Vogelgrippe-Erreger entwickelt besorgniserregend schnell Resistenzen
Einer chinesischen Studie zufolge wird das H7N9-Virus zunehmend resistent gegen gebräuchliche Medikamente wie Tamiflu. Bisher wird es aber nicht von Mensch zu Mensch übertragen.
Rückschlag bei der Bekämpfung der Vogelgrippe: Erstmals ist in klinischen Versuchen die Behandlung von Patienten an der Resistenz des H7N9-Erregers gegen handelsübliche Medikamente gescheitert. Forscher der chinesischen Fudan-Universität in Shanghai beschreiben in einem am Dienstag veröffentlichten Beitrag für die britische Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" entsprechende Ergebnisse bei drei mit dem Virus infizierten Patienten. Demnach bildeten sich genetische Mutationen des H7N9-Erregers, gegen die Grippe-Medikamente wie das bekannte Tamiflu mit dem Wirkstoff Oseltamivir offenbar machtlos sind.
Drei von 14 Vogelgrippe-Patienten resistent gegen herkömmliche Medikamente
"Die augenscheinliche einfache Ausbildung der Resistenz beim H7N9-Virus ist besorgniserregend", schrieben die Autoren der Studie. Das Forscherteam hatte die Behandlung von 14 infizierten Patienten untersucht, die im April in Shanghais Krankenhäuser eingeliefert worden waren. Bei dreien dämmte die Behandlung mit üblichen Grippe-Medikamenten den Virusbefall nicht ein, woraufhin eine Immunität vermutet wurde. Bei einer genetischen Untersuchung des Virus' fanden die Wissenschaftler ihren Verdacht bestätigt und stießen auf charakteristische Mutationen.
Tamiflu-Behandlung hat Resistenz ausgelöst
Die Resistenz sei "wahrscheinlich das Resultat einer Behandlung mit Tamiflu", hieß es weiter. Die Behandlung an sich könnte demnach eine Immunität gegen das einzig verfügbare Mittel verursachen. Normalerweise ermöglichen Medikamente wie Tamiflu bei H7N9-Erkrankungen die Virenlast zu reduzieren und die Genesung der Patienten herbeizuführen. Zum Zeitpunkt der Studienübermittlung an das Fachblatt waren zwei der betroffenen Patienten schon verstorben. Ein dritter musste mit einem künstlichen Beatmungsapparat am Leben gehalten werden.
H7N9 wird bisher nicht von Mensch zu Mensch übertragen
In China hat das Vogelgrippevirus H7N9 seit Februar schon zu 37 Todesfällen geführt. Seit der ersten offiziellen Meldung Ende März wurden 130 Menschen vor allem im Osten des Landes mit dem Virus infiziert. in den vergangenen zwei Wochen wurden nach Angaben der Regierung in Peking vom Montag keine Neuinfektionen registriert. Als Überträger der Krankheit machten chinesische Wissenschaftler Geflügel aus. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind bislang nicht bekannt.
Eines der tödlichsten Grippeviren
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört H7N9 zu den tödlichsten Grippeviren, die bisher nachgewiesen wurden. Es führt zu schweren Lungenentzündungen mit Fieber, Husten und Atemproblemen. Bislang starben etwa 20 Prozent der Patienten an dem Virus. Die Vogelgrippe-Variante H5N1 weist eine Todesrate von 58 Prozent auf. dpa/AZ
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