Flüchtlinge brauchen Jobs! Und wir brauchen Flüchtlinge, die arbeiten
Erfolge am Stellenmarkt kosten viel Geld und brauchen Geduld. Es gibt aber auch Hürden, die es unnötig schwer machen. Warum wir sie schnell abbauen sollten.
Die meisten wollen einfach arbeiten. Die meisten sind hoch motiviert. Doch Flüchtlinge in Arbeit zu bringen ist ein mühsames Geschäft. Denn längst hat sich gezeigt, dass es nicht nur Sprachbarrieren gibt. Selbst ausgebildete Asylbewerber bringen in der Regel nicht die Qualifikation mit, die hierzulande nötig ist. Viele der Flüchtlinge haben psychische Probleme. Und es sind auch Analphabeten dabei. Nein, schnell und ohne enorme Kosten lösen Flüchtlinge den Fachkräftemangel nicht. Das ist bekannt.
Flüchtlinge bringen Chancen für unsere Gesellschaft
Wer allerdings daraus schließt, dass sich das Engagement erst gar nicht lohnt, missachtet nicht nur unsere humanitäre Pflicht. Er vertut die Chance, die diese Menschen langfristig darstellen: Es sind überwiegend junge, arbeitswillige Leute, die unsere alternde und schrumpfende Gesellschaft stützen können. Wer das als romantische Idylle abtut, dem sei ein Blick auf die Kehrseite der Medaille geraten: Sollen all die Flüchtlinge, die ja da sind und weiter kommen, gezwungen werden, ewig untätige Bittsteller zu sein? Damit würde man die Basis für gewaltbereite Gettogesellschaften legen. Zumal zu einer menschenwürdigen Unterbringung nicht nur ein sicheres Dach und Nahrung gehören, sondern auch die Möglichkeit zu arbeiten, etwas zu lernen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Wer jetzt halbherzig nur an einzelnen Schrauben dreht, mal da mehr Sprachkurse, mal dort ein Integrationsprojekt fördert, der wird dieses Zaudern später bereuen. Die hohen Kosten, die eine gute Integrationspolitik erfordert, können sich erst später auszahlen, werden dann aber zum Wohlstand der gesamten Gesellschaft beitragen.
Zumal Deutschland beste Voraussetzungen hat, Flüchtlinge beruflich Fuß fassen zu lassen: Die Konjunktur läuft. Der Arbeitsmarkt zeigt sich seit Jahren robust. Die Unternehmen rufen nach fleißigen, qualifizierten Beschäftigten. Wir haben ein vorbildliches duales Ausbildungssystem, das Praxis und Theorie vereint und so geradezu prädestiniert ist, auch Menschen, die sich schwerer tun, Schritt für Schritt anspruchsvolle Tätigkeiten beizubringen. Viele Unternehmen sind offensichtlich bereit, den langen Weg einer Qualifizierung auf sich zu nehmen.
Flüchtlinge brauchen Sprachkurse
Von diesen Betrieben muss es noch viel mehr geben. Das ist die Grundlage für das Gelingen von Integration. Diese Firmen brauchen aber nicht nur genügend Experten vor Ort, die ihnen bei allen Problemen zur Seite stehen. Sie brauchen auch Sicherheit. Die Betriebe müssen sich darauf verlassen können, dass Menschen, die sie ausbilden, die sie qualifizieren und beschäftigen, einige Jahre dableiben dürfen. Was den Betrieben nicht zugestanden werden darf, sind Sonderregelungen beim Mindestlohn. Denn damit würde man den Arbeitsmarkt spalten. Befristete finanzielle Zuschüsse sind hier besser.
Was die Politik bisher versäumt hat zu schaffen, sind Strukturen, die eine Jobvermittlung beschleunigen. Denn Computersysteme müssen beispielsweise kompatibel sein. Nötig sind mehr Mitarbeiter auf allen Ebenen und gute Sprachkurse. Außerdem müssen letztere allen Flüchtlingen offenstehen. Was es dagegen gibt, sind viele bürokratische Hürden, die eine erfolgreiche Zusammenarbeit behindern.
Die bisherigen Vermittlungszahlen sind ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie belegen, wie aufwendig es ist, herauszufinden, was der einzelne Flüchtling wirklich kann, wo er einsetzbar ist. Erfolgskarrieren gibt es, es sind aber noch wenige. Davon brauchen wir mehr. Denn die Menschen haben nicht nur eine Chance verdient, wir brauchen sie auch als Arbeitskräfte.
Die Zahlen bei der Vermittlung sind ein Tropfen auf den heißen Stein
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