Die Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas
Bei einem Skiunfall erlitt Michael Schumacher ein Schädel-Hirn-Trauma. Nun liegt er im Koma. Welche Komplikationen drohen nach der Verletzung? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Mit "Schädel-Hirn-Trauma" bezeichnen Ärzte Schädelverletzungen, bei denen auch das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Häufig gehen damit eine Prellung oder Verletzung der Kopfschwarte und des knöchernen Schädels einher.
Es entsteht "im Prinzip durch eine äußere Gewalteinwirkung, bei der Schädel und Hirn verletzt werden", erklärt der Geschäftsführer des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen (BDC), Jörg Ansorg. Die Bandbreite bei einem Schädel-Hirn-Trauma reicht laut Ansorg von einer leichten Gehirnerschütterung bis zu schweren Verletzungen.
Mögliche Folgen der Kopfverletzung können Koma, Bewusstseinstrübung, Krampfanfälle oder Erbrechen sein. Kurz nach einem Schädel-Hirn-Trauma können auch geübte Mediziner die Folgen nur mit großer Ungenauigkeit abschätzen, heißt es in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie.
Bei Hirnblutungen besteht das Risiko bleibender Schäden
Röntgen- und CT(Computer-Tomographie)-Aufnahmen eines Schädel-Hirn-Trauma-Patienten zeigen, ob und welche Regionen des Schädelinneren betroffen sind. Bei bewusstlosen Patienten müssen Blutungen im Schädel unterstellt werden, was die Sauerstoffversorgung des empfindlichen Hirns gefährdet - in solchen Fällen droht das Risiko bleibender Schäden.
Michael Schumacher war am Sonntag im Skigebiet Méribel gestürzt und mit dem Kopf auf einen Stein geprallt. Bei dem 44-Jährigen wurden nach Angaben seiner Ärzte in Grenoble Blutergüsse im Schädelinnereren, Gehirnprellungen und Schwellungen im Gehirn festgestellt. Er wurde operiert und befand sich am Montag in einem künstlichen Koma.
Schädel-Hirn-Trauma: Druck im Kopf muss reduziert werden
"Anders als etwa bei einem verletzten Knöchel kann die Schwellung sich nicht nach außen ausdehnen, weil der Schädel dies verhindert", beschreibt Ansorg ein mögliches Problem bei einem Schädel-Hirn-Trauma. Die Ärzte müssten also versuchen, den Druck im Kopf zu reduzieren. Dies könne durch eine Operation geschehen, "bei der zum Beispiel kleinere Löcher in den Schädel gebohrt werden, um einen Bluterguss abzusaugen".
Daneben sind auch intensivmedizinische Maßnahmen denkbar. "Es wird beispielsweise die Körpertemperatur heruntergekühlt, damit etwa eine Hirnschwellung abschwellen kann", sagt Ansorg. Das funktioniere ähnlich wie die Kühlung einer äußeren Schwellung.
Auch ein künstliches Koma sei eine weitere Maßnahme, "damit das Gehirn nicht durch äußere Reize in Mitleidenschaft gezogen wird und die lebenswichtigen Funktionen wie Atmung und Kreislauf optimal eingestellt werden können".
Schumachers Gesundheitszustand unklar
Zu den Genesungschancen von Schumacher wollten sich die Ärzte in Grenoble nicht äußern. Sie machten aber deutlich, dass er den schweren Unfall ohne Skihelm nicht überlebt hätte. "Jemand, der so einen Aufschlag ohne Helm erlitten hätte, hätte es sicherlich nicht mehr zu uns geschafft", sagte der Leiter der Intensivstation der Uni-Klinik, Jean-François Payen.
Pro Saison verletzen sich dem Berufsverband zufolge rund 43.000 deutsche Skifahrer im In- und Ausland auf der Piste so schwer, dass sie in eine Klinik gebracht werden müssen. Mehr als 3000 von ihnen erleiden demnach schwere Kopfverletzungen. AZ, afp
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