Wegen Angst vor Hysterie: Vogelgrippe-Todesfälle in China kaum erwähnt
Das ganze Ausmaß der Vogelgrippe in China ist unklar. Viele Infektionen bleiben unentdeckt, zudem wird Erreger H7N9 in den Medien aus Angst vor Hysterie meist totgeschwiegen.
"Vogelgrippe gibt es nur im Süden oder Osten, aber nicht hier in Nordchina", erklärt die Händlerin auf dem belebten Sanyuanli-Markt in Peking beschwichtigend. Sie hat gerade zwei Hühnerbrüste verkauft. Ob sie weiß, dass ein Toter im Nordwesten nun eine Ausbreitung der Vogelgrippe in ganz China vermuten lässt? Die Gesundheitsbehörden jedenfalls haben inzwischen landesweit Alarm geschlagen.
Mehr als 50 Menschen sind seit November in China an Folgen einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus H7N9 erkrankt, elf Menschen sind nachweislich daran gestorben. Doch die Tendenz geht nach oben, und auch die Dunkelziffer könnte groß sein, weil die Geflügelpest bei Menschen symptomatisch einer Grippe ähnelt und oftmals gar nicht erkannt wird. Im Winter und Frühjahr sind die Menschen anfällig, außerdem sind Zugvögel unterwegs - eine besonders gefährliche Zeit.
Chinesisches Neujahrfest: Wird die Vogelgrippe sich massiv verbreiten?
Bereits vor einer Woche hat das staatliche Gesundheitsamt zu erhöhter Vorsicht aufgerufen. Gerade zum chinesischen Neujahrsfest im Februar reisen Hundert Millionen Chinesen mit überfüllten Bussen und Zügen. Deswegen ist die Angst vor einer Verbreitung des Vogelgrippe-Erregers H7N9 besonders groß. In den betroffenen Provinzen sind Zehntausende Tiere getötet worden, die Märkte wurden geschlossen. Statt frischem sollte gefrorenes Fleisch gegessen werden.
Trotz großer Angst vor der Vogelgrippe seitens der Regierung ist die Berichterstattung durch die zensierten Staatsmedien spärlich. Denn nicht nur die Angst vor H7N9 ist groß, sondern auch die Furcht vor großen Verlusten in der Geflügelindustrie. Im vergangenen Winter hat die Vogelgrippe zu einem Verlust von umgerechnet über fünf Millarden Euro geführt. dpa/sh
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