Allein unter Heiden
Der Aichacher Johannes Schiltberger war 30 Jahre lang Gefangener des osmanischen und mongolischen Heeres. Seine Aufzeichnungen faszinieren bis heute die Wissenschaft
Er war Aichacher, Knappe eines glücklosen Kreuzzugsritters und nach dessen Tod dreißig Jahre lang Gefangener osmanischer und mongolischer Herrscher. Johannes Schiltberger, geboren 1380, hatte sich mit 15 als Knappe dem Kreuzritter Leonhard Reichartinger aus München angeschlossen, der sich mit den Ungarn in den Kampf gegen die vorrückenden Osmanen stürzte. Der Ritter fiel – wie 12000 weitere Kreuzfahrer 1396 bei der Schlacht von Nikopolis im heutigen Bulgarien. Schiltberger geriet in osmanische Gefangenschaft, diente Sultan Beyazid bis 1402 als Läufer und Kavallerist, bevor er bei Ankara in die Hände des berüchtigten Mongolen-Chans Timur Lenk (Tamerlan) fiel. Bis zu seinem 45. Lebensjahr kämpfte er für wechselnde tatarische und mongolische Herrscher in Tessaloniki, Gallipoli, Armenien, Abchasien, Persien, Aserbaidschan, Bagdad und Jerusalem. Tausende Kilometer legte er zu Fuß, auf Pferden und Kamelen zurück. 1417 bis 1422 landete er schließlich bei dem Turkstamm der „Goldenen Horde“, deren Herrschaftsgebiete bis in den Kaukasus reichten. Er sah Schlittenhunde, Kamele und Giraffen. Am Hofe der „Goldenen Horde“ erlebte er, wie eine Frau in Begleitung ihrer 4000 bewaffneten Kämpferinnen die Auslieferung eines gefangenen Tataren verlangte, der zuvor ihren Mann umgebracht haben sollte. Vor Schiltbergers Augen zog sie ihr Schwert und köpfte den Gefangenen. Schiltberger konnte erst 1426 mit weiteren 60 Christen aus Bursa über das noch christliche Konstantinopel zurück nach Bayern fliehen.
Dass er überhaupt überlebte und auch noch immer im nächsten Umfeld der Herrscher militärisch Karriere machen konnte, erstaunt Historiker. Manche halten es für wahrscheinlich, dass ihm ein Übertritt zum Islam das Leben rettete. Klaus Wolf, Professor für Deutsche Literatur und Sprache des Mittelalters an der Universität Augsburg, fand in seinen Forschungen bisher keine Hinweise darauf. Aber das Reisebuch, das Schiltberger nach seinen Abenteuern in München verfasste, war dem Türken- und Islambild seiner Zeit weit voraus. „Im Gegensatz zu den großen mittelalterlichen Dichtern Wolfram von Eschenbach und Walter von der Vogelweide wusste Schiltberger, dass der Islam keine Vielgötterei ist. Er hatte ziemlich genaue Kenntnis von der Biografie Muhammads und beschrieb Teile des muslimischen Ritus sehr exakt“, erläutert Wolf.
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