Lufthansa kann jetzt auch Billig-Airline
Was Airberlin und Ryanair können, kann die Lufthansa jetzt auch: Die Fluggesellschaft ändert ihre Tarife. Reisende fliegen damit zunächst einmal günstiger - zahlen aber für Extras.
Die Lufthansa ändert ihr Tarifsystem für Europaflüge. Nach dem Vorbild von Billigfliegern enthält das günstigste Ticket ab dem 1. Oktober nicht mehr das Recht, einen Koffer kostenlos aufzugeben. Der Einstiegspreis verringert sich so um 10 auf 89 Euro, wie das Unternehmen am Montag in Frankfurt berichtete.
Was steckt hinter den Lufthansa-Flugtickets Light, Classic, Flex?
Für Kurz- und Mittelstreckenflüge der Lufthansa gibt es künftig drei Preiskategorien: "Light", "Classic" und "Flex". Dabei gilt: Je günstiger der Grundpreis des Tickets ist, desto weniger Service ist inbegriffen. Für aufgegebenes Gepäck oder eine Umbuchung muss dann zum Beispiel extra bezahlt werden.
Ab wann gelten die neuen Preise bei Lufthansa?
Ab 1. Oktober 2015. Verkauft werden die Tickets ab morgen.
Was hat das Unternehmen davon?
Die Lufthansa kann künftig die Preise noch stärker als bisher differenzieren. Die Hoffnung ist, die Flüge so besser auszulasten und unterm Strich mehr Gewinn zu erzielen. Denn jeder nicht verkaufte, leere Platz in einem Flugzeug tut den Airlines richtig weh. Die mangelnde Ertragskraft ist eins der großen Probleme der Lufthansa, die als etablierte Fluggesellschaft mit höheren Kosten als ihre jüngeren Konkurrenten kalkulieren muss.
Profitiert auch der Kunde?
Billigflieger wie Ryanair und Easyjet haben im vergangenen Jahrzehnt den Markt kräftig aufgemischt und Fliegen für viele Menschen erst erschwinglich gemacht. Auch Lufthansa-Flüge sollen mit dem neuen Preismodell für einige Passagiere günstiger werden. Die Entwicklung in der Branche hat aber auch eine Schattenseite: Zwar können die Kunden ihre Reise inzwischen direkt im Internet buchen und Preise selbst vergleichen. Doch parallel ist ein wenig transparentes Preiswirrwarr mit "Service-Entgelten" und anderen mysteriösen Zusatzgebühren entstanden. Außerdem kann sich der Preis für einen Flug online ständig ändern.
Warum sind die neuen Preise für die Lufthansa ein so großer Schritt?
Für die meisten Kunden dürfte das Preismodell kaum gewöhnungsbedürftig sein. Doch die Lufthansa hatte bisher versucht, sich von den Billigfliegern abzuheben und damit das Image aus alten Zeiten zu bewahren, als Fliegen auch in der Economy-Klasse noch einen Hauch von Luxus hatte. Zumindest die Getränke und Snacks an Bord sollen daher auch künftig umsonst bleiben. Bei den Billigfliegern zahlen die Passagiere dafür meist extra.
Stehen für Lufthansa-Kunden noch weitere Änderungen bevor?
Der Konzern hatte bereits angekündigt, dass Flugtickets unabhängig von dem neuen Preismodell ab September 16 Euro teurer werden, wenn sie über ein globales Vertriebssystem (GDS) erstellt werden. Das ist bisher bei rund 70 Prozent der Tickets der Fall - zum Beispiel, wenn sie über Reisebüros, aber auch auf manchen Internet-Portalen gebucht werden. dpa/AZ
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