Demenz: Können VR-Brillen den Krankheitsverlauf verlangsamen?
Ärzte wollen mit Hilfe von Virtual-Reality-Brillen eine neue Therapiemethode für Demenz-Patienten schaffen. Dazu wurde das Projekt "Krefeld im Wirtschaftswunder" ins Leben gerufen.
An einem Krefelder Klinikum können Demenzpatienten erstmals virtuell in ihre eigene Vergangenheit reisen. Software-Entwickler haben hierfür eigens eine 360-Grad-Version einer historischen Straßenszene rekonstruiert. Die Patienten können sich darin mithilfe einer Virtual-Reality-Brille umsehen und sich sogar in der vertrauten Umgebung bewegen.
Die Technik wird von den Patienten bislang gut angenommen, freut sich Chefarzt Friedhelm Caspers vom Krefelder Klinikum. "Das ist ganz toll für die alten Menschen", sagt er. "Man schafft tatsächlich eine Brücke in die Gegenwart. Und man kommt anschließend darüber ins Gespräch."
Weil ein Vater einer der Firmengründerinnen an Demenz erkrankt ist sind die Entwickler auf die Idee gekommen, Virtual-Reality-Brillen als Demenztherapie einzusetzen. Der Vater habe sich trotz Demenz in Krefeld noch gut ausgekannt.
Demenz: VR-Brille könnte Krankheitsverlauf verlangsamen
Tatsächlich sei diese Methode im Rahmen sogenannter Biografie-Arbeit durchaus sinnvoll, bestätigt auch Susanna Saxl von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. "Dabei wird versucht, positive Erinnerungen und Lebensfreude zu wecken. Das kann den Krankheitsverlauf verlangsamen", so Saxl. Der Einsatz dieser Technik sei allerdings eher im frühen Stadium der Krankheit sinnvoll.
Zwar gebe es auch die Gefahr, dass die Patienten durch den schnellen Wechsel zwischen Realität und Fiktion verwirrt würden. Man habe jedoch laut Saxl mit Computerspielen - beispielsweise mit virtuellem Kegeln an der Spielkonsole - bereits gute Erfahrungen gemacht.
Die gemeinnützige Vereinigung von Spielern und Produktherstellern hat das Projekt mit dem Titel "Krefeld im Wirtschaftswunder" gemeinsam mit den Ärzten des Krankenhauses und einem Entwickler-Team ins Leben gerufen.
Bei der Therapiemethode mit Virtual-Reality-Brillen ist vor allem der anschließende Austausch mit anderen Menschen wichtig, da die Erinnerung allein nicht helfe, so Saxl.
VR-Brillen-Therapie: Eine Heilung der Krankheit ist noch nicht in Sicht
Nach Angaben der Alzheimer-Gesellschaft ist die Zahl der Demenz-Kranken in Deutschland in den vergangen Jahren kontinuierlich gestiegen. So seien 2004 geschätzt etwa eine Millionen Menschen von der Krankheit betroffen gewesen, aktuell seien es etwa 1,6 Millionen. Für das Jahr 2050 prognostizieren die Experten gar eine Verdopplung auf rund drei Millionen Patienten.
Trotz dieser drastischen Entwicklung ist eine Heilung der Demenzerkrankung noch nicht in Sicht. "Bei den Medikamenten sind wir im Grunde seit zehn Jahren nicht weiter gekommen", beklagt Saxl. Eine Zeit lang schaffen es die alten Erinnerung zwar, das Vergessen zu verdrängen. Aufhalten können sie die Demenz allerdings noch nicht. dpa/AZ
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