Sind Lebensmittel für Kinder in der Werbung überwiegend ungesund?
Laut einer Studie von Foodwatch sind 90 Prozent der Lebensmittel, die für Kinder beworben werden, ungesund. Die Lebensmittelwirtschaft streitet dies ab.
Seit 2007 gibt es Rahmen einer EU-Initiative eine Abmachung mit zahlreichen Lebensmittelherstellern. In dieser haben sie versichert, bestimmte Regeln bei Marketing einzuhalten, das an Kinder gerichtet ist. Laut der Verbraucherorganisation Foodwatch sollen dadurch nur noch Lebensmittel, die bestimmte Nährwertanforderungen erfüllen, an Kinder unter zwölf Jahren beworben werden. In einer Studie will Foodwatch nun herausgefunden haben, dass die Produkte, die für Kinder beworben werden, trotzdem noch überwiegend ungesund sind.
90 Prozent der beworbenen Produkte für Kinder sind ungesund
Die Studie untersuchte 281 Produkte. Trotz der Selbstverpflichtung erfüllen laut Foodwatch gerade einmal 29 der getesteten Produkte die Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ausgewogene Kinderlebensmittel. Das sogenannte Nährstoff-Profiling der WHO hilft dabei, Lebensmittel je nach ihrem Gehalt an Fetten, Zucker und Salz in Kategorien einzuteilen. 90 Prozent davon entsprächen nicht den WHO-Kriterien und sollten damit auch nicht an Kinder vermarktet werden.
Marketing an Kinder muss gesetzlich geregelt werden
Zusammen mit der Deutschen Adipositas Gesellschaft, der Deutschen Diabetes Gesellschaft und diabestesDE fordert die Verbraucherorganisation nun eine gesetzliche Regelung. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) müssten dafür sorgen, dass an Kinder gerichtetes Marketing nur noch für Lebensmittel erlaubt werde, die den WHO-Kriterien entsprechen. Rein freiwillige Maßnahmen reichten offenbar nicht aus.
Der Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Dietrich Garlichs, erklärte, die meisten als Kinderlebensmittel bezeichneten Lebensmittel seien "schlichtweg Süßigkeiten". "Marketing für 'Kinderlebensmittel' muss per Gesetz eingedämmt werden, sonst werden wir die Welle der Fehlernährung und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nicht stoppen", erklärte Garlichs.
Lebensmittelwirtschaft kritisiert Studienergebnisse
Die Lebensmittelwirtschaft wies die Studie als "effektheischend" und "unseriös" zurück. "Foodwatch verunglimpft sichere und qualitativ hochwertige Lebensmittel aufgrund von Nährwertprofilen, die eine reine Empfehlung und keine verpflichtende Vorgabe darstellen, erst vor wenigen Monaten veröffentlicht und zudem in einem intransparenten Verfahren bestimmt wurden", erklärte Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde.
Es würden wissenschaftlich nicht belegte Kausalzusammenhänge behauptet. So blieben die Autoren der Studie etwa die Antwort schuldig, warum 94 Prozent der Kinder in Deutschland nicht adipös sind, obwohl sie den gleichen medialen, gesellschaftlichen und gesetzlichen Bedingungen ausgesetzt sind, wie die sechs Prozent betroffenen adipösen Kinder. Die Einteilung von Lebensmitteln in gut und schlecht oder gesund und ungesund sei ernährungswissenschaftlich nicht begründbar. AFP
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