in der Vorsaison jetzt Platz drei oder vier als Ziel auszugeben. Das verbietet sich sogar. Man darf ruhig den Wunsch hegen, auf Platz eins zu landen“, betonte der gebürtige Kölner bei seinem Amtsantritt.
Von dieser Zielsetzung lässt er sich auch nicht vom Abgang Arturo Vidals abbringen. Seit 2007 spielte der Chilene für den Werksklub und lief insgesamt 117-mal in der Bundesliga auf. Er lieferte eine überragende Saison unter Dutts Vorgänger Jupp Heynckes. In 33 Spielen erzielte er zehn Tore und legte zwölf Treffer auf. Immerhin brachte der Wechsel eine Millionensumme. Mit Juventus Turin erhielt zudem nicht der FC Bayern, der sehr interessiert war, den Zuschlag.
Mit dem Vidal-Transfer steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Leverkusen auf dem Transfermarkt tätig wird. Zum einen, weil der Kader (20 Feldspieler) dünn gestrickt ist, zum anderen, weil die Innenverteidigung nach der Pokalpleite in Dresden durchaus noch einen Qualitätsschub inklusive internationaler Erfahrung vertragen kann. Auf Vidals Posten im defensiven Mittelfeld wird sicher nicht nachgerüstet. Gonzalo Castro könnte die Position übernehmen und erstmals für Bayer da spielen, wo er am liebsten spielt. Trainer Dutt sagt: „Ich sehe ihn schwerpunktmäßig zentral.“ Er verspricht sich von Castro spielerische Potenz bei defensiver Zuverlässigkeit. Aber Dutt sagt auch: „Die Konkurrenz ist groß.“ Außer Castro warten Schwergewichte wie Kapitän Simon Rolfes oder Michael Ballack auf Einsätze, ebenso Lars Bender.
Fazit: Ein starker Kader, wie immer. Aber es reicht nicht zum Titel, wie immer. Platz 3
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