Aichach reist ins Jahr 1115 zurück
Am Freitag beginnen die Mittelalterlichen Markttage. Im Jubiläumsjahr stehen sie ganz im Zeichen der Wittelsbacher. Ritter tragen Turniere aus, Händler bieten ihre Waren feil.
Mittelalterfeste haben Konjunktur. Ob Wertachbrucker Thorfest in Augsburg, „Friedberger Zeit“ oder Neuburger Schlossfest: Wer etwas für Ritter und Marketender, Gaukler und Spielleute übrig hat, kommt in der Region auf seine Kosten. Am nächsten Wochenende begibt sich Aichach auf Zeitreise: Drei Tage lang – von Freitag bis Sonntag – werden die Mittelalterlichen Markttage gefeiert. Seit 1997 finden sie alle drei Jahre statt.
Und dieses Mal geht die Reise direkt ins Jahr 1115. Graf Otto von Scheyern gelangt in den Besitz der Burg Wittelsbach und nennt sich fortan nach ihr – Otto von Wittelsbach. Am Freitag wird Graf Otto höchstselbst mit seinem Gefolge hoch zu Pferd in Aichach einreiten und damit die Mittelalterlichen Markttage eröffnen. Diese stehen ganz im Zeichen des „Wittelsbacher Jahres“, mit dem die Stadt schon das ganze Jahr über das Jubiläum „900 Jahre Wittelsbacher in Aichach“ feiert. Dafür schlüpft Bürgermeister Klaus Habermann in eine andere Rolle: Statt „Pfalzgraf“ trägt er diesmal den Titel „Edler Klaus“.
Drei Tage lang herrscht dann Markttreiben, bei dem allerlei mittelalterliche Waren, Speis und Trank feilgeboten werden. Rupfen und Stroh bestimmen das Bild in der historischen Altstadt. Handwerker arbeiten unter den Blicken der Zuschauer, unter anderem die „Historische Gilde der Drucker zu Kaltenberg“. Bei ihnen darf sich jeder, der genug Kraft für die Druckerpresse hat, eine Urkunde mit der Aichacher Stadtsilhouette drucken. Der Erlös geht an die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung.
Gaukler, Hexen und Tänzer auf sechs Bühnen
Ritter schlagen ihre Lager auf. Ein Höhepunkt des Festes werden die Turniere der Herzog-Tassilo-Ritter hoch zu Pferd sein, die extra Eintritt kosten. Die Jagd mit Greifvögeln, die im Mittelalter vor allem den Adel faszinierte, kann sich in Aichach auch der Normalbürger ansehen. Spielleute und Gaukler, Hexen und Tänzer sorgen auf insgesamt sechs Bühnen für Kurzweil. Dabei gibt es ein Wiedersehen unter anderen mit den schaurig aussehenden Spielleuten von Trollfaust. Die Hexe Roxana entführt die Zuschauer in eine Welt aus Mystik, Tanz und Artistik, während die Aichacher Hexe Beltana seltsame Zaubertränke braut.
Die Kaltenberger Moriskentänzer präsentieren in ihren hautengen Beinlingen ihre grotesken Sprung- und Schreittänze. Die Altbayerischen Theaterfreude verhandeln in der Öffentlichkeit einen Fall von Aufruhr und Gewalt gegen die Obrigkeit. Das Aichacher Volkstheater spielt mehrmals „Der Rossdieb“ von Hans Sachs.
Höhepunkte bei den Markttagen werden wieder die Umzüge sein. Drei gibt es an der Zahl – jeden Tag einen. Nach dem Fackelumzug am Freitagabend ziehen die Kinder am Samstagnachmittag durch die Stadt. Der große Festumzug beginnt am Sonntag um 14 Uhr. Für Kinder gibt es wieder ein eigenes Programm: das Kinderspectaculum im Spitalgarten, wo auch Ponys und sogar Kamele zum Reiten bereitstehen.
Auch in die Vergangenheit, aber nicht ganz so weit, führt eine Aktion der „Sainbacher Holzhüttn“, die allerlei aus Holz anbietet wie Kinderschwerter oder Pfeifinstrumente. An ihrem Stand am Tandlmarkt kann man mit der historischen D-Mark zahlen.
Die Mittelalterlichen Markttage auf einen Blick
Gefeiert wird Freitag von 18 bis 24 Uhr, Samstag von 11 bis 24 Uhr und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Die Tore sind bewacht. Der „Pflasterzoll“ (Eintritt) beträgt ohne Ritterturnier für Erwachsene für drei Tage sieben Silberlinge (Euro), für Gewandete und Jugendliche 5 Silberlinge. Kinder bis Schwerthöhe (1,20 Meter) haben freien Eintritt. Das Ritterturnier kostet für Erwachsene sieben Silberlinge, für Kinder bis zwölf Jahre drei Silberlinge.
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