4000 Läufer trotzen der Hitze
Der Stadtlauf färbte die Augsburger Innenstadt am Sonntag orange. Die Hitze machte vielen zu schaffen, führte aber kaum zu Problemen.
Sonntagmittag, 12.30 Uhr, City-Galerie. Der 14. Augsburger Stadtlauf neigt sich dem Ende zu. Erstmals am heutigen Tag kehrt ein wenig Entspannung unter den rund 4000 Läufern, davon 1125 Kinder, ein. Trotzdem: Noch immer liegt Schweiß in der Luft, dazu diese ganz besondere Heute-richtig-was-geschafft-Stimmung. Eine Mischung aus Stolz, Erschöpfung und Glücksgefühlen ist das. Lachen, lockere Gespräche und Schulterklopfen soweit das Auge reicht.
Auch die Sanitäter geben sich zufrieden. „Es ist nichts passiert, was wir nicht erwartet hätten“, sagt Raphael Doderer, Johanniter-Pressesprecher. 35 Einsätze gab es heute, die meisten wegen hitzebedingter Kreislaufprobleme. Damit alles glatt gehen konnte, hatten 130 Helfer Augsburg in eine Rennstrecke verwandelt. Weil viele Polizisten beim G-7-Gipfel in Elmau waren, mussten die fehlenden Kräfte beim Sportlauf durch den Verkehrssicherungs-Verein ACO ausgeglichen werden. Gemerkt haben die Läufer das kaum. Ihnen ging anderes durch den Kopf. Einige Starter und ihre Geschichten:
Der Schnellste Nein, professioneller Laufsportler sei er keineswegs, sagt David Roanhorse und lacht. Eigentlich laufe er nur für sich selbst. Im April zog der 19-Jährige aus den USA zu seiner Schwester nach Deutschland. „Auf den Stadtlauf bin ich auf Google gestoßen“, erklärt der Halbmarathon-Gewinner. Der Wettkampf hier gefalle ihm, die Strecke sei wunderschön. Am liebsten würde er gleich hier wohnen bleiben. Aber da ist diese Sache mit der Sprache, die sei so schwierig. Immerhin: Sein Vokabular genügte, um sich durch das deutschsprachige Anmeldeformular zu kämpfen. „Wer sich auskennt, macht das mit Leichtigkeit“, sagt der Jungsportler. Und da klingt Stolz in seiner Stimme mit – auch auf seine Leistungen: Die 21,1 Kilometer legte er in einer Stunde, 15 Minuten und 50 Sekunden zurück. „Und das bei der Hitze!“
Der Jüngste Ob er heute wirklich mitlaufe, stehe noch nicht fest, sagt Gennaro Oswald vor dem Startschuss. Soweit er eben kommt. Hauptsächlich ist der Dreijährige wegen seines Bruders dabei – der läuft sogar schon die ganze Strecke. Laufen ist Gennaros Lieblingssport. Laufen und Hüpfen. Sogar trainiert hat Gennaro mit seinem Bruder. Wie das Training denn so ausgesehen habe? Gennaro macht es vor und beginnt, stolz über den Platz zu marschieren. Oberkörper durchgestreckt, Muskeln angespannt.
Die Älteste Wie viele Marathons Rita-Maria Mayer bereits gelaufen ist, weiß sie nicht mehr. Dabei begann sie den Laufsport erst mit Mitte 40. Ihre Tochter, Katja Mayer, Iron-Man-Läuferin und Organisatorin des Augsburger Stadtlaufs, ist Schuld daran. Zusammen machten die beiden sich ans Training, vier- bis fünfmal die Woche. Wechselnde Längen, wechselnde Geschwindigkeiten. Mit 55 absolvierte Mayer ihren ersten Marathon. Zahlreiche weitere folgten. Wegen eines Innenbandrisses ist die Sportlerin heute allerdings nur walkend unterwegs. Aber ohne Stöcke! „Ich kann das Geklappere nicht haben“, sagt Mayer lachend.
Die Reisenden 260 Kilometer, so viel legten Andrea und Armin Bleass für den Augsburger Stadtlauf zurück. Die beiden Sportler aus dem Kreis Tuttlingen sind Halbmarathon-Reisende. Sie trainieren zusammen, laufen zusammen und wollen zusammen die Welt sehen. In New York, Kapstadt, Stockholm, Berlin und etlichen anderen Städten waren sie bereits. „Und ganz egal, wohin man kommt, unter Läufern ist man immer gleich willkommen und fühlt sich wohl.“
Der Transporter Die Mutter musste arbeiten, der Vater wollte laufen. Schwierig, wenn gleichzeitig zwei Kinder behütet werden müssen. Schwierig, aber nicht unmöglich: So schob Markus Kristen seine Zwillinge, Maximilian und Charlotte, 16 Monate alt, kurzerhand vor sich her, den ganzen Halbmarathon lang. Die Kleinen sind die Ruckel-Touren des Vaters bereits gewohnt: Geht Kristen Joggen, nimmt er seine Kinder meistens mit. Entsprechend gelassen nahmen die beiden denn auch den Stadtlauf. Die ersten fünf Kilometer schauten sie aufgeregt umher, danach schliefen sie einfach ein. Der Wettbewerb in Kindesbegleitung werde trotzdem nicht zur Gewohnheit. „Die beiden werden ja von Mal zu Mal schwerer.“
Die Diskussion ist geschlossen.