Zurück in die Hölle
Der 1. FC Kaiserslautern hat mit Srdjan Lakic seinen Torjäger verloren. Deshalb droht der Abstiegskampf.
Man sagt ja, die Deutschen können alles, aber nicht feiern. Das mag auf weite Teile des Landes zutreffen. Aber ganz bestimmt nicht auf die Pfalz. Von März bis Oktober ist die sonnigste Region der Republik ein einziges Weinfest. „Zehn Schoppen Schorle“ heißt die heimliche Pfälzer Hymne, denn genauso viele Weinmischgetränke verträgt der Eingeborene. Doch in den kommenden Monaten wird so mancher Neustädter, Bad Dürkheimer oder Kaiserslauterer unter seinem Limit bleiben. Der Pfälzer Wein 2011/2012 schmeckt nach Blut und Tränen.
Fürchtet zumindest der Autor dieser Zeilen, immerhin bekennender Freund der Pfalz und des 1. FC Kaiserslautern. Zu gut war das Jahr nach dem Aufstieg 2010. Trotz des großen Aderlasses schafften die Roten Teufel Platz 7 in der Bundesliga. Eine Sensation. Aber die sind sie ja gewohnt in der Pfalz, spätestens seit sie 1998 als Aufsteiger Meister wurden.
Doch da ist sie wieder, die alte Binsenweisheit, nach der das zweite Jahr im Oberhaus das schwerste ist. Zumal Trainer Marco Kurz mit Srdjan Lakic seinen Kapitän an den VfL Wolfsburg verloren hat. Der Kroate schoss sein Team mit 16 Treffern in die obere Tabellenhälfte – das war exakt ein Drittel aller Kaiserslauterer Tore. Dazu endeten einige Leihverträge. Mit Erwin Hoffer (5 Tore) machte sich ein gefährlicher Joker auf den Weg nach Frankfurt, Mittelfeldmotor Jan Moravek (ebenfalls 5 Tore) kehrte heim zum FC Schalke 04.
Die Neuzugänge haben durchwegs Perspektive. Ob aber der 21-jährige Stürmer Richard Sukuta-Paso aus St. Pauli, der bundesligaunerfahrene Olcay Sahan aus Duisburg oder der 19-jährige Grieche Konstantinos Fortounis sich im deutschen Oberhaus durchsetzen können, bleibt erst mal Spekulation. Ein großes Plus der Mannschaft: Der Abwehrverbund ist seit Jahren eingespielt. Die Torhüter Tobias Sippel und Kevin Trapp entstammen der eigenen Jugend, in der Abwehr kennen Dick, Amedick, Abel, Rodnei, Jessen und Bugera jedes Muttermal ihres Nebenmanns, als wäre es ihr eigenes. Vorausgesetzt, Teufel haben überhaupt Muttermale.
Nun ist es aber so, dass auch die eingespielteste Viererkette in die Jahre kommt und reißen kann. Bröckelt die Abwehrmauer, wird auch die von Christian Tiffert angetriebene Offensive nichts mehr reißen können. Und der Weg der Roten Teufel ginge zurück dorthin, wo er in den letzten Jahrzehnten immer wieder aufs Neue begonnen hat: in die Hölle der zweiten Liga. Dort können sie dann wieder nach vorne blicken, die Pfälzer Frohnaturen, und auf ihren Weinfesten zehn Schoppen Schorle trinken. Eine höllische Leistung: In der Pfalz fasst der Schoppen einen halben Liter.
Fazit: Die Aufstiegseuphorie in der Pfalz ist verflogen. Nächstes Jahr kehrt sie zurück, dank . . . Platz 17
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