Schröder kritisiert kurze Baby-Pause von Yahoo-Chefin
Familienministerin Schröder kritisiert die neue Yahoo-Chefin, die nur wenige Wochen in Mutterschutz geht. Sie selbst nahm sich drei Monate frei.
Heute kann Kristina Schröder feiern: Die Bundesfamilienministerin wird 35 Jahre alt. Doch politisch läuft es für sie derzeit alles andere als gut. Schröder hat sich beim Thema Frauenquote viele Feindinnen gemacht, weil sie Unternehmen nicht verpflichten, sondern eine flexible Quote einführen will. Auch die Diskussionen um das Betreuungsgeld waren für sie, die einst als Frau mit Zukunft in der CDU gehandelt wurde, nicht unbedingt förderlich. Und zuletzt musste die junge Politikerin für ihr Buch „Danke, emanzipiert sind wir selber“ viel Kritik einstecken. Jetzt geht sie in die Offensive und weist Kritik an ihrer Politik und ihrer Person energisch zurück. „Die Anfeindungen kommen aus bestimmten Ecken, sie stehen nicht für die Mehrheit. Und ich werde meine Haltung auch nicht aufgeben“, sagte Schröder in einem Interview mit Spiegel Online.
Mutterschutz nicht nur medizinisch sinnvoll
Gleichzeitig scheut sie jedoch nicht davor zurück, selbst auszuteilen: Schröder kritisiert die neue Yahoo-Chefin Marissa Mayer, weil diese nur eine kurze Babypause machen will. „Ich respektiere diesen persönlichen Schritt von Frau Mayer, aber ich sehe es mit großer Sorge, wenn prominente Frauen öffentlich den Eindruck erwecken, der Mutterschutz sei etwas, das eigentlich gar nicht notwendig ist“, sagte Schröder. „Die Mutterschutzzeit ist absolut richtig, und zwar bei weitem nicht nur in medizinischer Hinsicht“, fügte sie hinzu.
Mayer, die im Oktober ihr erstes Kind erwartet, leitet seit Mitte Juli den angeschlagenen Internetkonzern. Im Interview mit dem US-Magazin Fortune betonte sie, ihr Mutterschutzurlaub werde nur einige Wochen dauern, und sie werde während dieser Zeit weiter arbeiten. Daran stört sich Schröder, die als erste Bundesministerin in der Geschichte ihr Amt ruhen ließ, um in Mutterschutz zu gehen. Die CDU-Politikerin blieb im Sommer 2011 sechs Wochen vor der Geburt ihrer Tochter und acht Wochen danach zu Hause. „Damit hat sie genau so viel Auszeit genommen, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist“, sagt ihr Sprecher Christoph Steegmans. In dieser Zeit habe Schröder neben der Arbeit im Ministerium auch ihr Bundestagsmandat ruhen lassen. „Sie war in diesen drei Monaten nicht im Parlament“, sagt Steegmans. Elterngeld und Elternzeit habe die Familienministerin aber nicht in Anspruch nehmen können, weil die Regelung für Abgeordnete nicht gelte – sie könnten sich nicht beurlauben lassen.
Die 14 Wochen Auszeit habe Schröder nicht als Luxus empfunden, sondern als notwendig, fügt ihr Sprecher hinzu und beschwichtigt: Die Ministerin habe die Yahoo-Chefin nicht persönlich angegriffen. Schröder sehe die kurze Mutterschutzzeit kritisch, weil es viele Nachahmer geben könnte. „Es geht ihr um die Wirkung, wenn Prominente so etwas in der Öffentlichkeit darstellen“, betont Steegmans.
Schröder verurteilt Druck auf Frauen
Schröder selbst sagt: „Wenn man Kinder hat, dann will man auch Zeit mit ihnen verbringen, auch in einem Top-Job, sonst droht man, todunglücklich zu werden.“ Sie verurteilte den wachsenden Druck auf Frauen: „Es wird, gerade in den Medien, oft ein Bild gezeichnet von den Supermüttern, die vier Wochen nach der Geburt schon wieder den perfekten After-Baby-Body haben und Familie und Beruf problemlos unter einen Hut kriegen.“
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