Sperrgebiet in Lützelburg
Jugendtheater „Iuvenis“ wagt sich mit „Alles nur Show“ in den Container
Gablingen Der TSV Theater- und Sportverein in Lützelburg ist bekannt für seine aufwendigen Kindertheater und die Freilichtbühne. Um auch Jugendlichen das Schauspiel zu ermöglichen, gibt es seit zwei Jahren das Jugendtheater „Iuvenis“. Regisseurin Cornelia Müller ist stolz auf die jungen Darsteller, die jede Menge Text zu lernen hatten und diesen überzeugend, ihrer Rolle entsprechend, darboten.
Seit gut einem halben Jahr haben sie für das Stück „Alles nur Show“ von Jenny Wölk geprobt. Die Mühe hat sich gelohnt. Nach einem halbstündigen Vorspann von Katharina Müller geht der Vorhang für die CGS Container Group Show auf. Das Konzept dürfte den meisten Zuschauern bekannt sein, denn es ist ähnlich der Fernsehsendung Big Brother. Die sechs Teilnehmer machen aus den unterschiedlichsten Gründen mit und die Beweggründe sind für den Zuschauer nicht immer sofort erkennbar. Somit bleibt das Stück spannend. Es geht um Ausgrenzung, Ausländerfeindlichkeit, Vorurteile, Schicksale, Lebensziele und Träume. Die Moderatorin (Katharina Jung) wird per Videoprojektor eingeblendet. Täglich müssen die Insassen des Containers bei Spielen punkten. Die Spiele zielen jedoch auf die Schwächen der Teilnehmer ab, um sie an ihre eigenen Grenzen zu bringen. Anfangs kann noch jeder sein Gesicht waren. Am Ende ist das nicht mehr wichtig.
Mit musikalischen Einlagen, Tanz, Videoanimationen und Darstellern, die ihre Rollen unglaublich überzeugend spielen, wird das tiefsinnige Theaterstück zu einem wahren Genuss. Ob Jule (Katharina Müller), die aufgrund ihrer Behinderung im Rollstuhl sitzt, Ajoscha (Julius Pfahler), der sehr überzeugend einen jungen Russlanddeutschen abgibt, oder Samantha (Patricia Thomas) mit ihrer herrlichen Passage aus William Shakespears „Romeo und Julia“ – sie alle beweisen schauspielerisches Talent. Ebenso „Fiesling“ Thorsten (Johannes Christi), „Mister-B“ (Tobias Müller) und die in sich gekehrte Cathleen (Jessica Wendel).
Ein Bauzaun und Graffiti
Das Theaterheim wurde innen mit einem echten Bauzaun und sehr gelungenem Graffiti (Annika Stegmüller) zum Sperrgebiet erklärt. Die Autorin des Stückes, Jenny Wölk, ist mit ihren 25 Jahren noch recht jung. Dementsprechend nah ist der Inhalt der Aufführung am Impuls der Zeit und spiegelt die Probleme junger Menschen heute realistisch wider. Auswahl, Darstellung und Bühnenbild sind rundum gelungen und die Aufführung absolut sehenswert. Die Zuschauer waren bei der Premiere, die eine überraschende Wende am Schluss mit sich bringt, begeistert.
Termine und Infos Weitere Aufführungen gibt es am Samstag, 8., Sonntag, 9., Samstag, 15., und Sonntag, 16. Oktober. Beginn jeweils um 19 Uhr im Theaterheim Lützelburg. Jugendliche zahlen vier Euro Eintritt, Erwachsene sieben. Im Internet: www.tsvluetzelburg.de
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