Multiresistenter Keim kostet weiteren Patient das Leben
Im Universitätsklinikum Kiel (UKSH) sind inzwischen insgesamt zwölf Menschen an dem multiresistenen Bakterium Acinetobacter baumannii gestorben. Die Verunsicherung ist nun groß.
Der Klinikchef des Uni-Klinikums Kiel (UKSH), Jens Scholz, hat am Montag bei einer Pressekonferenz erklärt, dass sich die Zahl der Todesfälle von Trägern des multiresistenten Keims Acinetobacter baumannii auf zwölf erhöht hat. Bei drei dieser Todesfälle kann nicht ausgeschlossen werden, dass das resistente Bakterium für den Tod ursächlich gewesen sei, so Scholz.
Obwohl bei den übrigen neun Fällen definitiv ausgeschlossen werden kann, dass der multiresistente Keim ursächlich für den Tod war, ist die Verunsicherung groß. Nicht nur Patienten und Angehörige haben Angst vor Acinetobacter baumannii, sondern auch die Krankenhäuser. Viele nehmen keine Patienten mehr auf, die in der Uni-Klinik Kiel waren. Seit Mitte Dezember wurde bei insgesamt 31 Patienten der resistente Erreger festgestellt, aktuell liegen 16 positiv getestete Patienten im UKSH.
Multiresistentes Bakterium: Acinetobacter baumannii darf sich nicht verbreiten
Bei den meisten der betroffenen Patienten des UKSH ist das Bakterium, das gegen fast alle Antibiotika resistent ist, nur "kolonisiert" festgestellt worden. Acinetobacter baumannii befand sich als auf oder in dem Körper, ohne Symptome zu verursachen. Der erste Übeträger des multiresistenten Keims war vermutlich ein 74-Jähriger, der nach einem Unfall erst in der Türkei behandelt und dann ins UKSH verlegt worden ist. Jetzt soll der Keim-Befall im Klinikum möglichst schnell beseitigt werden.
Vorwürfe mangelnder Hygiene oder unzureichenden Personals wies Scholz vehement zurück. Um das multiresistente Bakterium nicht weiter zu verbreiten, wird in Kiel das sogenannte Abstrich-Regime verschärft: Kontaktpersonen müssen in Abständen von sieben Tagen dreimal auf den Keim getestet werden, bevor sie entlassen werden können. Experten warnen vor dem erst 15 Jahre bekannten Bakterium, das in den USA bereits für mehrere Hundert Tode verantwortlich war. dpa/sh
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