Euro-Rettung: Schlimmer geht's nimmer
Die Rettung der Euro-Krisen-Länder Griechenland und Portugal wird richtig teuer. Doch nur darin sind sich die deutschen Zeitungen einig. Die Pressestimmen.
Die Pressestimmen zur Euro-Rettung:
"Rheinpfalz": "Schlimmer geht's nimmer: Als wäre die Lage für Portugal und Griechenland nicht schon ernst genug, werden die Rettungsaktionen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) durch die spektakuläre Verhaftung von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn noch zusätzlich belastet. Immerhin haben die Euro-Finanzminister allen Widrigkeiten zum Trotz gestern das Hilfspaket für Portugal auf den Weg gebracht.Ein Grund zum Durchatmen ist das allerdings nicht."
"Westfalen-Blatt": "Die Portugiesen bekommen Unterstützung, die Griechen müssen sie sich erarbeiten. Für das Land wird es eng: Spart es so viel, wie es nach Ansicht der EU sparen sollte? EU-Währungskommissar Oli Rehn kritisiert die griechischen Reformbemühungen als unzureichend. Allein dass er dies öffentlich und deutlich tut, ist bemerkenswert. Bislang war der Ton eher vornehm zurückhaltend, ja typisch diplomatisch. Die nächste Kredittranche über zwölf Milliarden Euro soll im Juni ausgezahlt werden. Die Griechen haben es in der Hand, sie ausgehändigt zu bekommen. Sollten sie sich nicht reformwillig zeigen, steht ihnen eine Umschuldung bevor. Deren Tragweite kann niemand abschätzen."
"Leipziger Volkszeitung": "Verschoben ist nicht aufgehoben. Oder doch? Dass die EU-Finanzminister ohne Dominique Strauss-Kahn nur über die zweite Kreditrunde für Griechenland berieten, ist keine Vorentscheidung für eine Kehrtwende beim 750 Milliarden Euro schweren Rettungsschirm. Der IWF-Chef sitzt wegen eines Sexskandals in U-Haft. Ein Strategiewechsel des Währungsfonds ist damit aber nicht verbunden, zumal die Hilfen für Portugal abgesegnet worden sind. Strauss-Kahn hat stets als Protagonist der Rettungspläne gegolten, während Finanzminister Wolfgang Schäuble gestern eine Umschuldung erwog."
"Neues Deutschland": "Auch mehr als ein Jahr nach Beginn der Euro-Schuldenkrise versuchen die Finanz- und Geldpolitiker, sich das Problem per Durchlavieren vom Halse zu schaffen. Nachdem man es zunächst mit Aussitzen versucht hatte, hangelt man sich seither von Notpaket zu Notpaket, die inzwischen nicht mehr ad hoc, sondern nach einem 'Europäischen Stabilitätsmechanismus', so die offizielle Bezeichnung, gepackt werden. Der technokratische Begriff soll vermutlich auch die eigene Ratlosigkeit überspielen. Denn wie die wohl anstehende zweite Kreditrunde Griechenlands zeigt, ist man von einer Lösung noch immer weit entfernt. (...) Bei dem Problem, wie man zu gesunden öffentlichen Haushalten kommt, bleibt ein dickes Fragezeichen. Das Prinzip heißt Ratlosigkeit."
"Badische Zeitung": "Der Währungsfonds kann sich eine Führungskrise nicht leisten in einer Zeit, da seine Experten die Finanzkrisen in Griechenland, Portugal und anderswo unter Kontrolle bringen sollen. Und Frankreichs Sozialisten dürfen nicht riskieren, über Gebühr lange einem möglichen Sexualverbrecher die Treue zu halten. Sie gefährden sonst all ihre Wahlchancen. So dürfte es um Strauss-Kahns Karriere geschehen sein - auch weil frühere Vorkommnisse dem aktuellen Vorwurf Glaubwürdigkeit verleihen. Selbst wenn sich sein angebliches Alibi doch noch bewahrheiten sollte, den Makel des Frauenbelästigers wird Strauss-Kahn nicht mehr los."
"Westfälische Rundschau": "Das Unternehmen 'Rettet den Euro' wird richtig teuer. Es braucht gigantische Milliardenbeträge, um Griechenland, Irland und Portugal nachhaltig aus der Misere zu helfen, und es braucht einen langen Atem, um die Abwärtsspirale von Überschuldung, Wirtschaftsabschwung und Sozialabbau zu durchbrechen. Jedoch: Es führt kein Weg daran vorbei. Die Alternativen würden noch erheblich teurer. Die maroden Volkswirtschaften aus der Eurozone auszuschließen, hätte unweigerlich eine drastische Abwertung der dann wieder nationalen Währung zur Folge. Die Länder könnten ihrer Schulden gar nicht mehr Herr werden. Letztlich würde das den Euro ruinieren; es sind auch deutsche und französische Banken, bei denen die hoch verschuldeten Partner tief in der Kreide stehen."
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