Experten befürchten wieder erhöhtes Vogelgrippe-Risiko
Zehntausende Tiere wurden während der Vogelgrippe-Epidemie vergangenen Winter notgeschlachtet. Im Sommer verschwand der Virus. Kommt er zurück? Das erwarten Experten.
In den vergangenen Monaten ist die Vogelgrippe-Epidemie in Europa deutlich abgeflaut. Aber: Gebannt ist die Gefahr nicht, befürchten Experten. Vereinzelte Fälle gibt es noch - dazu befürchtet das Friedrich-Löffler-Institut (FLI), dass das Risiko für eine Verbreitung wieder größer wird. Das bestätigte Sprecherin Elke Reinking im Gespräch mit unserer Redaktion.
In den vergangenen Wochen habe es wieder mehrfach Nachweise des Virus gegeben. In Niedersachsen habe man eine infizierte Wildente gefunden, bei drei Schwänen in Sachsen-Anhalt sei der Virus H5N8 ebenfalls festgestellt worden.
Bei solchen Einzelfällen drohe noch keine Epidemie, wie vergangenen Winter. Aber sie zeigen: Komplett aus der Welt ist der Virus nicht - wird er sich wieder flächendeckend verbreiten können?
Vogelgrippe: Virus H5N8 nicht aus der Welt
Zumindest die Voraussetzungen dafür seien gut, meint Reinking. Maßgeblich seien in diesem Zusammenhang zwei Faktoren:
Zugvögel: Derzeit ziehen wieder viele Vögel in Richtung Süden. Auf dieser Reise machen sie Rast - unter anderem in Deutschland. Vor allem Wasservögel seien anfällig für den Vogelgrippe-Virus. Beliebte Rastplätze können so zu Infektions-Horten werden. Gefährdet seien dabei typischerweise die Küsten, aber auch Regionen mit vielen Seen oder das Umfeld des Bodensees.
Wetter: Zu der "Zugvogel-Problematik", wie Reinking es nennt, kommt das Wetter. Der Vogelgrippe-Virus verbreite sich häufig über den Kot. Im Sommer würde dieser schneller vertrocknen, der Virus könne so kaum noch weiter übertragen werden. Das ist einer der Gründe, wieso im Sommer kaum etwas von der Vogelgrippe zu hören war. Das herbstliche, feucht-kalte Wetter nun sei grundsätzlich besserer Nährboden für eine Verbreitung.
H5N8: Bedingungen für Verbreitung der Vogelgrippe wieder besser
Nur bei guten Bedingungen können sich sogenannte "Infektionsketten" bilden, die dann auch wieder Geflügel-Betriebe erreichen könnten. Dabei handelt es sich - Stand jetzt - lediglich um Szenarien. Aber: "Die Bedingungen für eine Verbreitung sind wieder besser", sagt Reinking. In den kommenden Tagen will das Institut auf dieser Grundlage eine aktualisierte Risikoeinschätzung veröffentlichen.
Von November 2016 bis Mitte Mai 2017 wurden in Deutschland insgesamt 1150 Fälle bei Wildvögeln und 107 Ausbrüche bei gehaltenen Vögeln (92 Geflügelhaltungen und 15 Zoos oder Tierparks) gemeldet. Europaweit waren 29 Staaten betroffen. Zehntausende Tiere mussten notgeschlachtet werden. Damit sei die Geflügelpest-Epidemie die bislang schwerste und am längsten andauernde in Europa überhaupt, hieß es vom FLI.
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