Rekordsommer auf den Hütten bringt auch Probleme mit sich
Noch nie kamen so viele Gäste in die Berge wie heuer. Immer öfter sind Hütten am Wochenende deshalb überfüllt. Das hängt zusammen mit einer Entscheidung des Alpenvereins.
Zehn Prozent mehr Gäste als in früheren Jahren haben heuer auf den Alpenvereinshütten übernachtet. „Über diesen rekordverdächtigen Sommer freuen wir uns natürlich“, sagt Robert Kolbitsch vom Deutschen Alpenverein (DAV) in München. Der Besucher-Ansturm bringe auf einigen Hütten aber auch Probleme mit sich. Dennoch lehnt der Alpenverein eine Kapazitätserweiterung auf seinen 326 Unterkunftshäusern generell ab.
Besonders viele Wanderer und Bergsteiger kamen in der vergangenen Saison auf die Kemptner Hütte in den Oberstdorfer Bergen. Gut 21000 Übernachtungen wurden bis zum Herbst gezählt – so viele hat es laut DAV noch nie auf einer Alpenvereinshütte in einer Sommersaison gegeben.
Alpenverein: Eine Hütte ist kein Hotel
Der Ansturm auf die Kemptner Hütte hängt mit den beiden am Weg liegenden Routen zusammen: Einerseits gilt das Unterkunftshaus für viele als erste Station bei der einwöchigen Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran, andererseits ist die Hütte für viele Ausgangs- oder Endpunkt bei der Begehung des Heilbronner Wegs über den Allgäuer Hauptkamm.
Für die Hüttenwirte ist aber nicht nur die Menge der Gäste eine zunehmende Herausforderung. Vielmehr stellen viele Gäste auch immer höhere Ansprüche. Matratzenlager sind zunehmend unerwünscht, stattdessen wollen die meisten Wanderer in Betten nächtigen. „Das können wir auf fast 2000 Metern mitten im Hochgebirge nur sehr eingeschränkt bieten“, sagt Gabi Braxmair von der Kemptner Hütte. Laut Alpenverein sind sich aber die meisten Gäste bewusst, dass eine Hütte kein Hotel ist.
Zehn Millionen Euro Investitionen pro Jahr
Wie hoch die Kosten des Alpenvereins für eine umweltfreundliche Ver- und Entsorgung der Hütten sind, zeigt sich ebenfalls am Beispiel Kemptener Hütte. Dort ist seit vergangenem Sommer eine Abwasserleitung bis ins Tal nach Oberstdorf im Bau. Kostenpunkt: 2,6 Millionen Euro. Der DAV-Hauptverein investiert pro Jahr zehn Millionen Euro in den Erhalt seiner Hütten.
Trotz zeitweiliger Engpässe werde es keine Erweiterung der Schlafplatz-Kapazität auf Alpenvereinshütten geben, betont DAV-Pressesprecher Thomas Bucher. Vielmehr empfehle der Verein Wanderern dringend, „antizyklisch unterwegs zu sein“. Will heißen: Nicht immer an Wochenenden auf Tour sein, sondern möglichst auch die Tage unter der Woche nutzen! „Viele machen das bereits und das entspannt die Situation“, sagt DAV-Sprecher Bucher. „Die Bergsteiger sind flexibler geworden“, hat auch Moritz Zobel von der Alpininformation Oberstdorf festgestellt.
Oberstdorf erwartet den 400000. Gast des Jahres
Das gute Sommerwetter und der Wanderboom hätten im vergangenen Sommer mehr Urlauber in die Region gebracht, sagt Florian Speigl von Oberstdorf Tourismus. Ein deutliches Plus gebe es nicht nur bei den Gäste-Ankünften, sondern auch bei den Übernachtungszahlen. Zwar liegt noch keine offizielle Sommerbilanz vor, aber in Oberstdorf bahnt sich bereits ein Rekord an: Heute wird der 400000. Gast in diesem Kalenderjahr begrüßt. Beglückwünscht werde eine Familie aus Baden-Württemberg, sagt Speigl. In früheren Jahren sei der 400000. Gast meist erst in den Weihnachtsferien angekommen.
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