SOS in Niedersachen
Nach der vergangenen Sensations-Saison werden es die Hannoveraner nun umso schwieriger haben.
FCA-Geschäftsführer Andreas Rettig hielt mit Lobeshymnen nicht zurück. Zu Recht sprach Rettig in seiner Laudatio von Weitsicht, Kompetenz, Ehrlichkeit und Beharrlichkeit. Tugenden, die auf Hannover 96 und Jörg Schmadtke insbesondere zutreffen. Das Fußballmagazin „11Freunde“ hatte Hannovers starken Mann als „Manager des Jahres“ ausgezeichnet.
Nach einer sportlich und emotional sehr schwierigen Spielzeit 2009/2010, die gerade so mit dem Klassenerhalt endete, waren die Roten als große Überraschung in die Saison 2010/2011 gestartet, die bekanntermaßen auf dem sensationellen vierten Platz und damit der Europa-League-Qualifikation gipfelte. Jörg Schmadtke hatte nicht nur mit seiner enorm ruhigen Art im hektischen Transferfenster gepunktet, sondern mit seinen Verpflichtungen zudem ein goldenes Händchen bewiesen: Ron-Robert Zieler, Emanuel Pogatetz, Lars Stindl, „Moa“ Abdellaoue und Moritz Stoppelkamp stellten sich als Volltreffer heraus. An Schmadtkes Seite trägt Trainer Mirko Slomka den Löwenanteil am Erfolg der Niedersachsen – und das, obwohl die beiden in der Vergangenheit durchaus Meinungsverschiedenheiten durchzustehen hatten. Slomka verstand es wie kaum ein anderer, aus einer Mannschaft ohne Stars ein funktionierendes Kollektiv zu machen. Kaum eine Mannschaft schaltete so schnell von Abwehr auf Angriff um, fast kein anderer Sturm war derart effektiv. Nach der erfolgreichsten Bundesliga-Saison in der Klubgeschichte ist die Fan-Resonanz bei Hannover 96 so groß wie nie zuvor. Kurz vor dem Start in die neue Fußball-Spielzeit hat der Verein, der erstmals seit 19 Jahren wieder im Europapokal spielt, einen Rekord beim Dauerkartenverkauf aufgestellt.
Doch wie verkraftet Hannover 96 die Doppelbelastung mit dem internationalen Geschäft? Ähnlich wie bei Borussia Dortmund vermuten viele Experten einen Einbruch. Unter der Woche in der Ukraine oder Rumänien unterwegs, am Wochenende wartet der Bundesliga-Alltag. Neuverpflichtungen wie Henning Hauger (Stabaek), der Schalker Langzeitverletzte Christian Pander oder Artur Sobiech (Polonia Warschau) versprechen keine qualitative Aufwertung des Kaders – höchstens in der Breite. Die Erwartungshaltung bei den Fans und im Umfeld ist enorm. In Niedersachsen herrscht Aufbruchstimmung. Auch wenn die Macher auf die Euphoriebremse treten, die teilweise berauschenden Auftritte der vergangenen Bundesligasaison sind ein hoher Gradmesser. Die 96-Fans haben bereits beim „Champions of the Summer“-Saisonauftakt gepfiffen. Trotz eines beachtlichen 0:0 gegen Olympique Lyon. Ein paar schlechte Auftritte und es schrillen die Alarmglocken in Niedersachsen: SOS – Schmadtke oder Slomka?
Fazit: Gute Zeiten, schlechte Zeiten. 96 steht mit Europapokal vor einer schweren Saison. Platz 16
Die Diskussion ist geschlossen.